Solidarische Landwirtschaft: Produzent und Konsument als Partner

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Von Olivier Halmes

In diesem Jahr war zum ersten Mal die „Plattform solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) auf der landwirtschaftlichen Messe in Ettelbrück vertreten. Seit 2014 gibt es die Plattform bereits. Das Tageblatt hat sich mit Claude Petit, landwirtschaftlicher Berater des „Oekozenter Pafendall“, unterhalten. Wir wollten unter anderem wissen, wie eine solche Form der Partnerschaft zwischen Produzent und Konsument funktioniert.

Tageblatt: Herr Petit, kurz erklärt, was ist solidarische Landwirtschaft?
Claude Petit: Der Konsument bezahlt den Bauer im Voraus und erhält dafür, im Gegenzug, die produzierten Lebensmittel. Der Verbraucher verpflichtet sich auf diese Weise gegenüber dem Bauern, dessen Produktion für eine Saison abzunehmen. Dieses Engagement und die Vorfinanzierung sind die Basis der Solidarität, da es dem Bauern ein sicheres Einkommen garantiert und die Produktionsplanung vereinfacht. Der Konsument weiß im Gegenzug, wo seine Nahrungsmittel herkommen und wie sie hergestellt wurden.

Für welche landwirtschaftliche Betriebe eignet sich ein solches Finanzierungsmodell?
Eher für kleinere oder mittlere landwirtschaftliche Betriebe, die keine großen Mengen an Fleisch, Milch oder Gemüse absetzen müssen. Auch bei der Schaffung neuer Betriebszweige ohne größeres finanzielles Eigenrisiko ist dieses Modell geeignet.

Wie funktioniert die Beteiligung an diesem System?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel kann der Landwirt seinen Preis nennen und dieser wird im Voraus auf die einzelnen Interessenten verteilt. Es gibt aber auch Betriebe, die eine Art Bieterrunde organisieren, um das benötigte Budget zu erreichen. Schließlich bestehen auch für finanzschwache Menschen Möglichkeiten der Beteiligung. Im Prinzip sollen die so produzierten Waren nicht teurer werden als herkömmliche aus dem Laden. Es bleibt viel weniger auf dem Feld zurück, weil der Landwirt den gesamten Ertrag direkt an seine Kunden abgeben kann. Der Verbraucher bezahlt den Bauer ohne einen Zwischenhändler. Das ist zudem ein weiteres wichtiges Element. Rund 500 Verbraucher im Land nutzen zurzeit das System der solidarischen Landwirtschaft.

Welche Betriebe der solidarischen Landwirtschaft gibt es aktuell in Luxemburg?
Es gibt den „Biekerecher Geméisgaart“ und den „Gaart-à-vous“ in Beckerich, den „Krautgaart“ in Koerich, „Terra“ in Luxemburg-Stadt und im Osten Luxemburgs den „Fromburger Hof“ in Osweiler. Und dann ist da auch noch das Leader-Projekt „Solidarische Landwirtschaft Atert-Wark“, bei der sich gleich mehrere Landwirte aus der Region zusammengeschlossen haben.