Der Justizpalast als Zielscheibe

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Am 19. Oktober 1985 detonierte eine Bombe beim Justizpalast. Das Gericht befasste sich am Donnerstag mit Details zu diesem Anschlag und über mögliche Hintermänner und Mitwisser bei den Ordnungskräften.

Zielscheibe des Anschlags am Justizpalast 1985 war das Büro des Untersuchungsrichters, der mit der sogenannten Spur Geiben beschäftigt war. Ben Geiben, ehemaliger Chef der Brigade Mobile galt lange Zeit als möglicher Tatverdächtiger. Großen Sachschaden wollten die Täter laut Ermittler Carlo Klein nicht anrichten. Es sollte nur optischer Schaden entstehen.

Lediglich ein kleiner Kreis wusste von den Ermittlungen im Fall Geiben, sagte am Donnerstag Ermittler Carlo Klein vor Gericht. Dabei nennt er die BMG. Die Täter mussten über Insiderwissen verfügen u.a. zur Überwachungstour der Patrouillen. Wenige Tage vor dem Anschlag auf das Gerichtsgebäude waren die Polizeikontrollen in diesem Bereich verstärkt worden. Zwischen den Patrouillen blieb genug Zeit für die Tat.

Wie beim Anschlag in den Kasematten stand auch am Justizpalast einer der Täter Schmiere, während ein Komplize laut Augenzeugenbericht eine vier Meter hohe Mauer erkletterte.

Findel: Bestens informiert

Gut informiert waren die Täter auch beim Anschlag auf die Landehilfe am Flughafen Findel. Sie wussten genau, wo und wie sie zuschlagen sollten, betont Ermittler Klein. Es sollte richtiger Sachschaden entstehen. Wie das Bundeskriminalamt BKA feststellte, mussten sich die Täter zuvor aktiv Informationen über den Findel beschaffen. Die neue Anlage galt damals als eine der modernsten in Europa.

Kenntnisse müssen die Täter auch über die Kontroll-Rundgänge gehabt haben. Am Tag des Anschlags lag die Anlage nicht auf der Route der Fußpatrouille. Sie kontrollierte an jenem Abend lediglich das Tanklager. Anderes Detail: Das damalige Sicherheitskonzept für den Flughafen stammte von Ben Geiben. Die Attentäter müssen von den Kontrollgängen gewusst haben, so Ermittler Klein.

Wenige Tage nach dem Anschlag auf Findel fand in Luxemburg eine EG-Sudamerika-Konferenz statt. Alle ausländischen Gäste mussten auf anderen Flughäfen landen. Das BKA spricht im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Findel von militärischem Vorgehen. Der Flughafen Findel hatte für die USA in den damaligen Jahren des Kalten Krieges strategische Bedeutung. Über den Findel sollte Kriegsmaterial transportiert werden.

Eine Bombe gegen den EG-Gipfel

In unmittelbarer Nähe zum Konferenzzentrum explodierte am 2. Dezember 1985 ein kleiner Sprengsatz. Zum selben Zeitpunkt fand ein EG-Gipfeltreffen statt. Die Bombe wurde nicht aus einem Wagen geworfen, wie lange Zeit angenommen, sondern mittels einer langen Zündschnur gezündet. Auch hier müssen die Täter über genaue Kenntnisse des Sicherheitskonzepts verfügt haben, so Klein vor Gericht. Die Täter wollten erneut die Machtlosigkeit der Sicherheitskräfte zeigen, mutmasst Klein.

Ende 1985 werden die Ermittlungen ausgeweitet. Die Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen auf Straßen, Gebäude und andere Einrichtungen werden verschärft. Sie werden nur kurz vor deren Umsetzung veröffentlicht. Das Misstrauen innerhalb der Gendarmerie ist groß.

Die Insider-Spur wird das Gericht auch kommende Woche beschäftigen.