„Yeah, but no!“ – Meine Partynacht am Vorabend des Nationalfeiertags

„Yeah, but no!“ – Meine Partynacht am Vorabend des Nationalfeiertags

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Als ich mich am Nationalfeiertag traue, meine Augen zu öffnen, denke ich mir nur so „Aua!“. Die Party am Vorabend hat ihre Spuren hinterlassen. Aber es hat sich gelohnt. Ich war während der Feierlichkeiten den ganzen Abend in der Hauptstadt unterwegs und habe meine Erlebnisse für euch dokumentiert. Jetzt brauche ich allerdings erst mal einen Kaffee, bevor ich das Erlebte festhalte …

19.30 Uhr: Noch liege ich gemütlich auf der Couch. Weder mein Freund noch ich sind in Feierlaune. Wann fährt eigentlich der Bus in die Stadt und wann wieder zurück? Das ganze Chaos mit dem Auto will ich mir nicht antun. Ich durchforste das Internet – finde zwar Hinfahrten, aber keine Rückfahrten. Vielleicht sollte ich bei der Mobilitätszentrale anrufen. Gesagt, getan. Die hat allerdings seit einer halben Stunde geschlossen. Toll. Mal schauen, wie wir nach Hause kommen.

21.00 Uhr: Mit einem „Wegbier“, wie ich es während meines Studiums in Berlin kennengelernt habe, machen wir uns auf zur Bushaltestelle. Der Bus kommt pünktlich und ist – wie wäre es auch anders zu erwarten – gerappelt voll. Bereits zwei bekannte Gesichter gespottet.

21.15 Uhr: Einer der Bekannten erklärt uns, wann der Pendelverkehr zurückfährt. Er hat, im Gegensatz zu mir, noch vor 19.00 Uhr in der Zentrale angerufen. Der Bus wird immer voller. Gut, dass ich sitze.

21.40 Uhr: Wir erreichen den städtischen Hauptbahnhof und laufen zu dritt über die Brücke ins Zentrum. Am ersten Getränkestand gönnen wir uns das zweite Bier. Der Fackelzug und die dazugehörige Musikkapelle kommen uns entgegen. Pfadfinder schreien: „Iwwerall, wou mir higinn … !“

22.10 Uhr: Wir laufen gefühlt durch das ganze Zentrum und kämpfen uns dabei durch die Menschenmenge. Dabei dröhnen uns abwechselnd alle möglichen Musikrichtungen auf die Ohren. Auf der place d’Armes spielt eine Coverband „Wonderwall“. Wir singen im Chor mit, die Menschen um uns herum auch.

22.20 Uhr: Angekommen am Ziel, dem „Rock Solid“-Café, treffen wir Freunde. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, die Wiedersehensfreude ist also groß. Bei einer herzlichen Umarmung erhalte ich meine erste Bierdusche für den Abend. Das dritte Bier ist bestellt.

22.40 Uhr: Wir machen uns auf den Weg zum ersten Konzert. „Mutiny on the Bounty“ spielen um 23.00 Uhr im Grund. Unterwegs laufen wir an einem Stand vorbei, der frische Smoothie-Cocktails verkauft. Ich verschenke mein Bier an einen Freund und greife zu. Erdbeeren, frische Pfefferminze und ein Schuss Rum … Mmmh …

22.50 Uhr: Die Jungs entdecken einen Stand mit Tequila, die anderen wollen unbedingt rechtzeitig auf dem Konzert sein. Konflikt!

23 Uhr: Keine Ahnung wie, aber wir haben es geschafft. „Mutiny on the Bounty“ sind noch beim Soundcheck. Die place Auguste Engel wurde richtig schön geschmückt. Lichterketten hängen zwischen den Buchen und der Fels ist rot beleuchtet. Um uns herum leckere Foodtrucks. Eigentlich könnte ich mal was essen. Ich teile mir mit einem Freund Pommes. Das Feuerwerk hat ebenfalls begonnen, aber hier unten ist es leider nur zu hören. Es sind nur vereinzelte Rauchwolken am Himmel zu sehen. Schade.

23.50 Uhr: Das Konzert ist richtig gut. Während ich tanze, blicke ich um mich herum und sehe nur glückliche Gesichter. In der Mitte des Publikums hat sich ein Moshpit gebildet. Ich entdecke unseren Kulturjournalisten Jeff mittendrin.

0.00 Uhr: Im Eifer des Gefechts fliegt Jeffs Brille auf die Bühne. Der Security-Mann muss sie ihm zurückgeben. Die Brille ist zum Glück noch ganz – alle lachen und tanzen weiter. Dann wird es noch verrückter. Mein Freund lässt sich hochheben und surft einfach mal durch die Menge. Ich habe Angst, dass ihm etwas passiert, aber alles ist gut.

0.20 Uhr: Das unglaublich tolle Konzert ist vorbei und ich merke: Ich muss aufs Klo. Irgendwie klar, nach vier Bier. Waren wir bei vier?

0.30 Uhr: Wir wollen eigentlich wieder hoch zum „Knuedler“, wo in 15 Minuten „De Läb“ spielt. Die Hälfte der Jungs ist allerdings wieder Bier holen und wir müssen – schon wieder – warten. So ist das, wenn man in großen Gruppen unterwegs ist.

0.40 Uhr: Endlich gehen wir los. Wir laufen durch den „Bisserwee“ vorbei am „Scott’s Pub“, wo gerade ein Minivan versucht, durch die Menschenmenge zu fahren. Auf seinem Kofferraum klebt ein Sticker mit der Aufschrift „Yeah, but no!“ …

0.50 Uhr: Wir nutzen die Gelegenheit, um Geld abzuheben. Vor dem Geldautomaten ist allerdings eine Warteschlange, „De Läb“ verpassen wir wohl. Vor uns stehen zwei betrunkene junge Männer. Der eine lallt dem anderen ins Ohr: „Morgen früh müssen wir um 9.00 Uhr losfahren!“ Lieber ihr als ich, denke ich mir.

1.00 Uhr: Jetzt stehen wir in der Warteschlange zum Lift. Mein Leben besteht aus Warteschlangen.

1.10 Uhr: Wir haben es geschafft. „De Läb“ spielt noch. „Deng Mamm kacht gutt. Vu wat? Vu Roserei!“ Ein letztes Bier geht noch.

1.30 Uhr: Corbi legt einen super Freestyle hin und läuft dabei durchs Publikum.

1.50 Uhr: Bereits das zweite tolle Konzert für heute hinter mir. Obwohl ich am Anfang des Abends noch relativ unmotiviert war, hat es sich richtig gelohnt, herzukommen. Vielleicht sollte ich noch etwas essen. Dahinten gibt es Pizza!

2.00 Uhr: Wir laufen über die place d’Armes, wo ein Krankenwagen versucht, durch die Menschen zu kommen. Eine Coverband spielt „Sex on Fire“. Ich bin so langsam richtig müde.

2.15 Uhr: Wir beschließen, nach Hause zu fahren. Ein Freund von uns ist mit dem Auto in der Stadt und bietet an, uns mitzunehmen. Auf dem Weg zum Auto laufen wir durch die „rue de la Poste“ – und hier geht die Post richtig ab. Die Techno-Musik ist bis ganz nach hinten aufgedreht und ich muss mir fast die Ohren zuhalten, so laut ist es. Die Menschen fangen langsam an, immer betrunkener zu werden. In der rue Philippe II weint ein Mädchen und schreit einen Typen an. Überall sind Krankenwagen und die Straßen sind voller Dreck. Ich glaube, es wird echt Zeit, nach Hause zu gehen.

2.20 Uhr: Müde, Pipi, kalt – so sind Mädchen halt. Bei der „Gëlle Fra“ nutze ich die Gelegenheit, noch einmal aufs Klo zu gehen. Auf der Treppe kommt mir ein älterer Herr entgegen, der lauthals „Highway to Hell“ mitsingt. Auf dem Frauenklo führen zwei junge Mädchen ein Gespräch darüber, wie schwer es ist, betrunken den Schlüssel ins Schlüsselloch zu bekommen. Die eine überlegt, ob sie nicht einfach auf dem Liegestuhl im Garten übernachtet.

2.40 Uhr: Endlich beim Auto angekommen, unser Freund hat irgendwo weit, weit weg geparkt. Mir ist kalt. Die Musik aus dem Grund ist noch superlaut zu hören.

3.00 Uhr: Halleluja, endlich im Bett!