Fiat 124 Spider: Pasta mit Stäbchen

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Er ist wieder da! Genau 50 Jahre nach dem ersten Fiat 124 Spider von 1966 präsentiert der italienische Hersteller dessen aktuellen Nachfolger. Doch im Gegensatz zum 60er-Klassiker, der komplett in Turin entstanden war, stammt der neue 124 Spider aus einer Kooperation mit Mazda.

Vorstellung Fiat 124 Spider

ampnet – 12. Juni 2016. Er ist wieder da! Genau 50 Jahre nach dem ersten Fiat 124 Spider von 1966 präsentiert der italienische Hersteller dessen aktuellen Nachfolger. Doch im Gegensatz zum 60er-Klassiker, der komplett in Turin entstanden war, stammt der neue 124 Spider aus einer Kooperation mit Mazda. Die Japaner aus Hiroshima stellten Plattform und Technik ihrer jüngsten MX-5 zur Verfügung. Und ihre Fertigungsanlagen. Fiat steuerte die Motoren und das eigenständige Design bei.

Tiefpunkt Arna

Die an Kooperationen internationaler Autobauer reiche Geschichte führt als dünnstes Kapitel „italienische-japanische Zusammenarbeit“. Bislang hatten zwischen 1983 und 1986 nur einmal die Kollegen von Nissan und Alfa Romeo zueinander gefunden, um gemeinsam eine kompakte Schräghecklimousine namens Alfa Romeo Arna auf die Straße zu bringen. Statt auf die Verbindung von Formgefühl der Italiener beim Design und das der Japaner für Zuverlässigkeit und Fertigungsqualität zu setzen, kam es genau anders herum. Italiener fertigten in einem neuen Werk japanisches Design mit italienischer Technik. Das Ergebnis ist schnell erzählt: Der Arna war einer der größten Flops in der Autogeschichte.

Mit Mazda alles richtig gemacht

Nun haben beim 124 Spider Fiat und Mazda zueinander gefunden. Und diesmal alles richtig gemacht. Gestartet war die Kooperation ursprünglich mit dem Ziel, Alfa Romeo mit einem neuen Spider zu versorgen. Nach dem Ausstieg von Alfa sprang Fiat auf. Der größte italienische Autobauer hat bei offenen Zweisitzern eine lange Tradition zu verteidigen. Der erste 124 begeisterte mit seiner bildhübschen zeitlosen Form, sportlichen Fahreigenschaften trotz 44 kW / 60 PS und einem leistungsgerechten Antrieb. Wenn auch die Begriffe „Kult“ und „Legende“ in Verbindung mit Automobilen so strapaziert sind, wie Nerven und Geduld regelmäßiger Kunden der Deutschen Bahn AG, so darf sich doch der 124 ohne Wenn und Aber mit beiden Bezeichnungen schmücken. Kein Wunder, dass er bis 1985 in Produktion blieb. Immerhin zehn Jahre währte die Karriere des Nachfolgers Barchetta von 1995 bis 2005.

Nun schlägt der neue 124 Spider ein weiteres Kapitel in Fiats Cabrio-Historie auf. Die enge Verwandtschaft zum MX-5, der es seit 1989 zur nunmehr vierten Generation gebracht hat und mit knapp einer Million Einheiten der erfolgreichste Roadster aller Zeiten ist, lässt den direkten Vergleich nahe liegen. Doch das würde den beiden Brüder im Geiste und der Plattform nicht gerecht werden.

Der Fiat übernimmt ohne Einschränkung, das, was sich beim Mazda bewährt hat. Die kompakte Länge, von 4,05 Meter, den Heckantrieb mit dem längs eingebauten Vierzylinder unter der Fronthaube. Und natürlich das genial einfach zu bedienende Stoff-Verdeck: Riegel über dem Frontscheibenrahmen lösen, Verdeck nach hinten klappen, einrasten lassen, fertig. Eine elektrische Verdeckbetätigung könnte das nur schneller schaffen, wenn sie mit einer höheren Geschwindigkeit arbeiten würde, als der Spider, der maximal 217 km/h schafft.

Die Sitze passen wie italienische Maßschuhe. Zumindest bis knapp 1,90 Meter Körpergröße. Doch auch der Lulatsch muss dann nicht mit wirklich gravierenden Einschränkungen beim Komfort leben. Und dank der unveränderten Übernahme darf der Spider-Lenker der knackigen Schaltung mit den kurzen Wegen eines Joysticks aus dem MX-5 einen weiteren Lorbeerkranz winden.

Fiat mit Turbo

Motoren liefert Fiat eigene nach Hiroshima. Einmal einen 1,4-Liter mit 102 kW / 140 PS. Während Mazda auf Sauger vertraut, setzt Fiat auf Turboaufladung. Das passt ausgezeichnet, denn das üppige Drehmoment von 220 Newtonmeter ab 2250/min sorgt für einen sämigen Durchzug und fördert im Flaniermodus eine schaltfaule Fahrweise. Mit der präzisen und direkten Lenkung lässt sich der 1125 Kilo schwere Zweisitzer sportlich und präzise über kurvige Strecke zirkeln. Beim Fahrwerk ist den Entwicklern ein vernünftiger Kompromiss gelungen. Für die sportliche Gangart ist genügend Straffheit vorhanden, fürs Bummel oder die Langstrecke bleibt ausreichend Komfort, um den Spider als rundum alltagstaugliches Auto zu qualifizieren.

Eigenständige Form

Mit seinem Design schafft der Spider zudem die notwendige Distanz zum japanischen Bruder. Die Form des Fiat ist eigenständig, zitiert den Ahn von 1966 gekonnt, ohne in einen Retrolook abzugleiten, der bekanntlich eine eher kurze Halbwertszeit besitzt. Im Rücken der Passagiere, quasi in der Verlängerung der Mittelkonsole findet sich ein praktisches Ablagefach. Gut geschützt sind wertvollere Gegenstände in Staufächern hinter den Sitzlehnen. 190 Liter Gepäckraumvolumen verschrecken bekanntlich keinen potentiellen Kunden eines sportlichen Zweisitzers und somit bleibt für die Meckerecke nur die fehlenden Halter für Getränke übrig oder der bescheidene Fußraum für den Beifahrer. Der kleine lederne Volant mit dickem belederten Kranz könnte zudem bei der Verstellung neben der vertikalen auch eine in der Tiefe vertragen.

Pasta oder Sushi? Wie bei beiden beliebten Spezialitäten der italienischen, beziehungsweise japanischen Küche bleibt die Wahl zwischen 124 Spider und MX-5 am Ende reine Geschmacksache. Die Preisliste leistet ebenfalls keine Hilfestellung. Beide starten in Deutschland ab 23.990 Euro, wobei die Basismotorisierung des Mazda bei 96 kW / 131 PS liegt. Die 26.490 Euro teure Ausstattung „Lusso“ beim 124 geht schon eher hilfreich zur Hand. Sie bietet unter anderem Ledersitze, Klimaautomatik, 17-Zöller aus Leichtmetall oder elektrisch verstellbare und heizbare Außenspiegel. Ein reelles Angebot. Dann ist der 124 Spider ein Genuss. Ähnlich wie eine gute Pasta, die mit Essstäbchen gereicht wird. Wer seine Pasta gerne als Hauptspeise in einer größeren Portion möchte, dem legt Fiat den 124 Spider Abarth ans Herz. Mit 124 kW / 170 PS, weniger Gewicht und einem Sound wie die Stimme von Gianna Nanini. Allerdings sind dann glatte 40.000 Euro fällig. (ampnet/tl)