Armut in Luxemburg hat viele Gesichter

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(dpa/Archiv)

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Jeder vierte EU-Bürger ist armutsgefährdet, in Luxemburg jeder fünfte. Das geht aus Zahlen der Europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden.

Fast jeder vierte EU-Bürger und fas jeder fünfte Bürger in Luxemburg ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Vergangenes Jahr erfüllten 122,6 Millionen EU-Bürger oder 24,5 Prozent der Bevölkerung die Kriterien für drohende Einkommensarmut, für „erhebliche materielle Entbehrungen“ oder für sehr niedrige Erwerbstätigkeit, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte.

Die Daten der aktuellen Eurostat-Erhebung basieren auf die EU-SILC Erhebung, die vergleichbare „Statistiken für Einkommensverteilung, Armut und Lebensbedingungen (in den EU-Mitgliedstaaten) liefert“, präzisiert Eurostat. Darunter sind auch Fälle mit mehreren Nennungen. In Luxemburg waren 2013 19 Prozent (100 000 Menschen) von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, so Eurostat. 2008 waren es 15,5 Prozent (70.000 Personen). Armutsgefährdet ist laut Eurostat, wer nach Erhalt von Sozialleistungen, mit seinem Gehalt unter 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens liegt. Das nationale Medianeinkommen ist der Wert, der sich in der Mitte der Tabelle befindet, falls alle Einkommen eines Staates in einer Liste aufgeführt werden.

Wenn das Geld zum leben knapp wird

Laut Eurostat liegt eine „erhebliche materielle Entbehrung“ vor, wenn ein Haushalt beispielsweise nicht genug heizen, seine Kreditraten nicht pünktlich bezahlen, oder sich nicht drei Mal in der Woche eine fisch- bzw. fleischhaltige Mahlzeit leisten kann. Unter den insgesamt neun Kriterien der „erheblichen materiellen Entbehrung“ fallen außerdem die finanziellen Reserven, die ein Haushalt hat, um unvorhergesehene Ausgaben zu schultern. Fehlt außerdem das Geld für einen einwöchigen Urlaub, einen Farbfernseher oder beispielsweise für Telefon und Handy sind weitere Kriterien für die „erhebliche materielle Entbehrung“ erfüllt.

Laut Eurostat ist die Zahl der Menschen in Luxemburg in dieser Kategorie seit 2008 gestiegen. Erfüllten damals 13,4 Prozent der Personen ein oder mehrere Kriterien für eine „erhebliche materielle Entbehrung“, waren es 2013 insgesamt 15,9 Prozent.

Armut durch Arbeitslosigkeit

Niedrige Erwerbstätigkeit liege vor, wenn die Erwachsenen in einem Haushalt weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotentials ausschöpfen, erläutert Eurostat. In den vergangenen fünf Jahren ist das Armutsrisiko demnach leicht gestiegen. In der gesamten EU stieg es laut Eurostat von 23,8 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2008 auf 24,5 Prozent 2013.

In Luxemburg erhöhte sich dieser Wert von 4,7 Prozent (2008) auf 6,6 Prozent im Jahr 2013. Dabei ist das Großherzogtum ist wie Rumänien (6,4 Prozent) oder Schweden (7,1 Prozent) eines der Staaten mit den niedrigsten Anteilen an Personen, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbslosigkeit leben.