Katar-Staatsfonds soll BIL kaufen

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Die Luxemburger BIL soll vom Staatsfonds von Katar übernommen werden. Der Aktienhandel von Dexia wurde am Donnerstag vorläufig ausgesetzt.

Die Zerschlagungspläne für den belgisch-französischen Finanzkonzern Dexia nehmen konkrete Formen an. Die im Zuge der europäischen Schuldenkrise in Schieflage geratene Gruppe kündigte am Donnerstag exklusive Verhandlungen über den Verkauf der Tochter Dexia Banque Internationale (BIL) in Luxemburg an: Eine internationale Investorengruppe habe Interesse, teilten Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden und das Finanzinstitut mit.

Mit einem dieser Interessenten sollen die Verhandlungen schon weit fortgeschritten sein, berichten die belgischen Zeitungen „De Tijd“, „L’Echo“ und „Het Laaste Nieuws“. Die Diskussionen sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein, heißt es weiter. Beim Käufer soll es sich um den Staatsfonds des Wüstenstaats Katar handeln. Als möglicher Verkaufspreis wurde die Summe von 900 Millionen Euro genannt. Ein Schnäppchen, wenn man weiß, dass zwischen 10 und 15 Milliarden Euro an Liquiditäten durch die Dexia BIL pro Jahr generiert werden.

Verstaatlichung?

Unterdessen wurden die Aktien des Konzerns nach einem weiteren heftigen Kurssturz vom Handel in Paris und Brüssel ausgesetzt. Als offizielle Begründung nannte die belgische Finanzmarktaufsicht FSMA die Verkaufsverhandlungen für die BIL und bevorstehende Krisentreffen über die Zukunft der Gruppe. Die Papiere der Bank mit rund 35 000 Mitarbeitern hatten zuletzt bei 0,85 Euro notiert – 17 Prozent weniger als am Vortag. In den vergangenen zwölf Monaten verlor der Konzern damit mehr als 70 Prozent seines Börsenwerts. Der Aktienhandel wurde bis auf Montag ausgesetzt. Am Samstag kommt der Verwaltungsrat der Dexia zusammen.

Gerüchte über eine bevorstehende Verstaatlichung von Teilen des Finanzinstituts hatten sich am Donnerstagvormittag gemehrt. Die belgischen Nachrichtenagentur Belga erfuhr aus einer Regierungssitzung in Brüssel, dass der belgische Teil, die Dexia Banque Belgique, nationalisiert werden dürfte. Daneben solle eine „Bad Bank“ für Risikopapiere eingerichtet werden, die mit Staatsgarantien aus Frankreich und Belgien abgesichert wird.

Liquiditätsprobleme

Die Gruppe hat vor allem Liquiditätsprobleme. Weil die Bank problematische Wertpapiere für 95 Milliarden Euro hält, hat sie an den misstrauischen Finanzmärkten Schwierigkeiten, sich frisches Kapital zu besorgen.

Belgiens Premierminister Yves Leterme wollte sich am Donnerstag nicht konkret zu Verstaatlichungsgerüchten äußern. „Wir schließen keine Hypothese aus“, sagte er dem französischen Sender RTL. Dexia sei für Belgien systemrelavant. Nach Angaben der französischen Regierung könnten die französische Staatsbank CDC und die Postbank das Kommunalfinanzierungsgeschäft von Dexia übernehmen.

Der Golfstaat Katar ist in Luxemburg kein unbeschriebenes Blatt. Vor kurzem übernahm Qatar Airways 35 Prozent von Cargolux.