Das Buch zur Krise

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"Ech wëll jo näischt soen, Abbes, awer du hues eng komesch Manéier, deng Rullad an der Zooss ze wänzelen." Mit diesem Satz beginntGuy Rewenig die erste seiner neuen Erzählungen und zieht seine Leser damit sofort hinein, in die Krisen seiner Protagonisten.

Das befinden zumindest die Experten vom Verlag Binsfeld, denen die Autorin des Artikels vertrauen muss, da sie das Buch zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelesen hat.

Guy Rewenig lädt zu einer Pressekonferenz. Da kann so einiges dahinterstecken. Entweder der Schriftsteller hat mal wieder das Bedürfnis, Dampf abzulassen und sich über Missstände in der Kulturpolitik auslassen, oder aber er möchte über seine Arbeit, über Literatur sprechen.

„Déi bescht Manéier, aus der Landschaft ze verschwannen“

Am Dienstagmorgen im „Bistrot de la presse“ ging es tatsächlich um Literatur. Um das in diesen Tagen beim Verlag Guy Binsfeld herausgegebene neue Buch von Guy Rewenig „Déi bescht Manéier, aus der Landschaft ze verschwannen“. Aber auch um Literatur an sich, darum, wie schwer es vor allem Luxemburger Literatur hat, sich durchzusetzen und neue Leser zu finden: Wenig Interesse vonseiten der Schulen, Luxemburgensia konsequent auf die Lehrpläne zu setzen. Wenig Interesse vonseiten der Medien, die ihren Journalisten meist die Zeit nicht einräumen können, im tagesaktuellen Geschäft ganze Bücher zu lesen. Wenig Interesse vonseiten des Ministeriums, dem Medium Buch eine angemessene Lobbyarbeit bereitzustellen.

Deshalb wohl hat der Verlag gemeinsam mit dem Autor die Initiative ergriffen, selbst in die Öffentlichkeit zu treten und zu einem ungezwungenen Gespräch rund um das neu erschienene Buch im Speziellen und das Geschäft im Allgemeinen zu laden. Inspiriert von der österreichischen Kaffeehauskultur, wie Elisabeth Kleinl, selbst Österreicherin und nun Marketingchefin des Verlags, erklärte.

Das Besondere am Buch ist ohne Zweifel seine Form. Jede der acht Geschichten ist ausschließlich in Dialogen geschrieben. Das ermöglicht einen leichten Zugang zum Buch, da die Geschichten zwar einer äußerst gebauten Sprachstruktur folgen, gleichzeitig aber leicht, beinahe umgangssprachlich geschrieben sind. Bereits bei der Hommage an seinen verstorbenen Freund Roger Manderscheid „Manderscheid. Ein Stillleben“ hatte Rewenig sich mit der Dialogform beschäftigt und wollte nun, in seinen neuen Geschichten, an diese Arbeit anknüpfen. Ob dies geklappt habe, könne er selbst allerdings nicht beurteilen, sagte er.

„Trotz Krise“

Direktor Marc Binsfeld und Chefredakteur Thomas Schoos zeigten sich auf jeden Fall überaus glücklich, dass sie Guy Rewenig, nachdem dieser seinen eigenen Verlag ultimomondo geschlossen hatte, für Binsfeld gewinnen konnten. Der Verlag hat sich 2009 bewusst dafür entscheiden, wieder verstärkt literarische Bücher herauszubringen und das Literaturprogramm auszubauen. Ein halbes Dutzend literarische Bücher bringt der Verlag nun jährlich heraus.

„Trotz Krise“. Das Stichwort fällt. Ja, es herrscht Krise, eine Krise des Buches, eine Krise des Lesens, eine Krise der Autoren. „Jeder ist in der Krise“, fasst Guy Rewenig die aktuelle Lage zusammen. Und für diese Lage sei sein Buch genau das Richtige, denn all seine Protagonisten befänden sich auch irgendwie in der Krise: im Krieg untereinander oder in einer Krise mit sich selbst. Das perfekte Buch für Krisen jeder Art. Es klingt spannend.