Die etwas andere (Weihnachts-)Bescherung

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Ein Waldbesitzer kommt nach Monaten im Ausland zurück nach Luxemburg und findet in seinem Wald Zeichen an ca. 50 Bäumen sowie unzählige Markierungspfosten. Er fragt nach und erfährt Erstaunliches.

Zurück aus China, wo der Diplom-Ingenieur aus beruflichen Gründen die größte Zeit des Jahres verbringt, spaziert der Mann durch seinen Wald auf einer Anhöhe in Drauffelt und bemerkt, wie erwähnt, die Markierungen an Bäumen und am Wegesrand. Auch im benachbarten Waldareal sind Bäume markiert, zusammen sind es etwa 100 an der Zahl. Auf Nachfrage hin wird ihm erklärt, das „Office national du remembrement“ plane das Anlegen eines Weges in seinem und im benachbarten Waldstück. Die Bäume sollen bis spätestens März 2016 gefällt sein.

Es soll eine Informationsversammlung stattgefunden haben, doch wie sich herausstellte, waren damals nur die Besitzer aus Eschweiler eingeladen, die Kischpelter wussten von nichts. Auf Drängen der Waldbesitzer aus der Gemeinde Kischpelt fand nun am vergangenen 17. Dezember eine (öffentliche) Versammlung statt, der Präsident des „Office national du remembrement“ bemühte sich sogar selbst ins Ösling. Fragen gab es viele, Antworten leider weniger. Der Waldweg in Drauffelt wurde mit keiner Silbe erwähnt. Als man dann Vertreter der Presse im Versammlungsraum bemerkte, stieg bei den ONR-Leuten der Blutdruck derart, dass die Presse kurzerhand aus dem Saal geworfen wurde.

Dem oben erwähnten Waldbesitzer verschlug dieses aggressive Vorgehen die Sprache und er entschloss sich, selbst mit der Presse Kontakt aufzunehmen. Mal ganz abgesehen von der undemokratischen Art und Weise, wie diese staatliche Instanz vorgehe, bezweifele er den Sinn des „Weg-Projekts“, für das noch kein Kostenvoranschlag vorliegt. Er wurde aber bereits informiert, dass die Waldbesitzer 10 Prozent der Kosten zu tragen hätten. Den Rest tragen die Steuerzahler. Also wir alle!

Wege der Verbesserung

Und der Irrsinn geht weiter. Dem Diplom-Ingenieur (und nicht nur ihm) wurde vonseiten des Präsidenten der genannten Instanz folgendes erklärt: „Neue Wege führen nach neuen Erkenntnissen zu einer explosionsartigen Verbesserung der Waldqualität“ und „Dieses Projekt dient nicht nur uns, sondern auch späteren Generationen“ und „Am Rande der neuen Wege wachsen neue Gräser und Pflanzen, die das Wild anlocken“. Jeder kann sich hierzu seine eigene Meinung bilden.


Der neue Weg (der Markierungspfahl zeigt die Mitte des geplanten Weges) soll nur wenige Meter neben einem bestehenden Waldweg verlaufen!? Kompletter Unsinn, sagt der Waldbesitzer kopfschüttelnd und schaut dabei auch auf die rot markierten Bäume, die dafür gefällt werden müssten (insgesamt etwa 100 an der Zahl).

Doch es geht noch weiter: Der neue Weg soll teilweise neben einem bestehenden Weg angelegt werden (siehe Foto oben), und das in einem Waldstück, das mehr als genügend Waldwege (siehe Karte) aufzuweisen hat (!).


Auf einer Katasterkarte hat einer der Waldeigentümer die bereits bestehenden Wege eingezeichnet. Daran erkennt man leicht, dass jeder weitere Waldweg Unfug ist.(Größere Ansicht)

„Wem nutzt also eine zehn Meter breite und drei Kilometer lange Schneise quer durch bestehenden Wald?“, fragte der aufgebrachte Waldbesitzer. „Wem nutzt eine Zweiteilung aller durchquerten Waldstücke?“ „Wem nutzen die voraussichtlich 9.000 bis 15.000 Kubikmeter Schotter, die auf den bereits mageren, steinigen und felsigen Waldboden hier im Ösling gekippt werden sollen?“ Der Mann schlussfolgerte etwas zynisch: „Das kann nur von Spezialisten erarbeitet worden sein, da dem normalen Menschen diese Qualifikation offensichtlich fehlt.“

Es sei uns zu alledem die Frage erlaubt, welche Rolle das „Office national du remembrement“ in diesem Fall eigentlich spielt, wo der geplante Weg doch genau das Gegenteil von dem bewirkt, wofür diese Instanz einzustehen hat, nämlich die Flurzusammenlegung. Der Weg trennt nämlich Waldparzellen in zwei Teile. Was soll dieses Projekt also? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Der Präsident des ONR bedauert die „Pannen“ bei der Information und schlägt der „Kischpelter Eigentümer Gemeinschaft“ (KEG) einen neuen Termin am kommenden 5. Januar vor. Die Waldeigentümer sollen dann mit Gegenvorschlägen kommen!

„Angesichts der Tatsache“, so der Diplom-Ingenieur in einem offenen Brief an den Präsidenten des ONR, „dass die Nützlichkeit der geplanten Flurneuordnung nach Artikel 16, 17 der Prozedur von den meisten KEG-Mitgliedern in Frage gestellt wird und zudem kein Kostenplan besteht, sollte dieses Budget möglichst schnell zur Begutachtung vorliegen und das Fällen der Bäume solange ausgesetzt werden.“

Die Waldbesitzer und auch die breite Öffentlichkeit hätten ein Recht auf Informationen über die Entwicklung von Projekten aus öffentlicher Hand. In dieser Sache ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.