Frauen können Wirtschaft treiben

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Die vollständige Einbeziehung weiblicher Talente in Unternehmen würde einen Anstieg der spanischen Wirtschaftsleistung um mehr als 156 Milliarden Euro bedeuten. Die Wirtschaft könnte damit um rund 14 Prozent wachsen. Aber es gibt Hürden.

Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Frauen in Führungspositionen? In der spanischen Politik ist das seit langem kein Thema mehr. Premier Mariano Rajoys Vize ist eine Frau: Soraya Saenz de Santamaria. Madrid und Barcelona haben eine Bürgermeisterin. Und die Region Madrid, die dem einst blühenden Katalonien längst den Rang als reichste Region des Landes abgelaufen hat, wird von Cristina Cifuentes regiert. Spaniens größte Bank Santander, die zweitgrößte Bank Europas, hat eine Chefin: Ana Botín.

In der Masse sieht das anders aus. Bei der Arbeitslosigkeit, die laut Mitteilung des Statistikamtes INE vom Donnerstag mit 16,5 Prozent den niedrigsten Wert seit dem Vorkrisenstand 2008 erreicht hat, stehen die Frauen oben an. Die Rate liegt bei 18,35 Prozent gegenüber 14,97 Prozent bei den Männern. Hinzu kommt, dass viele berufsfähige Frauen sich gar nicht um eine Stelle bemühen.

Plus von 14 Prozent

Das muss sich nach Meinung von Sozialstaatssekretär Mario Garcés ändern. Denn die vollständige Einbeziehung weiblicher Talente in Unternehmen würde einen Anstieg des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um mehr als 156 Milliarden Euro (184 Milliarden Franken) bedeuten, eine Zahl, die ausreicht, um die Zahlung der spanischen Renten zu decken, die 2017 knapp 130 Milliarden Euro kostete. Laut Garcés könnte das BIP in Spanien „um rund 14 Prozent wachsen“, wenn die Talente der Frauen „vollständig“ in die Unternehmen integriert würden.

„Talent ist alles, da gibt es keine Unterschiede. Dies ist eine Gesellschaft, die viele Vorurteile und viele geschlechtsspezifische Faktoren hat. Um diese Barriere zu durchbrechen, müssen wir sie erst einmal sichtbar machen und den Männern dabei helfen, solche Barrieren abzubauen“, sagte der Staatssekretär.

Täglich grüßt das Murmeltier

In diesem Sinne hat die Präsidentin des spanischen Verbandes der Managerinnen, Führungskräfte und Unternehmerinnen (Fedepe) die „enorme Wirkung“ hervorgehoben, die sowohl in der spanischen Wirtschaft als auch in der Welt eine Zunahme der Frauen in den Unternehmen zur Folge hätte. „Damit dies nicht zum Tag des Murmeltiers wird, ist es notwendig, 100 Prozent des weiblichen Talents zu nutzen. Dies ist einer der Schlüssel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und zur Ankurbelung unserer Wirtschaft“, sagte Ana Bujaldón Solana.

Die Gesellschaft habe „nicht profitiert“ von all den Barrieren, die die Integration weiblicher Talente und Führungsqualitäten „weiter verlangsamen“. Sie forderte, „Bildungsarbeit in Unternehmen zu leisten“, um dem mangelnden Problembewusstsein entgegenzuwirken. „Frauen und Männer müssen diese Barrieren gemeinsam abbauen. Wir befinden uns in gewisser Stagnation in Bezug auf die Eingliederung von Frauen in verantwortungsvolle Positionen in unseren Unternehmen. Der Zugang zu Führungspositionen bleibt für Frauen schwierig“, sagte Bujaldón.

Familie oder Beruf

Die Präsidentin der Fedepe bedauerte, dass auch im heutigen modernen Spanien durchschnittlich drei von zehn weiblichen Führungskräften beschlossen hätten, ihre Position und Karriere „angesichts der Unmöglichkeit, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren“, wieder aufzugeben. 87 Prozent der Frauen, so eine Umfrage zur beruflich aktiven Bevölkerung, bezeichnen Familienpflichten als Haupthindernis für ihre Arbeit.

Bujaldón kritisiert: „Wir erhalten niedrigere Gehälter, es ist für uns schwieriger, verantwortungsvolle Positionen zu erreichen, und mangelnde Mitverantwortung behindert unsere berufliche Entwicklung. Unternehmer müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Einbeziehung von weiblichen Talenten in Unternehmen zu ihrer Rentabilität beiträgt.“