Fitnesstracker stellen ein Sicherheitsrisiko dar

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Von unserem Korrespondenten John Dyer

Die US-Armee ändert ihre Regeln für die Verwendung von Fitnesstrackern. Spezialisten konnten vorweisen, dass sie damit nicht nur die genauen Aufenthaltsorte einzelner Armeeangehöriger feststellen konnten, sondern sogar deren Heimatadresse.

Eltern nutzen Netzwerke und Smartphones, um den Aufenthaltsort ihrer Kinder zu überwachen. Freunde nutzen sie, um die Lage von Restaurants und Bars mitzuteilen. Andere greifen nach ihren Smartphones, Tablets oder Digitaluhren, wenn sie sich verlaufen haben oder sich eine Straßenkarte des Standortes ansehen wollen, an dem sie sich gerade befinden.

Jetzt ist herausgekommen, dass Spione die gleiche Technologie verwenden können, um die Positionen amerikanischer Soldaten sogar auf geheimen Stützpunkten im Irak, in Syrien, in Afghanistan und anderswo aufzuspüren. Am Montag teilten Pentagon-Beamte mit, dass Strava, eine Softwarefirma aus San Francisco, Fitnesstracker an ein soziales Netz für Sportler anschließt und dabei Satellitenkarten freigegeben hat, die nicht nur die Trainingslaufstrecken der Soldaten, sondern auch andere Informationen über die US-Streitkräfte in der ganzen Welt enthält. „Wir nehmen diese Angelegenheiten ernst“, sagte Pentagon-Sprecher Oberst Rob Manning. Man prüfe, ob neue Vorschriften für das Training notwendig seien.

Junger Australier deckt auf

Der 20-jährige Australier Nathan Ruser hat die Sache aufgedeckt. Er zeigte auch, wie Strava-Tracker am 27. Januar geheime Informationen öffentlich machten. Mithilfe von Strava-Karten, die im November veröffentlicht wurden, konnte er auch russische und türkische Militärbewegungen aufzeigen. „Wenn Soldaten diese App wie ganz normale Leute benutzen, sie auf Tracking stellen, wenn sie zum Training gehen, kann das ausgesprochen gefährlich werden“, schrieb Ruser auf Twitter. „Dieser Track sieht dann aus, als würde nur eine übliche Jogging-Route aufgezeichnet.“ Dennoch konnte Ruser mithilfe der Strava-Karten den Namen eines Majors der US-Armee feststellen, der regelmäßig in einem Stützpunkt in Afghanistan joggte. Und er erfuhr, dass die Soldaten einer Laufroute auf ihrem Stützpunkt im Irak den Spitznamen „Base Perimeter“ gaben.

Ein anderer Strava-Nutzer berichtete, er habe die Bewegungen mutmaßlicher britischer Agenten ausfindig gemacht. Militante Anhänger der Terrorgruppe Islamischer Staat haben mindestens einmal in einer Mitteilung auf der bei Dschihadisten beliebten Plattform Telegram auf diese Karten von Strava verwiesen.

Tracking-Funktion abstellen

Ruser wies darauf hin, dass die Soldaten, die den Fitnesstracker benutzen, die Funktion des Weiterleitens ihrer Daten an Dritte auch abstellen können. Das Pentagon scheint dies aufzugreifen. Die Streitkräfte seien dabei, neue Regeln für den Gebrauch von Geräten mit Funkdiensten aufzustellen und die Anwendung solcher Geräte „an bestimmten Standorten und während bestimmter Tätigkeiten zu verbieten“, teilte das US-Zentralkommando mit, das alle Militäroperationen im Nahen Osten leitet.

Die Generäle haben dabei ein Problem: Die Armee hat offenbar 20.000 Fitbit-Flex-Armbänder an die Soldaten verteilt. Die Fitnesstracker sollten die Trainingserfolge verbessern. Noch wird untersucht, wie viele davon mit dem Strava-Netzwerk verbunden sind.

Täglich 1,3 Millionen Nutzer

Strava gab auf Anfragen der Medien keine Antwort zu dem Vorgang. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aber stolz verkündet, dass bis zum September eine Milliarde Aktivitäten per Tracking aufgefangen wurden. Rund 1,3 Millionen Nutzer geben täglich ihre Lauf- oder Fahrradrouten und andere Trainingsübungen auf der Netzplattform von Strava bekannt.

Kritiker merken dazu an, dass es oft nicht so einfach ist, das Tracking durch Apps wie die von Strava abzustellen. Die Firmen leben finanziell davon, dass Nutzer ihre Daten austauschen. Sie haben deshalb wenig Interesse daran, dass die Benutzer in den sozialen Netzwerken unsichtbar bleiben. Aus Firmensicht sind Soldaten dabei keine Ausnahme.