Vom Pferdehof zum Brennereimuseum – Kehlens Haus mit Geschichte

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Wie alt der Hof in der Olmer Straße genau ist, darüber liegen leider keine Dokumente vor. Ein mittlerweile verstorbener Lokalhistoriker schätzte, dass der Gebäudekomplex aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts stammen. Ein Offizier der österreichischen Armee – Luxemburg stand damals unter der Herrschaft Maria Theresias – soll ihn nach Beendigung seines Dienstes errichtet haben.

„A Lammesch“ lautet der Hausname des Anwesens, das seit etwas mehr als einem Jahr unter Denkmalschutz steht. Große Teile wurden bereits renoviert, zurzeit bekommt das Ensemble neue Dächer. Es besteht aus mehreren Gebäuden, darunter auch einem einstigen „Haus für Knechte und Mägde“ – in dem sich seit einer Reihe von Jahren ein Teil des Kehlener Brennereimuseums befindet.

Das Nebengebäude bekommt ein neues Dach.

Vor allem das erwähnte „Nebengebäude für Knechte und Mägde“ weist typische Architekturmerkmale der Zeit der Regentschaft Marie Theresias auf. Auch heute noch sind in dem Hauptgebäude wesentliche Elemente aus der Anfangszeit erhalten geblieben, so etwa die offene Küche mit der einzigartigen „Haascht“ und der Decke mit Kreuzgewölbe. Außergewöhnlich ist ebenfalls, dass es in drei weiteren Zimmern offene Herde gibt. Typisch für den Baustil jener Zeit sind auch die Türen mit Oberlicht und flach behauenen Rahmen ohne Profilierungen. Zu früheren Zeiten verfügte das Anwesen auch über eine eigene „Bakes“, die im Haus selbst untergebracht war. Später wurde daraus die Waschküche. Seit Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich das Anwesen im Besitz der Familie Adam. Robert Adam-Stomp, heute 81 Jahre alt, wohnt immer noch hier, zusammen mit seiner Frau Susi: „Mein Großvater, Jean Adam, hat den Hof 1887 ersteigert.“

Kehlen, das Dorf der Pferdehändler

Zuvor hatte das Anwesen Nikolas Bechen und Johanna Kauffmann gehört. Zu jener Zeit war Kehlen vor allem als Dorf der Pferdehändler bekannt und auch Jean Adam lebte vor allem vom Verkauf der Vierbeiner, züchtete jedoch auch andere Tiere.

1907 ging diese Epoche dann zu Ende: Jean Adam baute in „A Lammesch“, und zwar im vorher erwähnten „Nebengebäude für Knechte und Mägde“, eine für die damalige Zeit hochmoderne Brennerei ein. Diese wurde auch von den nachfolgenden Generationen weiterbetrieben. 2007 beschlossen Robert und Susi Adam-Stomp, zusätzlich zur Brennerei ein Museum einzurichten, das sich dieser Thematik widmet.

Wenige Jahre später stand dann eigentlich schon das Ende der Brennerei fest: Robert Adam wollte endlich den Ruhestand antreten. Doch dann kam es – dank eines glücklichen Zufalls – anders. Der „Zufall“, das war Caroline, die Frau von Sohn Joël. Beide waren erst kurz zusammen, als sie den Wunsch äußerte, sich dem Destillieren edler Brände zu widmen.

Eine vollkommen neue Anlage wurde angeschafft und die Tradition im Haus Adam konnte fortbestehen. Inzwischen ist auch das Museum weiter ausgebaut worden. In gleich drei Örtlichkeiten auf dem Anwesen dreht sich nun alles um die jahrhundertealte Kunst des Obst- und Kornbrennens. Wer dem Museum einen Besuch abstatten möchte, sollte sich die nötige Zeit nehmen. Angeboten werden auch Führungen für Gruppen. Diese dauern rund anderthalb Stunden. Eine gute Gelegenheit, nicht nur alles rund um Spirituosen zu erfahren, sondern sich auch ein Bild von einem landwirtschaftlichen Anwesen aus dem späten 18. Jahrhundert zu machen.