Mehr als nur Tiere füttern: Tourist Center Robbesscheier in Munshausen wird 30

Mehr als nur Tiere füttern: Tourist Center Robbesscheier in Munshausen wird 30

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Dem eingeschlafenen Dorf neues Leben einhauchen – so lautete das Ziel einer Gruppe junger Menschen, die 1989 eine alte Scheune in Munshausen wieder auf Vordermann brachten, um ein Café darin einzurichten. Heute steht an dieser Stelle ein vielbesuchtes Naturentdeckungszentrum, das zahlreiche Aktivitäten für Groß und Klein bereithält. Das Tourist Center Robbesscheier hat in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung hingelegt und erfindet sich immer wieder neu. Wir haben uns mit dem Direktor, Jean Zeches, unterhalten.

Von Steve Peffer

Ein weit verbreitetes Vorurteil gegenüber dem Munshausener Freizeitzentrum lautet angeblich, die dort angebotenen Aktivitäten richteten sich lediglich an Kinder. Eine Fahrt mit der Pferdekutsche, Tiere füttern und Kerzen aus Bienenwachs herstellen, das steht zwischen Mai und Juli meistens auf der Tagesordnung. „Es stimmt schon, dass wir ein primäres Ausflugsziel für Grundschulklassen sind, jedoch arbeiten wir seit drei Jahren fleißig an unserem Erwachsenenprogramm“, erläutert Jean Zeches, der seit 2014 auf dem sechs Hektar großen Areal das Zepter schwingt.

Demnach würden in letzter Zeit vermehrt Unternehmen die „Robbesscheier“ als Ort ihrer Betriebsfeste anvisieren, denn bei einem abenteuerlichen Kräftemessen unter freiem Himmel lässt sich der Teamgeist unter den Mitarbeitern besser prägen als bei einem langweiligen Abendessen. Die Kontrahenten müssen beispielsweise mithilfe eines Zugpferdes eine Brücke bauen, mit verbundenen Augen einen Hindernisparcours überwinden oder bei interaktiven Rätseln ihre kognitiven Fähigkeiten unter Beweis stellen. Stets im Mittelpunkt steht dabei der Aspekt der Bewegung, denn die kommt an vielen modernen Arbeitsplätzen oftmals zu kurz.

Verköstigung und Übernachtung

Den nötigen Energieschub nach der körperlichen und geistigen Beanspruchung liefert die Verköstigung im Restaurant der Anlage. Dazu Jean Zeches: „In unserer Küche verwenden wir viele Zutaten aus eigenem Anbau, und was wir nicht selbst herstellen können, beziehen wir weitestgehend von regionalen Produzenten.“

Die Speisekarte wird den jeweiligen Gästen angepasst und kann auf Wunsch komplett personalisiert werden. Besuchern, die von weit herkommen, bietet die Robbesscheier überdies die Möglichkeit einer Übernachtung in einer der beiden Pensionen. Erst vor wenigen Monaten wurde die Herberge „Sammeshaff“, die bis dato ausschließlich über Gruppenschlafsäle verfügte, neu eingerichtet und setzt sich nun überwiegend aus Zwei- und Fünfbettzimmern zusammen, mit jeweils einem privaten Badezimmer anstelle einer Gemeinschaftsdusche.

Schauplatz regionaler Feste

Abgesehen vom alltäglichen Programm organisiert das rund 50 Mitarbeiter umfassende Robbesscheier-Team verschiedene Veranstaltungen. Hierzu zählen etwa das „Millefest“, das jedes Jahr im August die 1824 errichtete Wassermühle in Enscheringen zum Leben erweckt, oder das Traulicht-Brennen im Oktober, bei dem Zuckerrüben mit grausigen Fratzen mit einer Kerze erleuchtet durch die Straßen ziehen. Das älteste und zugleich beliebteste Ereignis findet ebenfalls im Herbst statt. Gemeint ist der traditionelle „Munzer Haupeschmaart“ zu Ehren des Heiligen Hubertus, Schutzpatron der Jäger. An gut 150 Ständen finden die Besucher von Handwerkskunst bis Hausmannskost alles, was man von einem ländlichen Markt erwartet.

Das im Ösling heimische Ardennerpferd ist seit den Anfängen das Symboltier des Tourist Center Robbesscheier. Ein neues Projekt soll dem Huftier wieder zu einem Nutzen jenseits der Publikumsbelustigung verhelfen und gleichzeitig zum Schutz der regionalen Flora beitragen. Jean Zeches führt aus: „Gerade bei Mäh- und Forstarbeiten sind Arbeitspferde Fahrzeugen oftmals überlegen, da sie bei gleicher Effizienz viel weniger Schaden anrichten. Aus diesem Grund sind wir dabei, zu analysieren, in welchen anderen Bereichen das Pferd der Maschine in puncto Leistung ebenbürtig ist und somit wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden kann.“

Hierfür soll auf dem Gelände des Freizeitzentrums eine Ausbildungsstätte eingerichtet werden, in der Unternehmen und Gemeinden das nötige Wissen über die Arbeit mit Pferden vermittelt sowie Arbeitsgeräte und -tiere bereitstellt werden.