Ski-Geschichte: Hirscher übertrifft Girardelli

Ski-Geschichte: Hirscher übertrifft Girardelli
(Reuters/Srdjan Zivulovic)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Marcel Hirscher ist der beste Skirennfahrer seit Jahren. Mit dem sechsten Gesamtsieg im Weltcup nacheinander schreibt er ein weiteres Kapitel Ski-Geschichte und übertrifft den bisherigen Rekordhalter Marc Girardelli aus Luxemburg. In Kranjska Gora trotzt er den Bedingungen und macht den Coup frühzeitig perfekt.

An Marcel Hirschers historischem Sieg gab es eigentlich kaum noch Zweifel – und dennoch schien der Österreicher überrascht über den frühzeitig festgemachten sechsten Triumph im Gesamtweltcup.

„Bist du sicher?“, fragte der Ski-Star in Kranjska Gora eine Interviewerin, als sie ihm unmittelbar nach einem höchst komplizierten Riesenslalom bei Regen und Nebel zum Tageserfolg und zugleich auch zum vorzeitigen Gewinn der großen Kristallkugel gratulierte. „Ich war in Mathematik nie gut“, witzelte Hirscher.

„Das Unschaffbare ist machbar geworden“

Nach einer kurzen Verwirrung und Rücksprache mit seinen Betreuern ließ sich der Ausnahmesportler dann aber erleichtert feiern, bei der Siegerzeremonie genoss er am Samstag lächelnd den Augenblick. Dank eines Vorsprungs von 504 Punkten auf seinen ersten Verfolger ist Hirscher der Weltcup-Gesamtsieg bei noch ausstehenden fünf Rennen nicht mehr zu nehmen. „Geniales Gefühl, Wahnsinn, das Unschaffbare ist machbar geworden“, jubelte der Rekord-Athlet nach dem Sieg.

Zwei Tage nach seinem 28. Geburtstag schrieb der Salzburger Ski-Geschichte und sicherte sich als erster Alpin-Athlet sechsmal in Serie den Gesamtweltcup. Er stellte die Bestmarke seiner Landsfrau Annemarie Moser-Pröll ein – allerdings benötigte diese für die sechs Pokale mehr als sechs Winter. „Es ist einfach unvorstellbar, was der Mensch leistet“, sagte Moser-Pröll der Nachrichtenagentur APA.

24 Jahre nach Girardelli

In der Herren-Statistik ließ Hirscher Marc Girardelli aus Luxemburg hinter sich. Der hatte den Gesamtweltcup 1985, 1986, 1989, 1991 und 1993 gewonnen. Der gebürtige Österreicher war in seiner Karriere für den Luxemburger Skiverband gestartet und hatte auch 1987 die Luxemburger Staatsangehörigkeit erhalten. Girardelli gewann ebenfalls zahlreiche WM-Medaillen und 1992 zwei olympische Silbermedaillen für Luxemburg. Er ist einer von wenigen männlichen Fahrern, die Siege in allen Ski-Alpin-Disziplinen vorzeigen können und seine Vielseitigkeit sorgte dafür, dass sein Rekord an Gesamtweltcup-Siegen lange unerreicht blieb.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schon an diesem Wochenende klar mache“, räumte Hirscher ein. Weil die Verfolger wie Kjetil Jansrud und dessen norwegischer Teamkollege Henrik Kristoffersen jeweils nicht alle noch ausstehenden Rennen der Saison bestreiten werden, war der vorzeitige Gesamtsieg des Österreichers schon vor dem Kranjska-Gora-Wochenende quasi sicher. Gratulationen hatte der akribische Sportler bislang aber nicht entgegengenommen.
Das änderte sich am Samstag.

Grenzwertig

Bei einem grenzwertigen Riesenslalom zeigte der beste Techniker der vergangenen Jahre und sechsmalige Weltmeister seine Klasse und verwies Leif Kristian Haugen aus Norwegen (+0,46) und den Schweden Matts Olsson (+0,67) auf die Plätze. Im Slalom am Sonntag (09.30/12.30 Uhr) kann Hirscher die nächste Kristallkugel gewinnen – es wäre seine insgesamt 14. – und damit völlig ohne Druck zum Saisonfinale nach Aspen fliegen.