Kopf des Tages: Eugen Weidmann, der sechsfache Mörder

Kopf des Tages: Eugen Weidmann, der sechsfache Mörder

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Er war ein Krimineller durch und durch. Dass die Welt sich an den am 6. Februar 1906 in Frankfurt am Main geborenen Eugen Weidmann erinnert, liegt an seiner Todesursache. Denn Weidmann hatte die zweifelhafte Ehre, heute vor 80 Jahren als letzter Mensch in Frankreich öffentlich mit der Guillotine hingerichtet zu werden.

In der Nacht zuvor waren viele Menschen in Versailles unterwegs. Sie warteten ungeduldig auf die Hinrichtung des Serienmörders Weidmann. Am frühen Morgen des 17. Juni 1939 wird die Guillotine vor dem Gefängnis Saint-Pierre aufgebaut. „Das Warten wird unerträglich“, notiert ein Reporter der Tageszeitung Paris-Soir. Der Verurteilte wird aus dem Gefängnis geführt. „Er ist groß, schmal und aschfahl.“ Um 4.32 Uhr, es ist inzwischen hell, stirbt der 31-Jährige unter dem Fallbeil, so der zeitgenössische Zeitungsbericht.

Weidmann, „der Mörder mit dem Samtblick“, war der letzte Todeskandidat, der in Frankreich öffentlich hingerichtet wurde – vor 80 Jahren. Medien berichteten von einem volksfestartigen Ereignis und Hysterie. Premierminister Edouard Daladier schob nach diesen Szenen in der „Stadt der Könige“ vor den Toren von Paris öffentlichen Hinrichtungen einen Riegel vor. Mit der Guillotine wurde weiter geköpft – aber hinter hohen Gefängnismauern.
Der Prozess gegen den Dandy, der in Frankreich Eugène Weidmann hieß, hatte bereits für großes Medien-Aufsehen gesorgt. Er war 1937 nach Frankreich gekommen. In der französischen Hauptstadt wurde er zum sechsfachen Mörder. In einer Bande tötete er, weil er an das Geld seiner Opfer wollte.

Seine Karriere als Krimineller begann der Sohn eines Kaufmanns während des ersten Weltkriegs. Er wohnte bei seinen Großeltern und machte sich als Dieb einen Namen. Wegen Raubes musste er fünf Jahre ins Gefängnis und lernte dort seine späteren Komplizen um Roger Million kennen. Noch in Gefangenschaft schmiedete die Bande den Plan, in Paris reiche Touristinnen um ihr Geld zu erleichtern, sei es durch Raub oder durch Entführung. Verhaftet wurden Weidmann und Million Anfang Dezember 1938, wonach sie alle Morde gestanden und vor Gericht zum Tode verurteilt wurden. Millions Strafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Weidmann dagegen wurde geköpft, und mit ihm ging eine rund 150 Jahre alte Tradition der öffentlichen Hinrichtung mit der Guillotine zu Ende.

Ende des 18. Jahrhunderts war der Köpfapparat zu einem Symbol der Französischen Revolution geworden. 1792 führte die Französische Nationalversammlung die Guillotine als einziges Hinrichtungswerkzeug ein – erstes Opfer war der Straßenräuber Nicolas Jacques Pelletier.

Die Idee geht auf den französischen Arzt Joseph-Ignace Guillotin zurück, der die existierenden grausamen Hinrichtungsarten abschaffen wollte, darunter das Rädern. Der Mediziner war allerdings bis zu seinem Tod 1814 überhaupt nicht begeistert darüber, dass die neue Köpfmaschine seinen Namen trug.

Nach dem Tod Weidmanns war die Guillotine in Frankreich noch fast 40 Jahre im Einsatz. Die Todesstrafe wurde 1981 ganz abgeschafft. Da war Weidmann schon 43 Jahre tot.