Der böse Geldschein

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Debatte um die 500-Euro-Geldnote

Die Tage des 500-Euro-Scheins scheinen gezählt. Wie vor kurzem bekannt wurde, hat Europas Zentralbank (EZB) eine Absichtserklärung zur Abschaffung des Scheins getroffen. Eine Arbeitsgruppe wurde diesbezüglich bereits eingerichtet. Das ist traurig, auch wenn man den Schein nie selber in den Händen gehalten hat. Ein kleines Stück Freiheit geht verloren.

Der offizielle Grund der Aktion: „Die 500-Euro-Note wird immer mehr als ein Instrument für kriminelle Aktivitäten gesehen“, erläuterte EZB-Präsident Mario Draghi. Auch der frühere US-Finanzminister plädiert für eine Abschaffung: „Ein Moratorium beim Druck neuer Banknoten mit hohem Nennwert würde die Welt zu einem besseren Ort machen.“

Andere Töne vor zwei Wochen

Dem vorgeschobenen Argument scheint aber niemand zu glauben. Nicht einmal die EZB selbst. Polizei- und Finanzbeamte „brachten immer wieder Behauptungen vor, die wir allerdings gerne mit handfesten Beweisen bestätigt gehabt hätten“, unterstrich EZB-Ratsmitglied Yves Mersch noch vor rund zwei Wochen in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

Auch die Schweiz sieht keinen Handlungsbedarf. Sie hält an ihren Tausender-Banknoten (Wert: 907 Euro) fest. Die Schweizer Notenbank sieht keinen Zusammenhang zwischen der Größe einer Banknote und den Anstrengungen zur Bekämpfung von Kriminalität.

Kaum im Zahlungsverkehr

Denn selbst wenn der 500er kaum im Zahlungsverkehr vorkommt, so wird er doch nicht nur von Kriminellen genutzt. Er wird auch gehortet. Als Sicherheit für die Zukunft. Etwa in Griechenland, wo die Menschen schätzungsweise 20 Milliarden Euro unter den Matratzen liegen haben. Doch bei den Erfahrungen, die Griechen (oder Zyprioten) in den letzten Jahren mit ihrer Politik und ihren Banken gemacht haben, kann man es ihnen wirklich nicht verdenken.

Kritiker sehen die kommende Entscheidung als einen weiteren Schritt in Richtung einer bargeldlosen Welt. Sie wollen aber keinen „gläsernen Bürger“, über den der Staat alles weiß. Auch machen sie sich Sorgen um ihr Erspartes. Negative Zinsen können nämlich nur an Privatkunden weitergereicht werden, wenn diese das Geld nicht mehr unter die Matratze legen können. Befürworter hingegen argumentieren, ohne Bargeld gäbe es keine Steuerhinterziehung, keine Schattenwirtschaft und keine Geldwäsche. Zum Thema Strafzinsen meinen sie, es wäre die beste Möglichkeit, um den Bürger zum Konsum zu zwingen und so die Wirtschaft anzukurbeln.

Attraktivitätsverlust

Die vorgeträumten Ziele lassen sich aber kaum erreichen. Eine Währung, die den Wünschen der Nutzer nicht entspricht, verliert an Attraktivität. Und sowohl dem Bürger auf der Suche nach Privatsphäre als auch dem Kriminellen bleiben (selbst ohne Bargeld) immer noch Alternativen: Gold, Silber, Diamanten oder Bitcoins.
Dass das offiziell vorgegebene Ziel der Abschaffung des 500ers nicht erreicht werden wird, wird die Entscheidung der EZB wohl kaum aufhalten. In Zukunft darf sich der Bürger dann auf die Debatte freuen, dass der 200-Euro-Schein von Kriminellen genutzt wird und abgeschafft werden soll.