Kein Allheilmittel

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Sechs BGL-Ligue-Vereine haben sich im Laufe der Saison für einen neuen Trainer entschieden, vier dieser Coaches wurden in der Winterpause (oder unmittelbar nach dem Rückrundenauftakt) ausgetauscht. Während René Roller am Mittwoch perfekt aus den Startblöcken gekommen ist, haben zwei Übungsleiter zu Beginn ihrer Tätigkeit in Luxemburg einen weitaus schwereren Stand.

Im April 2011 befasste sich Spiegel online mit einer damals erschienenen Studie der Universitäten aus Münster und Kassel, der zufolge Trainerwechsel ein ziemlich sinnloses Unterfangen seien. Dadurch ändert sich die Stärke der Mannschaft an sich nämlich nicht. Die wissenschaftliche Arbeit, die sich mit über 150 Trainerentlassungen zwischen 1963 und 2009 in der deutschen Bundesliga beschäftigte, kommt zur Schlussfolgerung, dass sich die Situation über einen längeren Zeitraum auch unter dem alten Übungsleiter verbessert hätte – da eine Mannschaft nicht immer nur Pech haben könnte.

Neue Impulse, frischer Wind

Im Amt seit:

F91: Dino Toppmöller seit dem 1. Juli 2016
Progrès: Paolo Amodio seit dem 18. Oktober 2016
D03: Pascal Carzaniga seit dem 1. Juli 2016
Hostert: Henri Bossi seit dem 23. März 2016
Fola: Thomas Klasen seit dem 4. Februar 2018
RMHB: Dan Santos seit dem 1. Juli 2016
Jeunesse: Marc Thomé seit dem 7. März 2017
Mondorf: Arno Bonvini seit dem 21. April 2013
RFCUL: Patrick Grettnich seit dem 6. November 2017
UT Petingen: Baltemar Brito seit dem 8. Januar 2018
Rodange: Domenico Micarelli seit dem 20. Dezember 2017
Rosport: René Roller seit dem 18. Februar 2018
Strassen: Roland Schaack seit dem 25. August 2017
US Esch: Pedro Resende seit dem 1. Juli 2016

Warum wechselt man dann trotzdem den Trainer? Neue Impulse, frischer Wind, andere Ideen oder kein Durchkommen mehr zu den Spielern – kurzum, ein Neuanfang: Die Erklärungen der Vereinsdirigenten sind oft identisch. Die Entscheidung, es mit einem neuen Coach zu versuchen, birgt Risiken. Vor allem, wenn die Ziele hoch sind. Dies war mit der Einstellung von Thomas Klasen der Fall. Cyril Serrezdszum, der seit dem Weggang von Jeff Strasser alleine dienstältester Coach der BGL Ligue war, nur zwei Wochen vor dem Rückrundenstart durch einen 34-Jährigen zu ersetzen (für den es die erste Station als alleinverantwortlicher Trainer ist), ist ein Wagnis gewesen.

Das Auftaktprogramm hatte es dann auch gleich in sich, mit dem Escher Derby und einem Spitzenspiel gegen den Titelkandidaten Progrès Niederkorn. „Das war allerdings ein Vorteil. So weiß man, woran man ist“, erklärte Sportdirektor Pascal Welter. „In diesen zwei Spielen hat man bereits deutliche Änderungen gesehen, sei es bei dem klaren Spielplan, der Dynamik oder der Arbeit im taktischen Bereich. Das heißt aber nicht, dass vorher alles schlecht war. Trotzdem, wir haben einen Schritt nach vorne gemacht.“ Defensiv hat die Mannschaft weiterhin ihre Probleme: In zwei Spielen kassierte die „Doyenne“ immerhin sieben Gegentreffer. Auch unter Klasen wurde das Hauptproblem in der kurzen Zeit also noch nicht behoben. Am Wochenende geht der Deutsche mit der Fola zum ersten Mal als klarer Favorit in ein Spiel: Gegen Strassen gilt ein Sieg laut Welter als Pflicht: „Da gibt es keine Entschuldigung, jeder muss sich bewusst sein, dass wir diese Partie gewinnen müssen.“

Neu in der BGL Ligue

Auch seine schillernde Visitenkarte bedeutet nicht, dass ein Coach gleich zum Auftakt Erfolg haben wird. UTP-Coach Baltemar Brito erging es ähnlich wie Klasen. Nach einer Niederlage gegen den amtierenden Meister musste sich auch der frühere Assistent von José Mourinho mit einem Remis gegen Aufsteiger Rodange im Lokalderby begnügen. Wird der Trainerwechsel dem Fusionsclub in den nächsten Wochen doch noch den gewünschten Effekt bringen? „Manchmal muss man Dinge ausprobieren“, meinte UTP-Vizepräsident Pascal Wagner. „Der Trainerwechsel hat schon viel bewirkt. Noch nicht unbedingt punktemäßig, aber von der Verfügbarkeit (zwei Trainingseinheiten täglich).“ Der nächste Gradmesser am Sonntag gegen RFCUL dürfte etwas mehr Licht ins Dunkel bringen.

Sowohl Klasen als auch Brito hatten zuvor nichts mit der BGL Ligue zu tun – konnten im Vorfeld also nur ahnen, was auf sie zukommen würde. Wesentlich einfacher war die Situation in dieser Hinsicht für René Roller (Rosport) und Domenico Micarelli (Rodange). Während Ersterer bereits im Vorjahr eingesprungen war, war das Derby in Petingen Micarellis Feuertaufe, bei der gleich ein Remis heraussprang. Jean-Paul Kolbusch, Präsident der Victoria Rosport, erklärte, was am Mittwoch unter dem neuen Mann anders war als noch in den Tagen zuvor: „Teamgeist, Körpersprache, Wille. Es ist dieses Geheimnis eines Trainerwechsels und die Motivation, die ein neuer Mann ins Team bringt.“ Auch bei dem Kellerkind hatte man vor dem Spiel Sorgenfalten auf der Stirn, ob der Wechsel den gewünschten Effekt bringen würde: „Natürlich war es weniger risikoreich, einen Trainer zu wählen, mit dem wir bereits gute Erfahrungen gemacht haben.“

Nicht alle neuen Besen kehren demnach besser. Der Erfolg eines Trainerwechsels hängt bei seiner Ankunft von vielen Faktoren ab, auf die der neue Mann nur bedingt (bis gar keinen) Einfluss hat: dem Spielprogramm, der Verletztenliste des Kaders oder auch schlicht und einfach von Glück oder Pech in den Begegnungen. Bei der Fola hadert man sicher noch dem heiß diskutierten Handtor der Jeunesse, bei der UT Petingen mit dem Ausgleichstreffer in der 90. Minute des Derbys. Roller traf beispielsweise auf einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und nicht auf ein Spitzenteam: „Wenn die Mannschaft alles aus sich herausholt und trotzdem mit Pech 0:1 verliert, trifft den Trainer keine Schuld. Bei uns hat am Mittwoch einfach alles gepasst“, meinte Kolbusch abschließend.


Die bisherigen Trainerwechsel

Strassen: Am 21. August endet die Zusammenarbeit von Patrick Grettnich und der UNA Strassen nach fast vier Jahren. Engagiert wird Roland Schaack vier Tage später. Bilanz unter Schaack: 10 Spiele / 2 Siege, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden

Fola Esch: Am 27. September verlässt Jeff Strasser die BGL Ligue in Richtung Kaiserslautern. Cyril Serrezdszum übernimmt, wird dann am 4. Februar durch Thomas Klasen ersetzt. Bilanz unter Klasen: 2 Spiele / 1 Niederlage, 1 Unentschieden

RFCUL: Nach zehn Spieltagen ersetzt der Hauptstadtverein Jacques Muller durch Patrick Grettnich. Bilanz unter Grettnich: 4 Spiele / 3 Siege (davon einer am Grünen Tisch), 1 Unentschieden

Rodange: In der Winterpause kündigt der Aufsteiger das Ende der Ära Séraphin Ribeiro an. Domenico Micarelli leitet am 8. Januar sein erstes Training und holt sich bei seiner Premiere einen Punkt im Derby gegen UT Petingen. Bilanz unter Micarelli: 1 Spiel / 1 Unentschieden

UT Petingen: Manuel Correia muss das Amt im Winter an den 66-jährigen Baltemar Brito übergeben. Bilanz unter Brito: 2 Spiele / 1 Unentschieden, 1 Niederlage

Rosport: Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, nach dem ersten Spiel der Rückrunde, feuert Rosport Jürgen Tücks und übergibt erneut an René Roller. Bilanz unter Roller: 1 Spiel / 1 Sieg