Nichts gewusst, alles vergessen – Angeklagte wollen vor Gericht nichts mit Prostitution zu tun haben

Nichts gewusst, alles vergessen – Angeklagte wollen vor Gericht nichts mit Prostitution zu tun haben

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Drei Personen, ein Mann und zwei Frauen, müssen sich seit Montag wegen Freiheitsberaubung, Menschenhandel, Geldwäsche und Prostitution vor Gericht verantworten. Die Taten reichen bis ins Jahr 2015 zurück.

Einem Chinesen wird vorgeworfen, insgesamt zwölf junge Frauen aus seinem Geburtsland nach Luxemburg gebracht und diese während einiger Monate zur Prostitution gezwungen zu haben. Die Frauen gaben an, die Hälfte ihrer Einnahmen abgegeben zu haben. In den Polizeiverhören meinten sie zudem, dass sie Opfer von Menschenhandel geworden und zur Prostitution gezwungen worden seien. Um die Freier anzulocken, wurden Anzeigen im Internet geschaltet. Die dazugehörigen Telefonnummern führten die Kriminalbeamten zu drei Beschuldigten, die alle drei Kontakt zueinander pflegten.

Luxusartikel sichergestellt

Der Hauptangeklagte sagte am Dienstag aus, er habe „aus reiner Nächstenliebe“ eine Wohnung für eine Freundin gemietet. Diese und zwei weitere Frauen hätten sie sich dann in dieser Wohnung prostituiert. Daran habe er sich jedoch nie gestört. Der Beschuldigte, der zur Tatzeit als Bedienung in einem Restaurant gearbeitet hat, meinte, nie einen Cent für seine Hilfe erhalten zu haben. Der Angeklagte konnte sich eigenen Aussagen zufolge am Dienstag vor den Richtern nicht mehr daran erinnern, woher die rund 13.000 Euro stammen, die allein im Januar 2016 auf seinem Konto eingingen.

Eine 46-jährige Frau, ebenfalls mit chinesischen Wurzeln, die des Luxemburgischen mächtig ist, soll als Mittelsfrau zwischen den Prostituierten und den Freiern fungiert haben. Sie kümmerte sich laut eigenen Aussagen um die Terminplanung der Frauen. Erst nach einiger Zeit habe sie gemerkt, dass die Kunden mehr als nur eine Massage von den Frauen wollten. Der Hauptangeklagte, den sie „Alex“ nennt, soll ihr diese Arbeit beschafft haben. Um immer erreichbar zu sein, seien ihr zwei Mobiltelefone ausgehändigt worden. Diese wurden bislang nicht gefunden.

Keine Erinnerung

Vor Gericht sagte die 46-Jährige aus, Kunden hätten sie angerufen und über eine laufende Polizeirazzia in einer der Wohnungen informiert. Sie sei dann in Panik geraten und habe daraufhin die Telefone versteckt. An das Versteck selbst könne sich die Angeklagte jedoch nicht erinnern. Da half es nichts, dass die Richterin mehrmals nachhakte. Laut eigenen Angaben soll sie von dem Beschuldigten 3.000 Euro, eine teure Kosmetikcreme sowie einige Lebensmittel für ihre Dienste erhalten haben. Ihr Anwalt forderte eine Bewährungsstrafe mit Auflagen.

Bei einer Hausdurchsuchung im Zuge der Ermittlungen stellten die Polizeibeamten fünf Kisten mit Luxusartikeln von bekannten Kleidermarken sowie teure Taschen bei dem Hauptangeklagten und seiner Frau sicher. Einige dieser Artikel waren noch in der Originalverpackung. Die Ehefrau (37), die sich ebenfalls vor Gericht verantworten muss, will diese Artikel jedoch nie gesehen haben. Auch von den Prostituierten will sie nichts gewusst haben. Der Prozess wird am 18. Dezember fortgesetzt.

 


Chinesisches Ehepaar muss sich in Luxemburg wegen Menschenhandel, Geldwäsche und Prostitution verantworten