Jugendherberge: Nicht nur für junge Leute

Die Jugendherberge in Burglinster hat ihre Tore geschlossen. Sie war nicht mehr gut besucht, hieß es. Aber keine Sorge: Reisende, die bisher nach Burglinster kamen, können in einer der anderen Herbergen übernachten. Es seien genug Betten verfügbar, so der zuständige Minister.

Seit dem 31. Dezember 2017 ist die Jugendherberge „an der Buerg“ geschlossen. Der Grund für das Aus der Einrichtung sei eine drastische Abnahme der Übernachtungen gewesen, heißt es. Die Schließung der Jugendherberge löst aber bei der CSV-Abgeordneten Françoise Hetto Besorgnis aus. Sie erinnert daran, dass die Unterkunft die einzige ihrer Art in diesem Teil des touristisch wichtigen Müllerthals war. Jetzt bleibe für diese Region nur noch die Herberge in Echternach. Die Parlamentarierin wollte außerdem wissen, was mit dem Gebäude in Burglinster passiert.

Schul- und Jugendminister Claude Meisch (DP) bestätigte in seiner Antwort auf die parlamentarische Frage zunächst die Schließung der Jugendherberge. Er gab u.a. mangelnde Empfangsinfrastruktur für das Aus an. Sie habe den Bedürfnissen der Kundschaft nicht mehr entsprochen. Zudem sei das Gebäude nicht behindertengerecht gewesen.

Umbau ist unmöglich

Der Staat hätte Geld für die Renovierung der Herberge bereitstellen können. Er hat dies aber abgelehnt, weil sich der Umbau schwierig gestaltet hätte und nur mit einer riesigen Investition möglich gewesen sei. Zudem sei das Gebäude der Jugendherberge teilweise denkmalgeschützt. Das hätte die Renovierungsmöglichkeiten erheblich eingeengt. Der Einbau eines Lifts z.B. sei nicht realisierbar. Und auch die Raumaufteilung der Unterkunft sei verbesserungswürdig. Die Bleibe sei u.a. nicht für den Aufenthalt ganzer Familien geeignet gewesen.

Die Jugendherberge in Burglinster war angeblich nicht mehr rentabel. Seit einigen Jahren sei die Zahl der Übernachtungen gesunken, erklärte Minister Meisch in seiner Antwort. Im Jahre 2012 habe man noch 5.830 Übernachtungen gezählt. Im letzten Jahr seien es lediglich 2.753 gewesen.

Der Jugendminister erinnert daran, dass in den letzten Jahren mehrere Jugendherbergen im Müllerthal ihre Tore geöffnet hätten, u.a. in Befort und in Echternach. In der Abteistadt stünden 118 Betten zur Verfügung, in Befort seien es immerhin 62. Damit sei das Müllerthal gut abgedeckt. Er erklärt zudem, dass die Jugendherbergen in der Hauptstadt (240 Betten) und in Fels (77 Betten) ebenfalls Gäste empfangen könnten.
Die Bettendichte sei in Luxemburg höher als in anderen europäischen Ländern, freut sich dann auch Claude Meisch.

Im Allgemeinen wird das Netz der Herbergen kontinuierlich erweitert, mit einer neuen Unterkunft in Esch/Alzette und der Erweiterung der bestehenden Herberge in Vianden. Die Arbeiten sollen in ein paar Jahren abgeschlossen sein, so Martine Backendorf, „Coordinatrice de l’animation et de la communication“ der Zentrale der Luxemburger Jugendherbergen zum Tageblatt. Aber auch in Fels, keine zehn Kilometer von Burglinster entfernt, steht die Renovierung der bestehenden Herberge auf der Agenda. In Ettelbrück indes soll in der Nähe des neuen Bahnhofs eine neue Jugendherberge entstehen. Einen Zeitplan gibt es hierfür aber noch nicht, sagt Backendorf.

Die Auslastung der bestehenden Einrichtungen sei gut. Es gibt jedoch saisonale und regionale Unterschiede. Es sei auf jeden Fall noch Luft nach oben, so die „Coordinatrice“. So seien z.B. die Unterkünfte in Vianden und in Lultzhausen wegen Gästemangels im Winter zu. Die Verantwortlichen der Jugendherbergen erhoffen sich jetzt viel von der Förderung des Wander- und Radfahrertourismus in Luxemburg.

„Mehr als nur Betten“

Mit dem letzten Jahr sind sie jedoch zufrieden. Es wurde mit 151.248 Übernachtungen sogar ein neuer Rekord aufgestellt. 2016 warden „nur“ 135.084 Übernachtungen gezählt worden. Die Jugendherbergen seien aber mehr als nur Betten, betont Martine Backendorf. Auch das Animations- und Freizeitangebot werde laufend erweitert. Sportliche Aktivitäten, Geburtstagsfeiern, Ausflüge, Konferenzen, Konveniate usw. erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

In Esch/Alzette ist man in diesem Zusammenhang dabei, die Jugendherberge als kulturellen „Hotspot“ aufzubauen. Hier wurde eine kleine Bühne aufgebaut, wo Lesungen, Konzerte, Quizabende usw. stattfinden können. Esch/Alzette ist so im Rahmen des Kulturjahres 2022 um eine Attraktion reicher. Was das Gebäude der ehemaligen Jugendherberge in Burglinster betrifft, so sei noch nicht entschieden, was damit geschieht. Man sei dabei, die verschiedenen Optionen zu analysieren, sagt Claude Meisch. Der Minister könnte sich dort aber durchaus auch Wohnungen für junge Leute vorstellen.

Die luxemburgischen Jugendherbergen

Die luxemburgischen Jugendherbergen sind insgesamt gut ausgerüstet. Fast alle verfügen über Versammlungs- und Konferenzräume, sind behindertengerecht und zeichnen sich durch die gute Qualität der Verpflegung aus. Der Gast hat so die Wahl zwischen Vollpension, Mittagessen, Abendessen und Lunchpaketen. Auch Grillabende und Feiern können dort organisiert werden. In den meisten Herbergen gibt es ebenfalls Abstellräume für u.a. Fahrräder und freien Internetzugang. Übernachten können in den Jugendherbergen Einzelpersonen, Familien und Gruppen. Es gibt keine Altersbeschränkung: Die „Youth Hostels“ stehen allen Jungen und Junggebliebenen offen.

Der Preis für eine Übernachtung liegt bei 21,70 Euro (Nicht-Mitglieder) oder 24,70 Euro (Mitglieder) pro Person. Darin enthalten sind in der Regel das Frühstück und die Bettwäsche. Ausnahmen gibt es in den Herbergen in Luxemburg (19,70 Euro für Mitglieder, 22,70 für Nicht-Mitglieder) sowie Vianden und Hollenfels (19,70 Euro für Mitglieder, 22,70 für Nicht-Mitglieder). Für eine Mahlzeit muss man zwischen 7 und 10 Euro vorsehen, eine Lunchbox kostet zwischen 5 und 9 Euro. Alle Tarife und weitere Informationen können auf der Internetseite www.youthhostels.lu gefunden werden.

• Lultzhausen
  Die Jugendherberge liegt im Dorfzentrum, in unmittelbarer Nähe des Sees. Sie verfügt über 112 Betten, die auf 30 Zimmer mit jeweils zwei bis sechs Betten verteilt sind. Einzelzimmer mit separaten Sanitäreinheiten sind für Lehrer, Begleiter und Busfahrer reserviert. Die sanitären Einrichtungen befinden in den Zimmern oder auf der Etage. Den Gästen stehen auch ein Konferenzraum für 80 Personen, zwei Klassenzimmer für 30, drei Besprechungsräume für 12 Teilnehmer und zwei Aufenthaltsräume zur Verfügung.
• Vianden
  Die Lage der Anlage, im oberen Teil der historischen Ortschaft, nur ein paar Gehminuten vom Schloss entfernt, ist sicherlich von Vorteil. Die Unterkünfte befinden sich in einem traditionsreichen Haus, das 2004 komplett renoviert wurde. 66 Betten zählt die Jugendherberge in der Stadt an der Our. Zur Auswahl stehen Zimmer mit zwischen zwei
  und 12 Betten. Auf jedem Stockwerk befinden sich Sanitäranlagen.
  
• Fels
  Die Einrichtung befindet sich inmitten eines Parks mit kleinen Bungalows, Bänken und Spielplätzen. Sie ist das ganze Jahr über geöffnet und eignet sich besonders für Familien. Sie verfügt über insgesamt 77 Betten, die auf Zweibettzimmer mit Waschbecken im Hauptgebäude und Fünfbettzimmer mit Badezimmer in den Bungalows verteilt sind. Außerdem erwartet ein Chalet mit 14 Betten und Badezimmer die Gäste.
• Befort
  Die neu gebaute Jugendherberge befindet sich seit Ende 2013 an einer neuen Adresse im Ortskern von Befort, direkt neben der Schule. 62 Gäste können hier in Zwei- bis Fünf-Bett-Zimmern übernachten. Jedes Zimmer verfügt über eine eigene Sanitäranlage. Ein Indoorspielparadies, ein Aktivitätsraum, eine Bowlingbahn sowie Konferenz- und Versammlungsräume runden das Angebot ab.
  
• Hollenfels
  Die Jugendherberge befindet sich gegenüber der Burg. Ihre Aufnahmekapazität liegt bei 86 Gästen. Hinzu kommen aber noch 56 Betten, die ausschließlich Gruppen, die sich an pädagogischen Programmen des „Service national de la jeunesse“ beteiligen, zur Verfügung stehen. Die Unterkunft ist das ganze Jahr über geöffnet. 1975 wurde das Schloss zum Sitz des Ökologie- und Jugendzentrums. Dieses bietet in Zusammenarbeit mit der Jugendherberge Umwelterziehungskurse für Klassen und Gruppen an. Die Jugendherberge besitzt zudem einen Bastelraum sowie drei Gemeinschaftsräume, die auch als Klassenzimmer verwendet werden können.
  
• Echternach
  Die Sportjugendherberge in der Nähe des Echternacher Sees lockt die Gäste mit einer voll ausgestatteten Sporthalle, einer 14 Meter hohen Indoor-Kletterwand, einem Fahrrad- und MTB-Verleih und einer Trampolinanlage an. Sie ist das ganze Jahr über geöffnet. 118 Gäste können in Zimmern mit jeweils zwei bis sechs Betten und eigenen sanitären Einrichtungen unterkommen.
  
• Luxemburg
  Die Jugendherberge in der Hauptstadt liegt im Pfaffenthal, am Fuße der Burgruine der Bockfelsen, und ist das ganze Jahr über geöffnet. 240 Betten gibt es dort bzw. vier bis sechs pro Zimmer, welche in dem meisten Fällen auch über eigene sanitäre Einrichtungen verfügen. Die vorteilhafte Lage der Unterkunft lädt zu Ausflügen ein. Das historische Stadtzentrum ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Busse verbinden die Einrichtung mit den anderen Stadtvierteln, den umliegenden Ortschaften und dem Flughafen. Die Jugendherberge bietet zudem einen Shuttle-Service an.
  
• Remerschen
  Die Jugendherberge wurde in einem Kloster eingerichtet, das komplett renoviert und durch einen angrenzenden Neubau ergänzt wurde. Sie befindet sich Ortszentrum von Remerschen in direkter Nähe des Badeweihers, der Mosel und eines Naturschutzgebietes. 150 Betten verteilen sich auf Zimmer von einem bis fünf Betten mit eigenen Sanitärräumen. Des Weiteren wurden im Gebäude zwei Schlafräume mit je
  18 Betten im Dachgeschoss des alten Klosters geschaffen. Diese eignen sich für Schul- oder Pfadfindergruppen.
  
• Esch/Alzette
  Die Jugendherberge liegt direkt am Bahnhof. Der Stadtkern mit seinem multikulturellen und pulsierenden Leben und das Naherholungsgebiet Galgenberg sind nicht weit entfernt, genau wie Belval mit der Universität, der Rockhal und dem Kino.
  Den Gästen stehen insgesamt 122 Betten, die auf 36 Zimmer mit zwei bis fünf Betten sowie eigenem Bad und WC verteilt sind, zur Verfügung.