Woher kommt eigentlich das Escher Trinkwasser?

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Den Wasserhahn aufdrehen, das Glas füllen und genießen. So einfach gelangt jeder Escher an sauberes Trinkwasser. Doch welch langen Weg das Wasser zurücklegt, ehe es aus dem Hahn fließt, bleibt den meisten Einwohnern verborgen. Vom Niederschlag über die Filtration bis hin zur Lagerung und Verteilung – mehrere Stationen sind erforderlich, damit das Trinkwasser nicht nur ankommt, sondern auch gesund ist und gut schmeckt.

Von Pit Beffort und Melody Hansen

Woher kommt das Trinkwasser?


Der Wasserkonsum der Escher liegt jährlich bei rund zwei Millionen Kubikmetern. Die Stadt produziert 50 Prozent davon selbst. Besagte Eigenproduktion stammt zum einen aus einer natürlichen Quelle, die „Wäschbuer“ genannt wird. Zum anderen aus einer Tiefbohrung, die den Namen „Weisen 3“ trägt. Ihr gingen die „Weisen 1“ und „Weisen 2“ voraus.

Die natürliche Quelle fließt am Fuße des Berges, in der Quartier-Straße nicht weit vom Friedensgericht. Direkt daneben befindet sich auch die Tiefbohrung. Weil das Wasser aus Eigenproduktion allerdings nicht ausreicht, um die ganze Stadt mit Wasser zu versorgen, kauft Esch die andere Hälfte seines Jahresverbrauchs beim „Syndicat des eaux du Sud“, kurz SES, ein. Dieses gelangt durch eine Leitung aus Schifflingen direkt in den Hochbehälter auf dem „Gaalgebierg“, wo es mit dem gefilterten Quellwasser zusammenfließt.


Fernand Reiter ist der „Chef de service* des Escher Wasserwerks und bekleidet dieses Amt seit sieben Jahren. Ehe er diesen Beruf ausübte, arbeitete er als Elektroingenieur.

 

 

 

 

 


Alain Dreis hat seit 24 Jahren die Verantwortung für die technischen Anlagen wie Pumpen und Filter. Als wir ihn nach seiner Funktion fragen, antwortet er lachend mit „Wassermann“. Da seine Dienstwohnung direkt neben der Ultrafiltrationsanlage steht, kann er im Fall einer Panne sofort reagieren. Er ist dauerhaft im Einsatz, selbst in den Ferien kann er nie so ganz abschalten.

 


Wie wird das Wasser gefiltert?

Das Wasser wird abhängig von der Herkunft auf unterschiedliche Weise gefiltert. Das Wasser, das aus der natürlichen Quelle stammt, wird bereits sofort nach dem Niederschlag durch die unterschiedlichen Schichten des „Gaalgebierg“ gefiltert. Wenn das Wasser am Fuße des Berges in der Quelle zusammenfließt, ist es eigentlich schon trinkbar. Allerdings wird es, um die größtmögliche Anzahl an potenziellen Schadstoffen zu beseitigen, anschließend durch die 2011 installierte Ultrafiltrationsanlage geschickt. Zuerst wird dem Wasser ganz feine Aktivkohle zugemischt, die nachher die winzigen Partikel an sich bindet.

In einem Behälter fließt das Wasser aus beiden Quellen zusammen, ehe es zur letzten Filterstation geleitet wird. Hier wird es mit UV-Licht bestrahlt, um eventuell vorhandene Bakterien oder Viren abzutöten (siehe Foto), und dem Wasser ein nötiges Minimum an Chlor hinzugefügt, um eine nachhaltige Desinfektion zu gewährleisten, während es durch die Leitungen fließt.Im Anschluss wird das Wasser mit hohem Druck durch poröse Filterröhren gepresst, die man sich als sehr schmale Strohhalme vorstellen kann. Die Unreinheiten bleiben in der Membrane hängen und das saubere Wasser kann abfließen. Das Wasser aus der Tiefenbohrung, „Weisen 3“, bedarf, da es aus den unteren Gesteinsschichten stammt, einer anderen Behandlung. Da es tief im Boden gelagert ist, hat es einen hohen Eisengehalt. Dies wirkt sich negativ auf den Geschmack und den Geruch aus. Durch einen Doppelstockfilter aus Kies und Kohle wird dem Wasser die Mehrheit des Eisens und des Mangans entzogen. Vorher wird das Wasser aber noch belüftet, um den unangenehmen Geruch zu beseitigen und um das Eisen und Mangan abzulagern.

Wie gelangt das Wasser in den privaten Wasserhahn?

Nachdem das Quellwasser gefiltert wurde, läuft es durch eine Leitung in zwei nebeneinander liegende Hochbehälter auf dem „Gaalgebierg“. Diese unterirdischen Becken haben ein Gesamtvolumen von ungefähr 3.200 Kubikmetern, in denen sich das Wasser der Escher Eigenproduktion mit dem der SES vermischt. Der derzeitige Inhalt der Behälter reicht allerdings gerade mal so für den täglichen Verbrauch der Escher Bevölkerung, die nach dem Stand vom 1. Januar 2018 35.040 Einwohner zählt.

Deshalb laufen derzeit Studien, um einen größeren Hochbehälter zu bauen, der dann auch eine Reserve schaffen würde. Zusätzlich soll der neue Hochbehälter höher platziert werden, was den natürlichen Druck des Wassers erhöht. Dadurch würden die momentan benutzten Pumpen, die das Wasser in höher gelegene Gegenden wie das Neudorf und den „Gaalgebierg“ transportieren, wegfallen. Der neue Tank, auf einer Höhe von 361 statt 324 Metern über null, soll ein Fassungsvermögen von 5.000 Kubikmetern, also fünf Millionen Litern haben und in vier bis sechs Jahren einsatzfähig sein.

Gleich neben dem Hochbehälter befindet sich auch die sogenannte „Schieberkammer“. Von hier aus laufen die diversen Leitungen in die Stadt hinein. Verschiedene Rohre laufen in verschiedene Stadtteile. Eines davon, die „Reserveleitung“, läuft direkt ins Escher Krankenhaus, sodass dieses immer eine Garantie für frisches Wasser hat.

Wie wird die Funktionalität der Leitungen garantiert?

Ungefähr alle zwei Monate ziehen Teams des Wasserwerks los, um die Leitungen in Esch zu kontrollieren. Dabei handelt es sich um wichtige Unterhaltsarbeiten, bei denen ein Teil des Netzes abgetrennt wird. Anhand eines Zählers wird kontrolliert, ob Wasser aus dem abgetrennten Bereich entweicht.

Ist dies der Fall, machen die Mitarbeiter sich auf die Suche nach dem Leck. Zusätzlich werden an bestimmten Punkten des Netzes sogenannte „Logger“ angebracht. Das sind kleine Geräte, die ins Netz hineinhorchen, vor allem nachts. Besteht ein Leck, kann der Mitarbeiter dies anhand eines außergewöhnlichen Geräusches hören. Diese Art der Kontrolle wird durchgehend durchgeführt.

Geschichte

Blick auf die Pumpen im Maschinenraum der alten Pumpstation, die von 1905 bis 1951 in Betrieb waren

Die natürliche Quelle „Wäschbuer“ wurde 1885 als solche in Betrieb genommen. Etwa um die gleiche Zeit wurde auch der erste Hochbehälter auf dem „Gaalgebierg“ gebaut. Seither wurde dieser immer wieder ausgebaut. Die erste Leitung der Stadt wurde um 1900 gelegt und bestand damals noch aus einfachem Holz. Sie verlief vom „Wäschbuer“ bis zum Rathausplatz, wo sich das Wasser in einer Tränke für die Pferde sammelte.

Alte Pumpstation (bis 1951 in Betrieb) in der rue Quartier Anfang der 50er-Jahre