Mehr Establishment geht nicht

Mehr Establishment geht nicht
(AFP/Eric Feferberg)

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Macrons und Le Pens Karriere

Es scheint, als könnte Emmanuel Macron nur wenig falsch machen. Seine riskante Strategie, den PS als Sprungbrett zu benutzen und François Hollande einen Dolch in die Brust zu rammen, hat ihm nicht geschadet. Genauso wenig hat es ihm geschadet, dass er halb Frankreich mit seiner Politik der Liberalisierung – Stichwort: loi Macron – auf die Straße zu Protesten trieb. Insofern ist Macron zumindest eins: geschickt und ein Genie in Sachen Selbstvermarktung.

Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu

Allerdings gelingt Macron auch etwas, das sich gestern Abend in seiner Ansprache gezeigt hat: Er scheint glaubwürdig zu verkörpern, dass auch er gegen das System ist. Insofern kann die rechtsradikale Front-national-Politikerin Marine Le Pen diesen den Zeitgeist so sehr widerspiegelnden Titel nicht für sich alleine beanspruchen. Bei beiden klingt jedoch diese Anti-System-Rhetorik derart hypokritisch, dass es einen fast schmunzeln lässt. Der FN ist längst eine vom System finanzierte Partei und bei Macron muss nun wirklich niemand mehr erklären, weshalb er alles außer Anti-Establishment ist.

Es gibt lediglich eine Komponente, die Macron gefährlich werden könnte. Zu viel Lob und Werbung aus dem Ausland und von falscher Seite. Nun hielt sich Jean-Claude Juncker bekanntlich beim Brexit-Votum zurück, allerdings scheint die Euphorie mit Blick auf die Macron-Präsidentschaft riesig zu sein – bevor er überhaupt erst Präsident ist.