Tops und Flops in der Handball-Nationaldivision: Die Bilanz vor der Winterpause

Tops und Flops in der Handball-Nationaldivision: Die Bilanz vor der Winterpause

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Nach zwölf Spieltagen in der Qualifikationsphase der Saison 2018/2019 gehen die Handballer in die Winterpause. Es bleiben zwar noch zwei Spieltage im Februar, ehe diese Qualifikationsphase abgeschlossen ist und definitiv feststeht, welche Mannschaften in die Titelgruppe einziehen und welche beiden den bitteren Gang in die Auf-/ Abstiegsgruppe antreten müssen. Trotzdem kann man schon vor der Winterpause eine Zwischenbilanz ziehen, denn die Trends sind bereits zu erkennen.

Von Fernand Schott

In der Titelgruppe haben die fünf Spitzenteams ihre Teilnahme gesichert. Und da die Abstände zwischen den Favoriten sehr klein sind – die drei Spitzenreiter liegen maximal zwei Punkte auseinander –, verspricht das Play-off noch eine ganze Reihe spannender Auseinandersetzungen. Fest steht auch, dass Petingen es in diesem Jahr nicht in die Titelgruppe schaffen wird.

1. HB Käerjeng (10 Siege, 2 Niederlagen, 20 Punkte):

Der amtierende Meister geht als Tabellenführer in die Winterpause. In der vergangenen Saison rutschten sie als Tabellenfünfter mit neun Punkten Rückstand in die Titelgruppe. Doch dann spielten sie, nach einem Trainerwechsel, ein exemplarisches Play-off. Und am Ende waren sie Meister, dies war aber nur möglich, weil zu Beginn der Titelgruppe die bisher errungenen Punkte halbiert werden. Diesmal verlief die Saison ganz anders. Schon Anfang September brachten sie das Kunststück fertig, den serbischen Meister Zeleznicar in der ersten Runde des EHF Cup zu eliminieren. Anfang Oktober mussten sie nach guten Leistungen dem belgischen Meister Achilles Bocholt die Qualifikation überlassen. In der heimischen Meisterschaft verloren sie, vielleicht auch wegen der europäischen Belastung, in der Hinrunde gegen die Red Boys und Esch, in der Rückrunde gab es bisher nur Siege, das Rückspiel gegen Esch steht allerdings noch aus. Fest steht aber, dass der Gewinn des Meistertitels nur über sie geht.

2. HB Esch (8 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage, 19 P.):

Nur eine Niederlage gegen die Red Boys im Rückspiel, hinzu kommen drei Remis (Red Boys, Berchem, HBD). Die im vergangenen Jahr durch zahlreiche Verletzungen arg gebeutelten Escher werden in dieser Saison wieder um den Titel mitreden. Mit Krier und Vasilakis haben sie zwar erneut zwei Verletzte, doch diese Erfahrung machen andere Vereine auch. Die Langzeitverletzten der vergangenen Saison sind wieder integriert, die Eingewöhnungszeit mit dem neuen Trainer ist abgelaufen. Neuzugang Barkow ist eine Verstärkung, Muller, Kohl und Jelinic nehmen Fahrt auf. Zurzeit fehlt noch die Konstanz, sehr gute Leistungen wechseln sich mit weniger guten ab. Doch bis zum Play-off wird man das in den Griff bekommen und dann sind sie ein sehr ernst zu nehmender Titelaspirant.

3. Red Boys (8 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen, 18 P.):

Bei den Differdingern hat sich gegenüber der letzten Saison vieles verändert. Einige Spieler durften oder mussten den Verein verlassen, andere kamen neu hinzu oder kamen zurück. Jedenfalls haben sie den ausgeglichensten Kader in der Nationaldivison. Und für viele Handballanhänger waren sie – angesichts dieses Kaders – zum Titelkandidaten Nummer eins avanciert. Und die Hinrunde schien dies zu bestätigen. Ein Unentschieden auswärts in Esch, zwei Auswärtssiege in Käerjeng und Berchem bei nur einem Ausrutscher zu Hause gegen den HBD, die Differdinger schienen auf einem guten Weg. Doch wie schon oft bei den Red Boys gab es Anfang Dezember einen Durchhänger. Zuerst eine saftige Heimniederlage gegen Käerjeng, besonders aber nach dem frühen Ausscheiden im Pokal kamen erste Zweifel auf. Trotzdem, für die Play-off-Runde ist wieder fest mit ihnen zu rechnen, sie gehören immer noch zum engsten Favoritenkreis.

4. Berchem (7 Siege, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen, 15 P.):

Der Pokalsieger war die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison. Sie überstanden zwei Runden im Challenge Cup und unterlagen erst im Viertelfinale den Griechen von AEK Athen. In der Meisterschaft landeten sie „nur“ auf dem vierten Platz, konnten aber den Pokal mit in den Roeserbann nehmen. Und auch in diesem Jahr sind sie nach zwei Siegen gegen Holon Yuvalim aus Israel ins CC-Achtelfinale eingezogen. Sie sind also zurück in der Elite und gehörten erneut zu den Topteams in der Liga. Keeper Liszkai kommt aus Ungarn und es dauerte eine Weile, ehe er richtig in Berchem angekommen war. Der Grieche Christos Tsatsos, der lange verletzt war, scheint so langsam wieder den richtigen Tritt zu finden. Dafür sind aber einige junge Berchemer Spieler wie die Brüder Tun und Le Biel, Ben Brittner, Raphael Guden, Ariel Pietrasik oder Ben Weyer zu Leistungsträgern herangewachsen. Es fehlt ihnen wohl etwas an Erfahrung, um in einer langen Meisterschaft ganz oben um den Titel mitspielen zu können. Doch im Pokal sind sie immer für eine Überraschung gut und in den kommenden Jahren wird sicherlich mit Berchem zu rechnen sein.

5. HBD (5 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen, 12 P.):

Der HBD hat ein Spiel weniger ausgetragen als seine Konkurrenten, im Januar wird das Spiel gegen Schifflingen, das wegen des EP ausgefallen war, nachgeholt. Man kann also davon ausgehen, dass noch ein sechster Sieg und zwei Punkte hinzukommen. Die Düdelinger verfügen über einen guten, aber sehr jungen Kader. Absolute Leistungsträger sind Josip Ilic, Alex Szyczkow und Tommy Wirtz. Die Düdelinger verfügen über eine ganze Reihe talentierter Eigengewächse, wo besonders Denis Della Schiava und David Ojié Etute herausragen, die sich schon bald zu Leistungsträgern entwickeln könnten. Dem HBD fehlt jedoch eigentlich ein klassischer Werfer aus der zweiten Reihe, Etute könnte vielleicht derjenige werden. Aber so fehlt ihnen einfach die Konstanz. Sie sind in der Lage, jeden zu schlagen, können aber auch gegen jeden in Schwierigkeiten geraten.

6. Diekirch (3 Siege, 9 Niederlagen, 6 P.):

Auch wenn gegen die Topmannschaften noch nichts Zählbares herausgesprungen ist, kann man behaupten, dass die Diekircher sich auf einem guten Weg befinden. Vor der Saison wollte der neue Präsident erst mal eine solide Basis schaffen, um dann die Titelgruppe anzugreifen. Doch das könnte schon in seinem ersten Jahr der Fall sein. Gegen die direkten Mitkonkurrenten im Kampf um die Titelgruppe gab es bisher nur Siege, und die waren doch ziemlich deutlich. Da Petingen aus dem Rennen ist, bleibt also nur noch Schifflingen. Und auch in Schifflingen gewann der CHEV mit sechs Toren Differenz. Angesichts der letzten guten Leistungen gegen den HBD und Berchem dürfte man eigentlich dem Heimspiel gegen Schifflingen am letzten Spieltag dieser Qualifikationsphase mit viel Selbstvertrauen entgegen sehen. Doch noch ist nichts gewonnen.

7. Schifflingen (2 Siege, 9 Niederlagen, 4 P.):

HBCS-Präsident Sven Kill hatte vor der Saison das Erreichen der Titelgruppe als Ziel relativ klar definiert. Doch die Abgänge von Baumann und Belligat konnten nicht kompensiert werden und nun steht man mit dem Rücken zur Wand. Neun Niederlagen stehen zwei Siege gegen Petingen gegenüber. Das genügt jedenfalls nicht, um den Ambitionen gerecht zu werden. Und so müssten sie in Diekirch schon mit mehr als sechs Toren die Oberhand behalten, um noch eine Chance zu haben. Zurzeit haben sie sowohl im Angriff als auch in der Abwehr die zweitschlechteste Bilanz. Und so könnte es gut sein dass sie ihre Ambitionen auf nächstes Jahr verschieben müssen.

8. Petingen (0 Siege, 12 Niederlagen, 0 P.):

Null Punkte, null Siege, mit 467 kassierten Toren die schlechteste Abwehr, mit 280 geworfenen Toren der zweitschlechteste Angriff. Und sogar hier kann Schifflingen in seinem Nachholspiel noch an ihnen vorbeiziehen. Schlechter kann die Bilanz der Petinger nicht ausfallen. Und das nach der doch relativ erfolgreichen letztjährigen Saison. Zum dritten Mal hintereinander in der Titelgruppe, dann ins Pokalfinale eingezogen und im Finale erst nach Verlängerung den Kürzeren gezogen. Knapp an einem historischen Erfolg vorbei, und nun dies. Die Erklärung ist schnell gefunden: Die Abgänge von Leistungsträgern wie Sedin Zuzo, Radek Horak, Ferenc Gyafras oder Ben Weibel konnten nicht kompensiert werden. Trotzdem eine ganz bittere Pille, die Petingen und Präsident Jean-Claude Muller schlucken mussten.

Bei den Damen nichts Neues

In der Nationaldivision der Damen ist nicht viel Neues zu melden. Meister Käerjeng sowie Pokalsieger HB Düdelingen dominieren weiterhin das Geschehen und werden auch dieses Jahr den Titel unter sich ausmachen. Dahinter streiten sich Diekirch und Museldall um den Platz auf dem Treppchen. Diekirch mit einigen starken Talenten ist zu allem fähig, muss seine Leistung aber noch stabilisieren. Museldall hingegen ist etwas holprig in die Saison gestartet, konnte sich aber steigern und könnte auch einem der Spitzenreiter ein Bein stellen. Schade, dass der hauptstädtische Standard eine schwierige Phase durchläuft. Zwei Partien durch „forfait“ verloren und eine ganze Reihe von Spielverlegungen deuten auf Personalprobleme hin.

Präsidentin Diane Weimischkirch bestätigte dem Tageblatt, dass sie diese Saison wegen eines kleinen Kaders und viel Verletzungspech schwere Momente zu überstehen hätten. Sie würden aber alles daransetzen, die Saison zu überstehen, da das Problem durch einige Eigengewächse, die nachstoßen würden, für die kommende Saison gelöst wäre. Schifflingen scheint seinen Platz mit dem knappen Sieg gegen die Red Boys gesichert zu haben. Die jungen Differdinger Spielerinnen werden also wahrscheinlich die Titelgruppe verpassen, außer beim Standard passiert noch etwas. Das punktlose Redingen braucht sich jedoch keine Hoffnungen mehr zu machen.