Die digitale Macht der Scheichs

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Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einem US-Zeitungsbericht zufolge eine Nachrichtenseite der katarischen Regierung gehackt und damit den Vorwand für die derzeitige diplomatische Krise am Golf geliefert. Das berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf nicht genannte Mitarbeiter der US-Geheimdienste. Die Vereinigten Arabischen Emirate wiesen das zurück.

Dem Bericht zufolge sollen hochrangige Regierungsvertreter der Vereinigten Arabischen Emirate am 23. Mai einen entsprechenden Plan diskutiert haben. Einen Tag später sei ein kompromittierender Artikel auf der Internetseite der staatlichen katarischen Nachrichtenagentur erschienen, schrieb die «Washington Post». Diese löschte den Bericht wenig später unter der Angabe, einem Hackerangriff zum Opfer gefallen zu sein.

Dementi

In dem Artikel waren vermeintliche Zitate des Emirs von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, verwendet worden, in denen er den Iran lobte und erklärte, Katar habe gute Beziehungen zu Israel. Ähnliche Mitteilungen erschienen auch auf dem Twitter-Account der Nachrichtenagentur. Wenig später erklärten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten, die diplomatischen Beziehungen und ihre Verkehrsverbindungen zu Katar zu kappen.

Die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington veröffentlichte eine Erklärung, in der jegliche Verantwortung zurückgewiesen wurde. Der Bericht der „Washington Post“ sei „falsch“, die Emirate hätten in dem mutmaßlichen Hacker-Vorfall keine Rolle gespielt.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten werfen Katar vor, Terroristen zu unterstützen und stellten 13 Forderungen, damit sie ihre Blockade beenden. Unter anderem soll Katar den Fernsehsender Al-Dschasira schließen, im Land stationierte türkische Truppen ausweisen, die Zusammenarbeit mit dem Iran einschränken und Verbindungen zu Extremisten kappen. Katar wies die Vorwürfe ebenso zurück wie die Forderungen.

Stützpunkt

US-Außenminister Rex Tillerson hatte vergangene Woche versucht, in dem Konflikt zu vermitteln. Ein Ergebnis wurde nicht bekannt. Präsident Donald Trump hatte sich öffentlich auf die Seite der Katar-Kritiker gestellt. Für die USA stehen in dem Konflikt auch militärische Interessen auf dem Spiel, weil sie mit beiden Seiten verbündet sind. Sie haben in Bahrain ihre Fünfte US-Flotte stationiert.

In Katar unterhalten sie ihren größten Militärstützpunkt in der Region mit etwa 10.000 Soldaten. Der US-Luftwaffenstützpunkt dort dient als Ausgangspunkt für Einsätze in Syrien, im Irak und in Afghanistan.

AP