Gedenkfeiern in Nieuwpoort und Ypern

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Vor hundert Jahren marschierten deutsche Truppen in Belgien ein. In den folgenden Kriegsjahren fielen ganze Städte in Schutt und Asche. An der belgischen Küste erinnern sich einstige Gegner - und feiern den Frieden.

Bei einer Gedenkfeier in Belgien hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel das Leid der Bevölkerung und der Soldaten im Ersten Weltkrieg gewürdigt. Der Konflikt habe „unermessliche Opfer“ gefordert, sagte Merkel am Dienstag in Nieuwpoort an der belgischen Küste. Sie nahm gemeinsam mit zahlreichen anderen Staatsgästen, darunter auch dem Luxemburger Großherzog Henri, an einer Gedenkzeremonie zur Anfangsphase des Krieges vor hundert Jahren teil.

„Wenn wir dieser schrecklichen Ereignisse heute hier auf den Feldern Flanderns gedenken, dann können wir gar nicht dankbar genug dafür sein, wie viel sich seitdem verändert hat.“ Deutsche Truppen hatten damals das neutrale Belgien überfallen. Heute, nach zwei Weltkriegen, suche die Freundschaft beider Länder ihresgleichen, sagte Merkel.

Nationalismus

Zu Beginn des Krieges im August 1914 hätten die deutsche Regierung und das Militär nur „eine seelenlose militärische Logik“ gekannt. „Zivilisatorische Standards hatten plötzlich keine Geltung mehr, Nationalismus benebelte die Sinne.“ Merkel erinnerte auch an den erstmaligen Einsatz von Giftgas durch deutsche Truppen bei Ypern 1915 – damit sei „eine neue Schwelle der Grausamkeit überschritten“ worden.

Ende Oktober 1914 hielt die belgische Armee die vorrückenden deutschen Truppen auf, indem sie die Niederungen um den Fluss Yser bei Nieuwpoort flutete. „Das auf den Ebenen der Yser und in den Schlachten vergossene Blut sorgte dafür, dass die Invasion endgültig zum Stillstand gebracht wurde“, sagte der belgische König Philippe in seiner Rede. „Der Krieg zog Hunderttausende Soldaten, die manchmal aus den entferntesten Gegenden kamen, in einen höllischen Strudel.“

Parallelen

Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian zog Parallelen zur Gegenwart: Das „Ideal des vereinten Europas, des Friedens“ könne nicht ein für alle Mal erreicht werden, „wie uns die aktuelle Situation wieder schmerzlich vor Augen führt.“

Merkel erklärte, es passe gut, dass Belgiens Hauptstadt Brüssel heute auch Sitz der Europäischen Union sei, die für Freiheit, demokratische Werte und die Wahrung internationalen Rechts stehe. „Diese zivilisatorischen Errungenschaften zu würdigen, zu bewahren und für sie auch weltweit einzutreten, dazu mahnen uns die Opfer der schrecklichen Kriege.“

Im Anschluss stand für Merkel eine weitere Zeremonie im landeinwärts gelegenen Ypern auf dem Programm. Die Stadt wurde im Krieg völlig zerstört. Ein nahe gelegener Höhenzug war Schauplatz heftiger Kämpfe und eines vierjährigen Stellungskrieges.