An die eigene Nase fassen

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Freihandel mit Afrika stört wenige

Es hat etwas Ironisches, dass Langzeitdiktator Muammar al-Gaddafis fünfter Todestag auf den heutigen EU-Gipfel fällt: Eines der Hauptthemen ist der Kuhhandel mit afrikanischen Staaten, die dafür sorgen sollen, dass bloß kein Flüchtling mehr auf die Idee kommt, zu uns zu schwimmen.

Während die westliche Öffentlichkeit zuletzt den Blick ein wenig stark Richtung Nahost gewendet hatte, bleibt Libyen das andere Pulverfass, das vor Europas Festung in die Luft zu fliegen droht. Die unterschiedlichen Friedensbemühungen und militärischen Schritte zeigen, dass der Sturz des verabscheuenswürdigen Gaddafi aus geostrategischer Perspektive leider noch mehr Unheil angerichtet hat, als so mancher es sich jemals hätte erträumen lassen können.

Auch die CETA-Diskussion erinnert uns an den afrikanischen Kontinent und die eigentliche Problematik rund um den modernen Freihandel, der noch wenig mit Zollbarrieren zu tun hat. Denn weder von den Befürwortern noch von den Gegnern ist auch nur ansatzweise zu hören, dass Freihandel – und sei er noch so verlockend – uns herzlich wenig stört, wenn er ökonomische Ungleichgewichte außerhalb Europas schafft.

Man wünscht sich, Afrika hätte die Strukturen und Mittel, der EU und anderen Staaten den Kampf gegen den blinden Freihandel anzusagen. Denn Europa hat den Spielraum vieler afrikanischer Regierungen mit ihren Abkommen maßgeblich eingeengt und verringert. Ob dies heute in Brüssel diskutiert wird anstelle von Symptombekämpfung? Wohl kaum. Aber auch unsere Zivilgesellschaften müssen sich an die eigene Nase fassen, sollten sie die aktuellen CETA-Proteste ernst meinen.