Der Club der „Supercentenarians“

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Von René Hoffmann

Kürzlich stellten wir Ihnen Germaine Kauffmann, mit 110 Jahren die älteste Frau Luxemburgs, vor. Hier widmen wir uns den sogenannten „Supercentenarians“ im Allgemeinen. Wir geben einige Erklärungen über die Lebenserwartung und stellen Ihnen einen Ort vor in Ecuador, wo die Menschen „uralt“ werden.

Die 1990 gegründete „Gerontology Research Group“ (GRG) ist eine internationale Vereinigung. In ihr sind Forscher verschiedener gerontologischer Disziplinen vertreten. Hauptaufgaben der Organisation sind die Verifizierung und Validierung des Alters der sogenannten „Supercentenarians“, d.h. Personen mit einem Alter von mindestens 110 Jahren, und die Erforschung der Ursachen ihrer Langlebigkeit. Weniger als ein Drittel der über 110-Jährigen und weniger als zwei Prozent der 115-Jährigen werden in die Liste aufgenommen. Der Grund: Viele schaffen es nicht, ihr Alter einwandfrei durch Dokumente nachzuweisen. Die GRG hat eine Liste der ältesten Menschen der Erde erstellt, die permanent geupdatet wird.

Aktuell gibt es fast 40 „Supercentenarians“. Nur ein Mann schafft es auf die Liste der ältesten Menschen des Planeten. Analysiert man die Liste, so fällt auf, dass quasi die Hälfte der „Supercentenarians“ aus Japan kommt. Auch die USA sind in dem Ranking gut vertreten. Gut ein Dutzend Europäer, darunter viele Italienerinnen und Französinnen, erreichen ebenfalls ein „biblisches“ Alter.

Neben der GRG-Liste gibt es noch andere wissenschaftlichen Datensammlungen, wie die International Database of Longevity, die aber nicht öffentlich zugänglich sind. Bei der GRG sind etwa 2.000 „Supercentenarians“ gelistet. Die Erhebung wird aber nicht als abgeschlossen betrachtet. Die Organisation geht nämlich davon aus, dass weltweit viele weitere Personen leben oder lebten, die ein Alter von mindestens 110 Jahren erreicht haben und bislang unentdeckt geblieben sind. Die „Gerontology Research Group“ berät inzwischen auch das Guinness-Buch der Rekorde bei der Aufstellung der Altersrekorde.


Rekordhalter

Die weltweite Lebenserwartung lag 2016 laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) bei 71,4 Jahren. Frauen werden im Durchschnitt älter als Männer. Es gibt aber regionale Unterschiede bei der Lebenserwartung des Menschen. In Europa werden die Frauen im Durchschnitt 81 Jahre, die Männer 75 Jahre alt. In Luxemburg liegt dieser Durchschnitt laut Statec bei 84,8 Jahren für Frauen und 80,2 Jahren für Männer. Aber überall auf der Welt gibt es Personen, die ein „biblisches“ Alter von 100 Jahren und mehr erreichen.
Der älteste Mensch, dessen Alter komplett überprüft wurde, kommt aus Frankreich und heißt Jeanne Calment. Sie starb im Alter von 122 Jahren und 164 Tagen am 4. August 1997. Seit 1990 ist sie die Rekordhalterin. Der älteste Mann, der jemals lebte, hieß Jiroemon Kimura und war Japaner. Er war 116 Jahre und 54 Tage alt, als er am 12. Juni 2013 starb.

Der älteste noch lebende Mensch ist indes die Japanerin Nabi Tajima. Sie wurde am 4. August 1900 geboren. Der älteste Mensch aus dem deutschsprachigen Raum ist die in die Vereinigten Staaten emigrierte Augusta Holtz. Sie starb am 21. Oktober 1986 im Alter von 115 Jahren und 79 Tagen. Als ältester lebender Mensch aus dem deutschsprachigen Raum gilt zurzeit Gustav Gerneth. Er erblickte am 15. Oktober 1905 das Licht der Welt.


Im Tal der Hundertjährigen

Von Melody Hansen

Anfang letzten Jahres trat ich eine sechswöchige Reise durch Ecuador an. Nachdem ich die Küste entlang in Richtung Süden gereist war, zog es mich nach Vilcabamba, auch das Tal der Hundertjährigen genannt. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die Menschen dort werden überdurchschnittlich alt, sodass außergewöhnlich viele Hundertjährige in dem kleinen Tal am Fuße der Anden leben.

„Vilcabamba“ bedeutet in der indigenen Sprache der Kichwa, die im Andenraum gesprochen wird, „Heiliges Tal“. Das ganzjährig milde Klima und die wohl reinste Luft des Landes sollen die Gründe für die gute Gesundheit und die hohe Lebenserwartung der Einwohner sein. Zudem war es der einzige Ort in ganz Ecuador, in dem Leitungswasser getrunken werden durfte. Ja, es wurde einem sogar dringend angeraten, denn das mineralhaltige Wasser stammt direkt aus dem Yambala-Fluss und verspricht den Anwohnern zufolge ewige Jugend. Nicht umsonst heißt die Hauptstraße des Dorfes „Avenida Eterna Juventud“, also die Straße der ewigen Jugend.

Tatsächlich ist es der kälteste Ort nach der Hauptstadt Quito, den ich bei meiner Reise besuchte. Nachdem die Küste entlang immer eine Temperatur von um die fast schon zu heißen 25-30 Grad herrschte, begrüßte mich Vilcabamba am frühen Morgen mit kühlen 15 Grad. Ich war aus Guayaquil, der größten Stadt des Landes, mit dem Nachtbus nach Vilcabamba gekommen. Dort war es zu der Jahreszeit sehr heiß und feucht, sodass ich nicht die richtige Kleidung trug. Mit dem Sonnenaufgang kam allerdings die angenehme Hitze von 20 Grad, bei der es sich sehr gut aushalten ließ. Vier Tage verbrachte ich in der naturnah gebauten Hosteria Izhcayluma, die vor 17 Jahren von den beiden Deutschen Peter und Dieter eröffnet wurde. Der offene Restaurantbereich des Gasthauses liegt im Berghang, von dem aus einem sich eine atemberaubende Aussicht auf das Tal erstreckt.

Eindeutig eine meiner liebsten Stationen auf meiner Reise, die es mir schwerfiel, wieder zu verlassen. Nicht wenige Backpacker, die ich kennenlernte, haben ihren Aufenthalt bereits mehrmals verlängert. Andere Touristen sind geblieben und haben Vilcabamba zu ihrem neuen Zuhause gemacht. Hier könnte auch ich mir vorstellen, 100 Jahre alt zu werden.