Von 35.000 auf 56.000 Einwohner – Esch plant für 2050 Großes

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Am Montagabend fand im Sitzungssaal des Escher Rathauses die erste öffentliche Informationsveranstaltung im Rahmen der Prozedur zur Ausarbeitung des neuen Flächennutzungsplans (PAG) statt. Das Interesse war groß, doch viel verraten wurde noch nicht. Bürgerbeteiligung ist bei der Prozedur jedoch ausdrücklich erwünscht. In den kommenden Tagen können die ersten PAG-Dokumente im Pavillon auf dem Brillplatz begutachtet und mit den Verantwortlichen der Stadt diskutiert werden (für die Termine siehe Infobox).

Seit dem Landesplanungsgesetz von 2004 und der überarbeiteten Version von 2011 wird in Luxemburg darüber diskutiert, dass sich alle Gemeinden einen neuen Flächennutzungsplan (PAG) zulegen müssen, um den demografischen, verkehrstechnischen und mittlerweile auch ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Einreichungsfrist wurde mehrmals verschoben, die Anforderungen wurden an das veränderte Wachstum angepasst.
Auch auf die Stadt Esch werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten große Herausforderungen zukommen. Durch die Erschließung der Industriebrachen „Lentille Terre Rouge“ und Esch-Schifflingen wird die einstige Minettemetropole weiterwachsen.

Termine

Im Pavillon der Europäischen Kulturhauptstadt auf dem Brillplatz können die Bürger an den folgenden Terminen die ersten Karten des neuen PAG einsehen und mit den Verantwortlichen der Stadt Esch über das Dokument diskutieren und Fragen stellen:
 Mittwoch, 12. Dezember, von 17.00 bis 20.00 Uhr
 Montag, 17. Dezember, von 10.00 bis 14.00 Uhr
 Dienstag, 18. Dezember, von 10.00 bis 14.00 Uhr
 Mittwoch, 19. Dezember, von 17.00 bis 20.00 Uhr

Ein weiteres neues Viertel soll langfristig auf dem „Crassier Terre-Rouge“ gebaut werden. Und auch das noch aktive Stahlwerk von ArcelorMittal wird nicht ewig laufen. Eine Schließung des Werks ist aber zurzeit nicht absehbar, deshalb müssen das Escher Stadtzentrum und das neue Viertel „Université“ (Belval) anders zusammenwachsen. Im neuen Flächennutzungsplan werde die Anschlussmöglichkeit über die sogenannte Nordachse in Betracht gezogen, erklärte die Leiterin des Amts für Stadt- und Wirtschaftsentwicklung der Stadt Esch, Daisy Wagner, am Montag. Die urbanistische Verbindung zwischen Zentrum und Belval könne demnach über das neue „Südspidol“ und den geplanten Cactus in Lallingen-Lankelz hergestellt werden.

Restrukturierung der Homescht?

Auf der Südachse könnte die „Homescht“ genannte Industriezone entlang der rue de Belval restrukturiert werden, um eine bessere Anbindung zu schaffen. Dabei handle es sich aber vorerst nur um eine städtebauliche Vision, die im neuen PAG noch nicht definiert ist. Da der Flächennutzungsplan alle sechs Jahre aktualisiert werden muss, könnten jederzeit Anpassungen vorgenommen werden, betonte Wagner.

Aus der Bestandsaufnahme, die im Rahmen der PAG-Prozedur vorgesehen ist, geht hervor, dass die Stadt Esch in den nächsten sieben Jahren von aktuell 35.000 auf 42.000 Einwohner anwachsen könnte. Bis 2035 wird mit 46.600 Einwohnern gerechnet und nach der Bebauung der Brachen „Terres Rouges“ und Esch-Schifflingen könnte Esch im Jahr 2050 über 56.000 Einwohner zählen.

Nach der sukzessiven Schließung der drei großen Stahlwerke, die Esch bis noch vor einigen Jahren einkesselten, sei die Stadt mittlerweile offener geworden, erläuterte Wagner. Durch die Erschließung von Belval und Esch Schifflingen sei diese „Escher Spezifität“ verschwunden und der Austausch mit den Nachbargemeinden größer geworden.

Schutz der Bausubstanz

Doch der neue PAG wird sich nicht nur mit den großen Linien der Stadtentwicklung, sondern auch mit den konkreteren Themen Verkehr, Ökologie und Schutz der Bausubstanz beschäftigen. Nach der Eröffnung der Liaison Micheville, die den Pendlerverkehr ableiten soll, könnte das Zentrum viel verkehrsberuhigter werden, hieß es gestern. Selbst autofreie Viertel würden in Betracht gezogen. Auch für den geplanten „Bus à haut niveau de service“ müssen Wege bei der Planung ausgespart werden.

Der Schutz erhaltenswerter Häuser oder einzelner Bauelemente soll im Rahmen des neuen PAG von den Vierteln Al Esch und Brill auf andere Stadtteile ausgedehnt werden.
Ein Grüngürtel in Form eines Dreiecks soll vom Galgenberg über den „Clair-Chêne“-Wäldchen entlang des Dipbachs (Südspidol, Nonnewisen) zurück zum Galgenberg führen. Hier soll ein Korridor für Fußgänger und Radfahrer angelegt werden. Auch die „Hiel“ soll weiterhin größtenteils unbebaut bleiben.

Der Flächennutzungsplan ist ein Planungsinstrument der Gemeinden, um Bereiche wie Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Freizeit zu regeln. Es soll die rationelle Bodennutzung, die homogene städtische Entwicklung, die Wahrung des kulturellen Erbes und den Umweltschutz der natürlichen, die öffentliche Sicherheit und Sauberkeit, die Verbesserung der Lebensqualität und die rationelle Energienutzung miteinander in Einklang bringen.
Für einzelne Bauprojekte verfügen die Gemeinden noch über andere Instrumente wie den Teilbebauungsplan (PAP), der bei der Gemeindeverwaltung beantragt und vom Gemeinderat angenommen werden muss.

PAG-Prozedur

 10. Dezember: Erste öffentliche Infoveranstaltung und Beginn der Diskussionen im Pavillon auf dem Brillplatz.

 8. März 2019: Erste Abstimmung des PAG im Gemeinderat, gefolgt von einer öffentlichen Infoveranstaltung. Nach der ersten Veröffentlichung des PAG bleiben 30 Tage Zeit, um Einwände einzureichen. Ferner muss die „Commission d’aménagement“ des Innenministeriums eine Stellungnahme abgeben. Daraufhin müssen unter Umständen Änderungen im PAG vorgenommen werden.

 25. Oktober 2019: Der Gemeinderat stimmt ein zweites Mal über den PAG ab. Nach der zweiten Veröffentlichung tritt der neue Flächennutzungsplan voraussichtlich im Februar 2020 in Kraft.

Laird Glenmore
13. Dezember 2018 - 12.29

vollkommen richtig unsere Städteplaner sind vom Größenwahn befallen inkl. die Escher Gemeinde die sind noch nicht einmal in der Lage den alten Mißstand zu beseitigen planen aber schon den Gigantismus für die nächsten dreißig Jahre, man muß sich wirklich fragen was bei den Verantwortlichen im Kopf vorgeht. Der ganze Fortschritt geht zu Lasten der Bewohner und der angrenzenden Natur die dann so langsam verschwindet um noch mehr Platz für Betonsilos zu haben. Erst wird alles für teures Geld Naturalisiert und nach ein paar Jahren wieder zu Betoniert, dann wird Beton Feidt noch reicher Super.

roger wohlfart
12. Dezember 2018 - 19.39

Nicht nur in Esch sieht man gross und plant man Grosses, im ganzen Land ist das der Fall. Die Landgemeinden verdoppeln oder verdreifachen ihre Einwohnerzahl und platzen aus allen Nähten. Wir streben ja den Millionenstaat an, also schiessen die Häuser und Residenzen wie Pilse aus dem Boden. Dann wird auf einmal festgestellt, dass die Infrastruktur hinten und vorne nicht ausreicht. Die Verkehrswege sind überfordert, das Trinkwasser wird knapp und die Lebensqualität sinkt allerorts. Dieser Megalomanie werden wird noch einen hohen Tribut zollen, aber wir werden's schon schaffen.