Mittwoch17. Dezember 2025

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„Wir haben keinen Druck“

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Zum zweiten Mal in seiner noch jungen Karriere spielt Miralem Pjanic am Freitagabend gegen das Land, in dem er Fußball spielen lernte.

Beim Aufeinandertreffen zwischen Bosnien-Herzegowina und Luxemburg steht für den Neuzugang des AS Rom die Qualifikation für die Barragepartie auf dem Spiel. Druck verspürt der
Mittelfeldstar der Mannschaft vom
Balkan jedoch keinen.

Steckbrief Miralem Pjanic

o Geboren am 2. April 1990 in Tuzla (damals SFR Jugoslawien, heute Bosnien-Herzegowina)

o Vereine: FC Schifflingen (bis 2004), FC Metz (2004-2008), Olympique Lyon (2008-2011) AS Rom (seit September 2011)

o Nationalmannschaft: 25 A-Länderspiele (3 Tore) für Bosnien-Herzegowina; 12 U17-Länderspiele (5 Tore) für Luxemburg

o Position: Mittelfeldspieler

o Größe: 1,80 Meter

Wiedersehen macht Freude

Als Miralem Pjanic 2007 bei der U17-Europameisterschaft in Luxemburg noch für die FLF-Auswahl auflief, standen auch vier aktuelle Nationalspieler mit ihm auf dem Platz. Es waren dies: Lars Gerson, Gilles Bettmer, Mathias Jänisch und Tom Siebenaler. Im gleichen Team waren auch Massimo Martino, der sich zurzeit von seiner Verletzung erholt, und Michel Kettenmeyer, der im Moment nicht von Nationaltrainer Luc Holtz berücksichtigt wird.

Seit Montag weilt der 21-jährige Miralem Pjanic in Sarajevo. Am Abend versammelte sich die Mannschaft in der bosnischen Hauptstadt und am Dienstag (04.10.) beginnt das Training zur Vorbereitung auf das Länderspiel am Freitag.

Tageblatt: Miralem, der Tag des Spiels nähert sich mit großen Schritten. Hast du schon Anrufe oder Kurznachrichten von deinen Freunden aus Luxemburg erhalten?

Miralem Pjanic: „Ja, ich habe schon mit Ben Payal und Joël Kitenge gesprochen. Mit den beiden habe ich noch den meisten Kontakt. Wenn ich in Luxemburg bin, unternehmen wir öfters etwas zusammen.“

Dein Freund Joël Kitenge ist verletzungsbedingt nicht dabei, enttäuscht dich das?

„Ja, das ist schade. Er war sehr motiviert, gegen uns zu spielen. Wir haben noch vor einiger Zeit über das Spiel geflachst. Uns verbindet eine gute Freundschaft.“

Hattest du in letzter Zeit die Möglichkeit, dir ein paar Spiele in Luxemburg anzusehen?

„Ich verfolge den Luxemburger Fußball nicht mehr so intensiv, weil mir einfach die Zeit fehlt und die Spiele auch nicht übertragen werden. Im Sommer habe ich mir aber ein Spiel von Jeff (Strasser, d. Red.) in Käerjeng angesehen.“

Die luxemburgische Nationalmannschaft hat erst kürzlich gegen Albanien gewonnen. Wie schätzt du die Entwicklung der letzten Monate ein?

„Wir müssen uns hundertprozentig auf diesen Gegner vorbereiten. Auf dem Papier sind wir zwar nach wie vor besser. Aber das bedeutet überhaupt nichts. Wir müssen uns beweisen und das Spiel wird enorm schwer für uns.“

Der neue Nationaltrainer Luc Holtz lässt offensiver spielen als Vorgänger Guy Hellers. Hast du diese Entwicklung mitbekommen?

„Jeder Trainer hat seine eigene Fußball-Philosophie. Dieser Stil birgt aber auch seine Risiken. Wir sind jedenfalls bereit.“

Im Hinspiel war die Partie bereits nach einer Viertelstunde entschieden. Wäre ein ähnliches Szenario optimal, um euch für das wichtige Spiel gegen Frankreich am 11. Oktober zu schonen?

„Für uns ist das wichtigste Spiel das gegen Luxemburg. Denn dort können wir uns für das Barragespiel qualifizieren. Wenn wir das geschafft haben, können wir weiter nach vorne schauen. Natürlich werden wir versuchen, die Begegnung am Anfang zu entscheiden, aber das Wichtigste sind die drei Punkte.“

Das Spiel gegen Luxemburg findet in der „Hölle von Zenica“ statt. Wie wichtig ist es, diese entscheidende Spiel im Bilino-Polje-Stadion zu spielen?

„Das ist unsere Heimat, dort spielen wir am liebsten. Die Zuschauer geben uns Kraft, indem sie uns 90 Minuten nach vorne peitschen. Es ist immer wieder schön, dort anzutreten.“

Fanatische Fans erhöhen aber gleichzeitig auch den Druck auf euch Spieler?

„Wir machen uns keinen Druck, aber wir wissen, dass es um den Barrageplatz geht.“

Viele Spieler, die gegen ihren Ex-Verein spielen, jubeln bei einem Tor eher verhalten. Wie verhält es sich damit bei dir?

„Ich werde alles geben, damit wir gewinnen und würde natürlich auch gerne ein Tor beisteuern. Aber beim Jubel muss ich mich kontrollieren, obwohl ein Treffer ein sehr spezielles Gefühl ist. Aber ich respektiere Luxemburg immer noch sehr.“

Anderes Thema: Vor fast genau einem Monat bist du von Olympique Lyon zum AS Rom gewechselt. Wie ist der Wechsel so schnell zustande gekommen?

„Drei bis vier Tage vor Ablauf der Transferperiode hat mich Rom zum ersten Mal kontaktiert. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, da ich davon ausgegangen bin, ein weiteres Jahr in Lyon zu bleiben. Der Verein und der Trainer wollen mich unbedingt, das hat den Ausschlag gegeben.“

Du wurdest aber auch zur Roma transferiert, weil Lyon in finanziellen Schwierigkeiten steckte und das Geld einfach brauchte. Fühlt man sich in einer solchen Situation nicht als Spekulationsobjekt?

„Das ist leider so im Fußball, daran kann ich nichts ändern. Aber natürlich habe ich gemerkt, dass Lyon das Geld gebraucht hat.“

Nun bist du in Rom. Wie hast du die Umstellung bislang gemeistert?

„Eine neue Liga, ein neues Land und eine neue Sprache sind eine große Herausforderung, aber auch Gründe für den Wechsel gewesen. Der italienische Fußball ist taktischer und kontrollierter. Aber wir spielen sehr offensiv, das gefällt mir. Mit der Zeit werde ich mich schon an alles gewöhnen.“

In der italienischen Hauptstadt sehen dich schon einige als Nachfolger des legendären Francesco Totti.

„Es ist eine große Chance für mich, mit ihm zusammenzuspielen. Er ist hier ein Idol. Aber Totti ist vor allem ein Fußballer mit vielen Qualitäten, von dem ich noch viel lernen kann. Im Moment mache ich mir keine Gedanken, ob ich sein Nachfolger sein kann. Francesco hat noch zwei Jahre Vertrag und ich habe noch jede Menge Zeit.“

Zurück nach Luxemburg. Nach dir hat es kein Nachwuchsspieler, der in Luxemburg ausgebildet wurde, zum Profi geschafft. Wo liegt das Problem?

„Das ist vor allem eine Kopfsache. Jeder sollte an sich glauben und das Beste aus sich machen. Jeder Spieler sollte immer den Willen haben, sich zu verbessern. Wichtig ist es, den Trainern zuzuhören und immer respektvoll zu bleiben. Die richtige Vorbereitung auf das Training und das angepasste Verhalten nach einer Einheit fehlen oft in Luxemburg.“

Wer kann denn den Sprung ins Profilager schaffen?

„Ich kenne nicht alle jungen Spieler, aber Mirza Mustafic (13 Jahre, FC Metz, d. Red.) kann ein sehr guter Spieler werden. Er hat enorme Qualitäten. Es wird ein langer Weg für ihn, aber ich hoffe, dass er die Lust am Fußball behält.“

Zum Schluss noch ein Tipp: Wie wird das Spiel am Freitag ausgehen?

„Ein 1:0-Sieg reicht uns.“