Neuer Karstadt-Chef greift durch

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Kahlschlag bei Karstadt: Sechs Häuser sollen noch 2015 geschlossen werden. Bei zwei Kaufhäusern in Hamburg-Billstedt und Stuttgart gehen die Lichter aus. Betroffen sind auch zwei Modeshops und zwei Schnäppchenmärkte.

Der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl greift durch: Sechs Häuser des Krisenkonzerns sollen noch 2015 geschlossen werden. Unmittelbar nach seiner Ernennung durch den Aufsichtsrat kündigte der 51-jährige Manager das Aus für zwei klassische Warenhäuser in Hamburg-Billstedt und Stuttgart bis Mitte nächsten Jahres an. Außerdem sollen die Filialen der auf junge Mode spezialisierten Kette „K-Town“ in Köln und Göttingen sowie die Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt/Oder ihre Tore schließen. Nach Angaben des Betriebsrates könnten von den angekündigten Schließungen bis zu 240 Arbeitsplätze betroffen sein. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2000 Stellen geplant.

Fanderl betonte: „Die Sanierung wird uns viel abverlangen. Ohne zum Teil sehr schmerzliche Entscheidungen wie auch Filialschließungen wird es nicht gehen, um das Überleben des Gesamtunternehmens zu sichern.“ Man habe aber in kürzester Zeit ein Zukunftskonzept erarbeitet, mit dem das Unternehmen strategisch neu ausgerichtet werden könne. Bereits im nächsten Jahr sollten einzelne neue Warenhaus-Konzepte an den Start gehen.

Die Lücke wurde gefüllt

Der Karstadt-Aufsichtsrat berief den 51-jährigen Manager am Donnerstag zum neuen Konzernchef und füllte damit nach drei Monaten die durch den überraschenden Abgang von Eva-Lotta Sjöstedt hinterlassene Lücke. Fanderl war bisher Aufsichtsratsvorsitzender der Warenhauskette.

Seinen Posten übernahm Wolfram Keil, der als Vertrauter des Karstadt-Eigentümers René Benko gilt und auch Geschäftsführer der für das Handelsgeschäft zuständigen Benko-Firma Signa Retail GmbH ist. Keil kündigte einen „tiefgreifenden und umfassenden Wandel“ des Unternehmens an. Sanierung und Zukunftskonzept bedingten sich gegenseitig. „Wir stehen erst am Anfang eines langen Prozesses“, sagte er.

240 Jobs sind weg

Der Karstadt-Gesamtbetriebsratchef Hellmut Patzelt sprach von einem „dunklen Tag für die Beschäftigten“. An den sechs betroffenen Standorten hätten damit heute bis zu 240 Mitarbeiter die Mitteilung bekommen, dass sie ihre Jobs verlieren. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2000 Stellen in den übrigen Warenhäusern und der Zentrale geplant. Karstadt hat derzeit noch insgesamt 17 000 Beschäftigte. Der für Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzende Arno Peukes sagte, nach wie vor sei die Zukunft von 21 Warenhäusern, die rote Zahlen schreiben, ungewiss. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft würden alles daran setzen, diese Häuser zu erhalten. Die nächste Aufsichtsratssitzung sei für Anfang nächsten Jahres geplant.

Karstadt-Eigentümer Benko signalisierte unterdessen einem Medienbericht zufolge erneut Interesse an einer Übernahme der Warenhauskette Kaufhof. Der Kaufpreis solle bei 2,5 Milliarden Euro bis 2,7 Milliarden Euro liegen, schrieb die „Lebensmittel Zeitung“ unter Berufung auf Insider. Konkrete Verhandlungen über einen Verkauf der Metro-Tochter hätten jedoch noch nicht begonnen.

Ein Sprecher des österreichischen Benko-Unternehmens Signa wies die Meldung zurück. „Der Bericht entbehrt jeder Grundlage. Die Signa konzentriert sich zusammen mit dem Management von Karstadt voll und ganz auf das Sanierungs- und Zukunftsprogramm für die Karstadt Warenhaus GmbH“, erklärte Signa-Sprecher Robert Leingruber. Der Kaufhof-Mutterkonzern Metro lehnte eine Stellungnahme zu „Marktgerüchten und Spekulationen“ ab.