Als Veganer in Luxemburg unterwegs

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In Deutschland schließen immer mehr rein vegane Restaurants und Läden. Im Gegenzug nehmen immer öfter auch herkömmliche Restaurants und Supermärkte vegane Produkte in ihre Karte und in ihr Sortiment auf. Wir haben das Angebot für Veganer in Luxemburg unter die Lupe genommen.

Die meisten Luxemburger essen regelmäßig Fleisch. Bei einer Umfrage von TNS Ilres gaben im vergangenen Jahr 85% der 520 Befragten an, Fleischesser zu sein. Daneben standen 6% Flexitarier, also Menschen, die den Konsum von tierischen Produkten bewusst reduzieren, 3% Vegetarier, die ausschließlich auf Fleisch, nicht aber auf Milchprodukte verzichten, und 1% Veganer, die gar keine tierischen Produkte zu sich nehmen.

„Diese Statistik entspricht auch den ungefähr 4.000 Mitgliedern der Facebook-Seite von Vegan Society“, sagt Camille Müller, Sekretär der beiden Organisationen Vegan Society Luxembourg und Veginfo. An die 4.000 Menschen dürfte es also in Luxemburg geben, die sich rein pflanzlich ernähren.

Für sie können alltägliche Situationen wie der Wocheneinkauf oder ein Restaurantbesuch schon mal zum Rätselraten werden. Sind die Nudeln beim Italiener um die Ecke mit Eiern zubereitet? Sind die Kartoffelchips mit Milchpulver bestreut? Tierische Produkte sind oft in Nahrungsmitteln versteckt, von denen man es kaum erwarten würde. Und bei der Ernährung hört das Recherchieren und Grübeln nicht auf: Veganer achten ebenfalls auf die Kleidung und verzichten auf Leder, Seide, Wolle und auf alles andere, was vom Tier kommt. Auch hier ist ihnen eine ausgelassene Shoppingtour oft nicht möglich.

Für alle, die sich für diese Lebensweise entschieden haben, können rein vegane Restaurants, Lebensmittelgeschäfte und Kleiderläden eine Entlastung sein. Hier können sie einfach zugreifen, anstatt davor stundenlang Etiketten zu studieren oder den Kellner auszufragen. Für alle anderen kann es eine angenehme Abwechslung sein.

Übersicht auf einer Webseite

Camille Müller ernährt sich selbst seit 12 Jahren vegan und freut sich über mehr rein vegane Anlaufstellen in Luxemburg. „Wir haben definitiv nicht genug dieser Restaurants und Läden. Es ist wünschenswert, dass so etwas häufiger aufkommt.“ Er betont allerdings auch, dass es fast wichtiger ist, auch in anderen Restaurants eine kleine Auswahl veganer Gerichte auf der Karte zu haben: „Wenn ich nur mit Veganern unterwegs bin, mag ich rein vegane Restaurants sehr gerne. Wenn ich aber jetzt mit Freunden essen gehe, die Fleisch konsumieren wollen, dann ist mein Lieblingsrestaurant eigentlich jenes, das sowohl an Fleisch als auch an rein pflanzlichen Gerichten eine gute Auswahl anbietet“, sagt Müller. Das sei eine Kombination, die auch in Luxemburg – einem Land der Fleischesser – umsetzbar sei.

„Veganer haben meist ihre Stammrestaurants, bei denen sie ohne Problem eine Pizza ohne Käse oder andere Optionen bestellen können. Beim Italiener oder beim Inder findet man in der Regel immer etwas Veganes“, berichtet Müller aus Erfahrung.

Neu ist seit Beginn des Jahres, dass das Restaurant Beet auf dem Knuedler von einer vegetarischen auf eine komplett vegane Küche umgestiegen ist. Weitere vegane Restaurants in Luxemburg sind Oak, Rawdish, Nirvana und Flowers Kitchen. Es gibt allerdings noch viele vegetarische und andere gute Restaurants im Land, die vegane Gerichte auf ihrer Karte gekennzeichnet haben. Diese kann man einfach unter www.happycow.net finden.

Es befindet sich lediglich ein ausschließlich veganer Kleiderladen im Großherzogtum. Akabo betreibt ein Geschäft in der rue de Bonnevoie, in der Nähe des Bahnhofs. Hier werden nur vegan zertifizierte Kleider verkauft. „Akabo betreibt ebenfalls ein mobiles Geschäft: den ‚Akabobus‘.“ Dieser hält abwechselnd vor den verschiedenen Naturata-Läden im Land. Das einzige vegane Lebensmittelgeschäft in Luxemburg gibt es seit gut einem halben Jahr: Venga.

Vegan und Verzicht? Das passt nicht zusammen

„Wäre ich 1999 in meinen Laden gekommen, wäre ich durchgedreht“, erzählt Denis Tornare, Manager des veganen Lebensmittelgeschäfts Venga in Roeser, lachend. Venga steht  dabei für „Vegans enjoying new great alternative“. Denis ernährt sich seit 19 Jahren rein pflanzlich, verzichtet auf alle tierischen Produkte. Damals war die Auswahl an Lebensmitteln für Veganer noch sehr eingeschränkt. Nudeln, Reis, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte … „In meiner Studentenzeit habe ich meistens einen Riesenteller Nudeln mit ein paar Oliven drauf gegessen“, erinnert sich Denis. Heute muss eine vegane Lebensweise längst nicht mehr so einseitig sein. Das wird einem beim Betreten des kleinen Ladens klar. Insgesamt hat Venga rund 500 verschiedene Produkte im Sortiment.

Im Juni 2017 wurde der Laden eröffnet. „Ein rein veganes Geschäft hat in Luxemburg gefehlt. Ein Ort, an dem man nicht stundenlang Etiketten studieren muss, bevor man etwas in seinen Einkaufswagen legt.“ Zusätzlich bietet Venga viele Produkte an, die man sonst nirgendwo in Luxemburg bekommt. Natürlich gibt es auch eine Auswahl an pflanzlichen Produkten in herkömmlichen Supermärkten, mehr noch in Bioläden.

Denis’ Auswahl ist dennoch unschlagbar, denn er verkauft wirklich alles, was das Veganer-Herz begehrt. An den Feiertagen waren sein veganes Raclette und der Fondue-Käse der absolute Hit. Egal, ob Snickers, Bounty oder Mars – auch das bietet er in einer veganen Variante an. Kurz gesagt alles, von dem man eigentlich denkt, man müsse darauf verzichten, wenn man sich für eine vegane Lebensweise entscheidet.

Venga ist nicht das erste vegane Geschäft in Luxemburg. Davor gab es bereits das Vegan Life in Beckerich und das Happy Vegan in Walferdingen, das Laden und Restaurant zugleich war. Camille Müller ist überzeugt: „Bei beiden Projekten ist es definitiv nicht an der Nachfrage gescheitert.“

500 verschiedene Produkte

Diese Meinung teilt auch Denis, dessen Laden immer mehr Menschen aus dem ganzen Land und der Grenzregion anlockt. „Am vergangenen Samstag hatten wir den bislang erfolgreichsten Tag. Es kamen 45 Kunden“, sagt er. Ausgelöst wurde der Andrang durch eine Facebook-Ankündigung: Ein Camembert-Käse von Les Petits Veganne wurde ins Sortiment aufgenommen, und der kommt offenbar auch bei Fleischessern richtig gut an. Die Marke kommt aus der Lorraine und besteht selbst erst seit Oktober letzten Jahres.

Nicht nur Veganer statten Venga einen Besuch ab. „Viele Neugierige aus der Nachbarschaft kommen hierher. Letztens ist sogar eine Frau aus Metz extra angereist, um hier einzukaufen“, erzählt Denis. Das Geschäft hätte er nie gegründet, wenn er nicht von der Möglichkeit einer „Coopérative“ erfahren hätte. Denn hierbei verteilt sich das Risiko auf mehrere Menschen. Jeder, der dem Projekt Geld zur Verfügung stellt – egal, um welche Summe es sich dabei handelt –, bekommt ein Mitspracherecht. Für Denis war dies zudem gleich zu Beginn eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, wie viele Menschen das Projekt unterstützen und ob es genug potenzielle Kunden gibt.

Zurzeit kann sich Denis noch kein Gehalt auszahlen. Deshalb sind auch die Öffnungszeiten des Ladens etwas außergewöhnlich. Er arbeitet nebenbei noch als Lieferant für eine andere Firma. „Es sieht aber so aus, als wäre in naher Zukunft ein Gehalt drin“, sagt er. Venga wird bald größer. Kunden können also gespannt auf eine noch vielfältigere Auswahl an Leckereien sein, für deren Herstellung kein Tier gelitten hat. Zusätzlich können sich auch Fahrradfreunde freuen, denn Ende Februar startet Denis zusammen mit einem Freund ein neues Projekt gleich nebenan. Mehr will er allerdings noch nicht verraten.

Von Melody Hansen

 

JB
4. Februar 2018 - 22.02

Ich nehme keine Pillen und bin trotzdem gesund als Veganer, sorry sogar gesünder als vorher kein Cholester. mehr und sonst sind alle meine Werte TOP.

G. Medlar
1. Februar 2018 - 15.41

naja. vegan ist nicht immer gleich umweltfreundlich oder gesund. Wenn vegan, dann schon soweit wie möglich bio, frische Nahrungsmittel und nur gelegentlich industrialisierte Produkte.

Raym Collé
1. Februar 2018 - 13.20

Klimawandel kennt wann de Wirtschaftssystem just mat nonstop Wuesstum funktionéiert an all erdenklech Ressource ausnotzt. Wa mer 1Mia. Menschen op der Welt sin, an dovunn all Fleeschfriesser, as dat fiir eise Planéit kee Problem. Awer och mat 9Mia. Veganer kritt de Planéit seng Problemer. Ech iesse wat mir schmacht a mech net krank mecht, a Moßen natierlech. Ech fannen déi oft ganz eesäiteg Ernierung vu Veganer ganz geféierlech. Fiirwat soll ech all déi gutt Saachen op der Säit loosen? Sou mecht d'Liewen dach kee Spaß...

Carl Hobichen
1. Februar 2018 - 11.54

@Antonietta, Ich stimme Ihnen ebenfalls zu, auch wenn ich es bislang nicht ganz soweit schaffe, vegan zu leben. Mit alten Gewohnheiten zu brechen ist schwierig und braucht Zeit. Aber es lohnt sich für Mensch, Tier und Planet.

Reni
1. Februar 2018 - 11.02

Antonietta, ganz Ihrer Meinung .

Antonietta
1. Februar 2018 - 10.33

Die Tierhaltung, und damit der Konsum tierischer Produkte, ist einer der Hauptverursacher für die größten Probleme unserer Zeit: vom Klimawandel über die Rodung der Wälder, bis hin zur Ressourcenverschwendung und Trinkwasserproblematik. Wenn Ihnen etwas an unserem Planeten liegt, leben Sie vegan.

Jacques Zeyen
1. Februar 2018 - 10.07

Anscheinend haben Pflanzen auch Gefühle. Da wird's doch so langsam eng für die Müslipartei. Aber Spaß beiseite. Vegan oder vegetarisch als Weltanschauung? Warum nicht. Der Mensch ist vom Erbgut her ein Allesfresser. Das hat ihn zu dem gemacht was er heute ist. Experten behaupten anscheinend, dass es besser gewesen wäre, wir wären auf den Bäumen geblieben. In der Natur heißt die Devise- fressen und gefressen werden. Ich rette die Welt nicht indem ich auf alles verzichte und statt dessen Zusatzstoffe in Pillenform zu mir nehmen muss um keine gesundheitlichen Folgeschäden zu erleiden.

CESHA
1. Februar 2018 - 6.42

Wünsche ganz ehrlich: Viel Erfolg!