Der Katalonien-Krimi

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Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Peilsender am Auto, verdeckte Ermittler im Publikum, Umwege zur Irreführung der Polizei
– die Flucht des ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont vor der spanischen Justiz liest sich wie das Drehbuch zu einem Krimi.

Carles Puigdemont liebt das Versteckspiel. Als er sich bei der vom Höchstgericht für illegal erklärten Volksabstimmung zur Unabhängigkeit seines Kataloniens von der Polizei im Hubschrauber verfolgt fühlte, fuhr er in einen Tunnel, wechselte dort den Wagen und setzte seinen Weg zum Wahllokal fort. Nachdem er Katalonien zur unabhängigen Republik ausgerufen hatte, sich abgesetzt hatte und mit spanischem Haftbefehl wegen Rebellion gesucht wurde, flog er ins Exil nach Belgien.

Versteckspiel mit dem Auto

Aber nicht direkt. Puigdemont stieg in Barcelona in ein Auto, ließ sich zum Grenzübergang nach Frankreich fahren, wieder mit Autowechsel und vermutlich Versteck im Kofferraum. Dann ging es an Perpignan, das aus Puigdemonts Sicht noch zu Katalonien gehört, und Montpellier vorbei nach Marseille. Erst da nahm er den Flieger nach Brüssel.
In Belgien traf der abgesetzte Regionalpräsident auf eine freundliche Justiz, was die Spanier veranlasste, den zunächst ausgestellten internationalen Haftbefehl auszusetzen. Puigdemont ließ sich in Waterloo nahe Brüssel nieder und meldete sich als EU-Bürger dort ordentlich an. Mit seinem spanischen Pass.

Von dort reiste der Präsident Kataloniens – immer mit dem spanischen Pass – zu einem Vortrag nach Dänemark, dann zu einer Veranstaltung über Menschenrechte nach Genf. Und von der Schweiz aus ging es nach Finnland, wo er an der Universität in Helsinki als Redner auftrat. Sein Rückflug ins sichere Brüssel war für den Samstagnachmittag gebucht. Aber sein Platz blieb leer.

Haftbefehl wieder in Kraft gesetzt

Denn am Freitagabend hatte Richter Pablo Llarena vom Obersten Gericht in Madrid den europäischen Haftbefehl gegen Puigdemont wieder in Kraft gesetzt. Denn Llarena hatte jetzt Anklage wegen Rebellion und Veruntreuung erhoben. Puigdemont handelte rasch. Vom sicheren Waterloo aus wurde ein Auto nach Norden geschickt, viele Kilometer durch Deutschland, nach Dänemark und dann Schweden. In Helsinki entkam der Katalane der finnischen Polizei, die den Flughafen beobachtete.

Puigdemont bestieg die Fähre nach Stockholm. Zwischen den skandinavischen Ländern wird nicht so genau kontrolliert. Was er nicht wusste: Vier spanische Polizisten in Zivil beobachteten ihn in Helsinki. Seine Flucht nach Süden wurde gemeldet.

Peilsender an Puigdemonts Auto

Polizei und spanischer Geheimdienst CNI arbeiteten bei der grenzüberschreitenden Fahndung zusammen. An dem Auto, Marke Renault Espace, aus Waterloo hatte man einen Peilsender vor der Fahrt nach Schweden angebracht. Zwei Fahrer saßen in dem Wagen, um sich abzuwechseln. Mit im Abholfahrzeug saßen Puigdemonts enger Freund und Geldgeber, der katalanische Unternehmer Josep Maria Matamala und ein weiterer Freund, Universitätsprofessor Josep Lluis Alay. Im Espace ist viel Platz, sodass der Verfolgte zwischen seinen Freunden eine bequeme Fahrt hatte.

Die spanischen Sicherheitsbeamten hatten längst ihre deutschen Kollegen informiert. Als dann der Fluchtwagen die dänisch-deutsche Grenze überquerte, kam moderne Elektronik zum Einsatz. Eine Kamera mit entsprechendem Computerprogramm las das Kennzeichen und gab Alarm. Die deutschen Beamten erfüllten ihre Pflicht, winkten an der Raststätte bei Jagel den Renault von der Autobahn und nahmen Puigdemont fest.