„Es ist nicht so schlimm wie wir glauben“

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LUXEMBURG - Die Frühjahrsmesse bietet traditionell Gaumenfreuden an. Eröffnet wurde die Messe am Samstag ebenfalls wie gewohnt mit einer Ansprache zur wirtschaftlichen Lage des Landes.

Im Mittelpunkt des Eröffnung der Frühjahrsmesse steht jedes Jahr die Rede des Wirtschaftsministers, der in diesem Jahr durch Staatssekretärin Francine Closener vertreten wurde, da er im Dienste es Landes auf Reisen ist.

„Hat Luxemburg die Krise hinter sich gelassen oder nicht“? fragte Staatssekretärin Closener bei ihrer Ansprache im Beisein von Erbgroßherzog Guillaume, seiner Gemalin Stephanie. Closener ist positiv gestimmt. „Es ist nicht so schlimm wie wir glauben,“ sagt sie.

3,1 Prozent

Sie findet in der Statistik Zahlen, um diese Behauptung zu untermauern. Die Statistikbehörde Statec weise für Luxemburg im Jahr 2013 ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent aus. Die Prognose für das laufende Jahr beträgt 3,1 Prozent. Auch bewertet die Staatssekretärin die besonders niedrige Inflation als ein gutes Zeichen. Sie soll voraussichtlich bis 2018 die Zweiprozentmarke nicht überschreiten. Eine weitere positive Entwicklung sieht Closener in dem Wachstum der Beschäftigungsquote, die den Vorhersagen zufolge in den nächsten drei Jahren im Schnitt um 2,5 Prozent im Jahr steigen wird. Closener weiß jedoch auch, dass die Arbeitslosenzahlen hoch bleiben werden, für die Jahre 2016 bis 2018 sind 6,5 Prozent vorausberechnet.

Einen Grund für den Umstand, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, die Arbeitslosigkeit jedoch hoch bleibt sieht Closener in einem Mangel an qualifizierten Arbeitssuchenden. „Die Betriebe suchen verzweifelt nach qualifizierten Mitarbeitern, die sie aber auf dem nationalen Arbeitsmarkt nicht finden,“ so Closener. Sie betonte die wichtige Rolle des Handwerks, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen. Es könne nicht sein, dass eine Ausbildung im Handwerk in Luxemburg nur zweite Wahl sei, eine Wahl für Schüler, die im Lycéc Classique nicht weiterkommen,“ sagte Closener.

11 Milliarden Euro

Negativ bewertet sie auch die Staatsverschuldung, die sich in 2013 bereits auf 11 Milliarden Euro belief und die „besser werden muss“.

Die Zeichen stünden also gar nicht so schlecht. „Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass wir ohne mehr Wirtschaftswachstum schwere Zeiten haben werden,“ so die These der Staatssekretärin. Nach außen wolle das Land Wachstum schaffen, indem ausländische Betriebe gezielt angesprochen werden und überredet werden, sich in Luxemburg niederzulassen. „Nach innen“, so Closener, „soll das Land Wachstum schaffen, in dem die Unternehmen Luxemburgs sich mit unserer Hilfe weiterentwickeln.“

Closener ging auch erneut auf Kritiken der Handwerkskammer ein, die sich zuletzt gegen die Abschaffung des superreduzierten Mehrwertsteuersatzes bei Neubauten zur Vermietung stark gemacht hatte. Sie könne die Aufregung verstehen, aber es sei der Wunsch der EU-Kommission, dass nur noch „des biens de première nécessité“ derart begünstigt werden. Sie geht allerdings nicht davon aus, dass dadurch die Preise am Immobilienmarkt steigen werden. Schließlich seien sie ja auch nicht im gleichen Maße gefallen, als der superreduzierte Mehrwertsteuersatz eingeführt worden ist. Außerdem werde der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sagte die Staatssekretärin.

Der Handel in Luxemburg, so Closener, habe immer noch den Nachteil, dass viele Geschäfte nicht frei wären dort einzukaufen wo sie wollten und wo die Ware am billigsten ist. Sie seien gezwungen über Importeure und Zwischenhändler zu bestellen. Binnenmarkts-Kommissar Barnier hätte Luxemburg nun allerdings zugesagt hier Abhilfe zu schaffen.

„Guichet unique“

Closener kündigte einen „guichet unique“ an, der zur Anlaufstelle für alle werden soll, die in Luxemburg eine Konferenz oder sonst ein großes Event planen. Schließlich, so Closener, habe der Geschäftstourismus in Luxemburg im letzten Jahr 58 Prozent der Übernachtungen ausgemacht. Die Touristen sollen, so der Wunsch Closeners, in Zukunft das ganze Jahr über Luxemburg bereisen, so dass die Hotels nicht mehr ihre Mitarbeiter außerhalb der Saison in die Arbeitslosigkeit entlassen müssen.

Im Juni, so kündigte die Staatssekretärin an, werde das bereits angekündigte „Haut comité pour le soutien des PME“ geschaffen. „Dessen erste Aufgabe ist es, die Umsetzung des neuen Aktionsplans für kleine und mittlere Unternehmen zu begleiten, der in der nächsten Woche an die Betroffenen verschickt wird.“ Der Plan zeige Wege auf, um die Wettbewerbsfähigkeit der KMU zu heben und ihnen zu helfen Arbeitsplätze zu schaffen.

Es habe immer viele Argumente gegeben, die für Luxemburg sprachen, so Closener. Die Tatsache, dass viele Unternehmen trotz Präsenz in den Nachbarländern ihre Präsenz in Luxemburg ausbauen, wertet sie als Zeichen, „dass das was wir unternehmen nicht so schlecht sein kann.“