Autophage Automaten

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Zur Automatisierung im Transportwesen

So, und damit jetzt nicht wieder Legionen von Lesern sich darüber aufregen, dass in der Zeitung immer nur Trübsinniges und Tragisches steht, soll dieser Leitartikel mit einem Witz beginnen.
Es ist ein Pilotenwitz.

Und der geht so: „Es dauert nicht mehr lange, und der technische Fortschritt ist so weit gediehen, dass im Cockpit unseres Ferienbombers nach Mallorca nur noch ein Pilot und … ein Köter ihres Amtes walten. Der Job des Piloten ist es, den Hund zu füttern, zu heemelen und auch sonst bei Laune zu halten. Und die Aufgabe der Töle? Besteht darin, ihre Fänge in das Gesäß des Piloten zu versenken, sobald dieser irgendetwas im Cockpit anzurühren wagen sollte.“

Anders ausgedrückt, die fortschreitende Automatisierung wird auch im Transportwesen immer mehr Menschen überflüssig machen.

In der Luftfahrt wird das pilotenlose Cockpit aber nicht für morgen sein, allein schon weil das „self-loading cargo“, wie die Paxe in der Branche charmanterweise auch noch genannt werden, sich wohl nicht so ohne Weiteres dafür begeistern werden, sich in eine Drohne einsperren zu lassen und damit ihr Schicksal einem erdgebundenen Remote Controller anzuvertrauen, der nur seinen Job, nicht aber seine eigene Haut riskiert, wenn er schusseligerweise den Vogel – ooops! – senkrecht in den Atlantik bohren sollte.

Und die Aussicht, dass irgendein fanatischer Schwerverbrecher das Luftfahrzeug hacken und damit Fürchterliches anrichten könnte, dürfte auch dem kaltblütigsten Zeitgenossen die Freude an Luftreisen gründlich verderben.

Im Eisenbahnwesen sind führerlose Metros ja schon längst üblich, da einer U-Bahn kein betriebsfremdes Objekt in die Quere kommen kann.

Man muss sich indes fragen, ob es sich heute für einen jungen Menschen noch lohnt, sich als Lokführer ausbilden zu lassen. Denn während auf der Bahn der unbemannte Führerstand ebenfalls nicht für morgen sein dürfte, könnte die Automatisierung rasch dafür sorgen, dass vorne nur noch ein niedrig qualifizierter und entsprechend lausig bezahlter Hilfsmaschinist hinter einem Fahrpult sitzt, dessen einziges Instrument ein großer roter Notbrems-Knopf ist.

Den Rest erledigt dann Kollege Computer.

Im Straßentransport wird die Aussicht auf weitgehend selbstfahrende Lkws für die meisten von uns auch nicht eben beruhigend erscheinen. Hier muss man sich aber fragen, ob die Technik nicht sogar die Sicherheit verbessern kann, wenn man bedenkt, wie viele Trucker völlig übermüdet auf dem Bock sitzen. Zudem könnte die Technik eingreifen, wenn der Fahrer (ob im Auto oder Laster) sich seinem Smartphone widmet anstatt auf den Verkehr achtzugeben.

Der Fortschritt ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann er durchaus mehr Sicherheit bringen, andererseits wird er quer durch die Wirtschaft irgendwann so viele Jobs keulen, dass jene, die sich noch eine Flug- oder Bahnreise leisten können, immer weniger werden.

Und dann brauchen wir endlich auch keine computergesteuerten Flugzeuge und Züge mehr.

Womit sich dann als Letztes, und sozusagen als Krönung des Fortschritts, der Computer autophagischerweise selbst erledigen täte …