Zwischen den Nachbarstaaten Libanon und Israel werden Erinnerungen an Konflikt von 2006 wach

Zwischen den Nachbarstaaten Libanon und Israel werden Erinnerungen an Konflikt von 2006 wach

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Der jüngste Schlagabtausch zwischen der libanesischen Hisbollah und der israelischen Armee hat Angst vor einem neuen Krieg geweckt. Im letzten Konflikt zwischen den langjährigen Feinden 2006 wurden mehr als 1.200 Menschen im Libanon sowie 160 Israelis getötet.

In dem Scharmützel am Wochenende sehen Experten aber eher eine begrenzte Eskalation als den Beginn eines neuen Krieges. Sie warnen jedoch, dass Israel und die Hisbollah die Situation nicht allein in der Hand haben.

Was hat zu der Eskalation geführt?

Die Spannungen zwischen den beiden Parteien waren gestiegen, nachdem die israelische Armee am 24. August Stellungen der Hisbollah in Syrien attackiert hatte. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Bewegung zwei ihrer Kämpfer getötet. Kurz darauf gab es einen israelischen Drohnenangriff im schiitischen Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut, den die Hisbollah als schwersten Angriff seit 2006 bezeichnete. Daraufhin zerstörte die Hisbollah am Sonntag ein israelisches Militärfahrzeug im Norden Israels.

Die Hisbollah-Expertin Amal Saad sieht dies als „sehr kalkulierte, begrenzte und verantwortliche Reaktion“. Die Hisbollah sei offenbar bemüht, die „Situation nicht eskalieren zu lassen“ und einen offenen Krieg zu vermeiden. Als Reaktion auf den Angriff feuerte Israel seinerseits hundert Geschosse auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon.

Was steckt hinter dem Scharmützel?

Israel geht schon seit Jahren mit Luftangriffen in Syrien gegen iranische Waffenlieferungen an die Hisbollah vor und bombardiert Stellungen der iranischen Revolutionsgarden in dem Bürgerkriegsland. Israel will verhindern, dass sich die Garden dort dauerhaft festsetzen und die Hisbollah moderne Raketen erhält. Bisher haben der Iran und die Hisbollah weitgehend auf eine militärische Reaktion verzichtet.

Zuletzt verschärften sich aber die Spannungen zwischen dem Iran und den USA, die seit dem Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran eine Politik des „maximalen Drucks“ verfolgen. Laut dem Experten Karim Bitar richtet sich diese nicht allein gegen die iranische Wirtschaft, sondern solle Teheran auch in der Region „die Flügel stutzen“, indem seine Partner im Irak, Syrien und dem Libanon geschwächt würden.

Ist die Gefahr eines Krieges gebannt?

Die Expertin Saad erwartet, dass die Hisbollah einen zweiten Vergeltungsangriff für den Drohnenangriff in Beirut starten werde. „Ich glaube aber nicht, dass es eine Art Angriff wäre, der einen Krieg auslöst“, sagt sie. Aus dem Umfeld der Hisbollah hieß es, die zweite Reaktion werde sich gegen israelische Drohnen richten.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, die Armee sollte „für jedes Szenario vorbereitet sein“. Bitar sieht derzeit „auf beiden Seiten kein echtes Interesse an einer schnellen Eskalation“.
Allerdings stehen in Israel am 20. September Neuwahlen an. „Die Geschichte der vergangenen 20 Jahre zeigt, dass Wahlperioden teils zur Zunahme von Spannungen führen können“, sagt er. Ein weiterer Risikofaktor ist der Iran-USA-Konflikt. Sollte er sich verschärfen, könnte das auch zu neuen Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah führen.

Gleichgewicht des Schreckens?

Laut der Expertin Saad ist die Hisbollah überzeugt, „dass jede Reaktion ein Schritt zur Verhinderung eines Krieges ist“. Der stellvertretende Hisbollah-Führer Naim Kassem sagte, der Angriff auf Israel solle das „Gleichgewicht der Abschreckung“ an der Grenze aufrechterhalten. Die Hisbollah-Miliz sieht sich als Schutzmacht des Libanon, und ihre kampferprobten Einheiten gelten als schlagkräftiger als die libanesische Armee.

Die israelischen Streitkräfte sind der schiitischen Bewegung zwar mit ihrer ultramodernen Luftwaffe und ihrem effizienten Luftabwehrsystem klar überlegen. Allerdings sorgen in Israel Berichte für Unruhe, dass die Hisbollah mit Hilfe des Iran an Präzisionsraketen zu gelangen versucht. Schon heute soll die Miliz ein Arsenal aus mehr als 130.000 Raketen besitzen, die teils sogar die israelische Großstadt Tel Aviv erreichen können.