Politkunst in der Lagunenstadt

Politkunst in der Lagunenstadt
(Andrea Merola)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die 66-jährige US-amerikanische Konzeptkünstlerin Adrian Piper wurde am Samstag anlässlich der Eröffnung der 56. Biennale mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet

Für den besten Länderbeitrag wurde der armenische Pavillon mit der begehrten Trophäe geehrt. Schon im Vorfeld war bekannt worden, dass der aus Ghana stammende 71 Jahre alte Bildhauer El Anatsu einen weiteren Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhält.

Mit der Preisverleihung in einem prestigeträchtigen Palazzo an der Piazza San Marco wurde am Samstagmittag die Kunstbiennale eröffnet. Bis zum 22. November wird sie dauern und mehr als eine halbe Million Besucher aus aller Welt in die Giardini, ins Arsenale und viele weitere über die ganze Stadt und die vorgelagerten Inseln verteilten Ausstellungsräume locken.

1895 fand die erste Ausstellung statt

Vor 120 Jahren, 1895, fand die erste internationale Kunstausstellung in der Lagunenstadt statt, so dass die „Biennale del Arte“ 2015 ihr 120-jähriges Jubiläum feiert. Diesem Ereignis widmet die Stadt Venedig in eier der Hallen im Arsenale eine eigene Ausstellung mit zahlreichen Dokumenten und Fotos aus der Geschichte der Biennale.

„Everything will be Taken away“

So politisch wie noch nie sei die diesjährige Ausgabe der weltweit wichtigsten Kunstschau betonen viele Kritiker, die sich die Schau schon in den Tagen vor der offiziellen Eröffnung angesehen hatten. Dies liegt sicherlich vor allem an der Auswahl der Künstler, die der Leiter der Ausgabe 2015, Okwui Enwezor, getroffen hat. Für die Zentralausstellung unter dem Motto „All the Worlds Futures“ hat er 136 Künstler von allen Kontinenten eingeladen. Und von diesen sind die meisten für ihr politisch ausgerichtetes Oeuvre bekannt.

Auch die Gewinnerin des Goldenen Löwen für den besten Künstler, Adrian Piper, die weltweit als eine der bedeutendsten Konzeptkünstlerinnen gilt, zählt dazu. Seit 2003 versieht sie alles mögliche, vomn Bildern und Fotos bis hin zu menschlichen Körpern mit dem Schriftzug „Everything will be Taken away“. Ein kontinueirliches, recht pessimistisches Projekt, das die negative Grundstimmung der diesjährigen Ausgabe der Schau hervorragend trifft. Es war die Absicht von Biennale-Kurator Enwezor, dass sich „seine“ Ausstellung ganz besonders mit den die Gegenwart bestimmenden Krisen und Konflikte auseinandersetzen soll.

Den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag – 89 Länder, darunter auch Luxemburg mit dem Beitrag von Filip Markiewicz in der Ca‘ del Duca waren im Rennen – ging an Armenien. Der Pavillon in einem armenischen Kulturzentrum – einer einstigen Klosteranlage – auf der Venedig vorgelagerten Insel San Lazzaro degli Armeni wird von 17 Künstlern bespielt, die armenischer Abstammung sind und deren Vorfahren zu den Opfern des Genozids im Jahr 1915 wurden. In ihren Arebiten verarbeiten sie ihre Familiengeschichte.