Feier mit „Streisel“ und „Minster“

Feier mit „Streisel“ und „Minster“
(Ifinzi)

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Pol Greisch, Schriftsteller und Schauspieler, feierte am 8. April seinen 85. Geburtstag. Bei der offiziellen Feier zu seinen Ehren im nationalen Literaturzentrum im Mersch reichten die Plätze nicht aus für all jene, die ihm gratulieren wollten.

„D’Minster, déi geet mat.“ Es sind oft die unscheinbaren Sätze, die dem breiten Publikum im Gedächtnis bleiben. Mit dem Stück „Grouss Vakanz“ aus dem Jahre 1980 schuf Pol Greisch ein Kultstück des modernen luxemburgischen Theaters.

Keine Frage, eine „Minster“ durfte bei der Geburtstagsfeier am Dienstagabend also nicht fehlen. Auch wurde selbstverständlich über das Stück „Grouss Vakanz“ selbst geredet.

Ein weiteres Requisit, das viele Theaterfreunde mit Pol Greisch verbinden, ist das urtypische luxemburgische Kaffegebäck, „E Stéck Streisel“, ebenfalls der Titel eines von Greischs Stücken aus dem Jahr 1992. Aufgetischt wurde es aber nur für das Geburtstagskind und einen der Gäste, Fernand Fox, der in zahlreichen von Greischs Werken auf der Bühne stand. Durch den Abend führte Claude Mangen. In einer Art Interview ging er die verschiedenen Etappen in Greischs Leben durch, die privaten ebenso wie die künstlerischen.

Wer aber glaubte, dass Mangen sein Programm von Anfang an nach seinem Gutdünken durchziehen konnte, hatte sich geirrt. Nach ein paar Worten wurde er vom Jubilar unterbrochen. Dieser wollte unbedingt einen Brief von „sengem Noper vu schief géigeniwwer“, ein neues Werk, vorlesen. Aber vielleicht war das ja auch nur gespielt.

„Äddi Charel“

Lange hielt sich Mangen mit Greischs erstem Theaterstück „Äddi Charel“ auf, das in den Augen von Kritikern als ein Wendepunkt in der luxemburgischen Theaterlandschaft angesehen wurde. „Äddi Charel“ wurde zu einem großen Erfolg, nicht zuletzt auch, weil fast alle Arbeitskollegen von Greisch sich das Stück anschauten. Pol Greisch arbeitete bei einer staatlichen Verwaltung, beim „Unfall“. Er verarbeitete im Stück seine Erlebnisse und Eindrücke seiner Arbeit.

Obwohl er sein ganzes Berufsleben Beamte war, habe das wahre Leben immer erst nach 18 Uhr begonnen, wenn er sich der Literatur und dem Theater widmen konnte, erzählte er.

In seinen Werken stellten sich die Protagonisten oft existenzielle Fragen, sagt Mangen. Sie suchten Antworten auf die Frage, wie es in dieser Welt auszuhalten sei. Es sind aber auch Menschen, verkrachte Existenzen, die ihre Träume nicht zu realisieren versuchen. Der 2010 verstorbene Roger Manderscheid sagte, Greisch habe die luxemburgische Mittelmäßigkeit so gezeichnet, wie sie ist. Vorher habe es nur Volkstheater gegeben, erklärte der Autor selbst Dienstagabend. In den sechziger Jahren hinkte Luxemburg in Sachen Theater den andern Ländern hinterher.

Die hiesige Theaterlandschaft hat Pol Greisch mit ihren Stücken maßgeblich seit den sechziger Jahren verändert. Und er wird es auch noch vielleicht weiterhin tun. Denn wie Greisch am Dienstag bewies: Schreiben tut er immer noch.