Nazi Alois Brunner starb in einem Keller in Syrien

Nazi Alois Brunner starb in einem Keller in Syrien
(AFP)

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Jahrzehnte herrschte Unklarheit über den Verbleib des Nazi-Kriegsverbrechers Alois Brunner. Laut einem französischen Medienbericht ist er 2001 unter elenden Bedingungen in Syrien gestorben.

Der frühere Mitarbeiter von Adolf Eichmann habe die letzten Jahre im Keller eines Wohnblocks der syrischen Hauptstadt Damaskus verbracht, sagten drei ehemalige Mitglieder des syrischen Geheimdienstes dem französischen Magazin „XXI“ vom Mittwoch.

Einer von Brunners Wachmännern namens Omar berichtete dem Magazin, Brunner habe „gelitten und viel geweint“. Zu Essen habe er „Militärrationen – grässliches Zeug – sowie ein Ei oder eine Kartoffel“ gehabt. Den Berichten von Omar und seinen beiden Kollegen zufolge blieb Brunner bis zum Ende ein fanatischer Antisemit und Nazi.

Falsche Identität

Laut dem Simon-Wiesenthal-Zentrum war der gebürtige Österreicher und SS-Kommandeur Brunner für die Deportation von 128.500 Juden aus Österreich, Griechenland, Frankreich und der Slowakei verantwortlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg entzog er sich einer strafrechtlichen Verfolgung, indem er eine falsche Identität annahm. Er arbeitete zwei Jahre für die US-Besatzung in Deutschland, 1953 flüchtete er nach Ägypten und von dort aus nach Syrien, wo er den Schutz der politischen Führung genoss.

Er soll der syrischen Geheimpolizei als Berater gedient und dabei vor allem die Verhör- und Foltermethoden der Nazis weitergegeben haben. Wie er die letzten Jahre bis zu seinem Tod verbrachte, war bis heute unklar. Deutschland und andere Länder forderten von Syrien vergeblich Brunners Auslieferung.

Unter Hausarrest

In Frankreich wurde er 1954 in Abwesenheit zum Tode verurteilt und 2001 zu lebenslanger Haft. Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll vergeblich mehrere Versuche unternommen haben, Brunner zu töten. Dabei soll er drei Finger und ein Auge verloren haben. Nach Angaben von „XXI“ stand Brunner seit 1989 in seiner Wohnung im Diplomatenviertel von Damaskus praktisch unter Hausarrest.

Ende der 1990er Jahre habe er dann aus „Sicherheitsgründen“ in den Keller umziehen müssen, wo er bis zu seinem Tod gelebt habe. „Einmal in dem Raum, schloss sich die Tür hinter ihm und öffnete sich nie wieder“, sagte Wachmann Omar dem Magazin. Laut Omar wurde er nach seinem Tod im Alter von 89 Jahren in aller Heimlichkeit nach muslimischen Ritus auf dem Friedhof Al Affif in Damaskus bestattet.

„sehr glaubwürdig“

Der französische Nazi-Jäger Serge Klarsfeld hält den Magazinbericht für „sehr glaubwürdig“. „Wir freuen uns zu erfahren, dass er eher schlecht als gut lebte“, sagte Klarsfeld der Nachrichtenagentur AFP. In einer Diktatur wie in Syrien habe Brunner als „unantastbar“ gegolten , „solange der Diktator ihn nicht loswerden wollte“.