Mamma mia, die Kinder sind los – der ganz normale Wahnsinn in einer großen Familie

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Am heutigen 9. Juni dreht sich in Luxemburg alles nur um die eine: „ons Mamm“. Und wer könnte sich besser mit Mutterglück auskennen als Andrée Defendi, stolze Mama von elf Kindern? Die 55-jährige Hausfrau aus Zolver erzählt im Interview von alltäglichen Wäschemarathons, den kleinen Eskapaden ihrer Kinder und wie Muttertag bei der dreizehnköpfigen Familie aussieht.

Von Laura Tomassini / Fotos: Isabella Finzi & Privat

Es ist ein ungewohntes Bild, was sich einem beim Betreten des Hauses der Defendis in Zolver bietet. Nicht drei oder vier Paar Kinderaugen strahlen einem vom Küchenthresen aus entgegen, sondern gleich elf. Richtig gehört: Familie Defendi hat insgesamt elf Kinder. Wobei die meisten erst einmal kurz schlucken müssen, schmunzelt Mutter Andrée zufrieden beim Blick auf ihre Sprösslinge.

Kinderglück  von 1986 bis 2009

Fünf Jungs und sechs Mädchen, das ist das stolze Resultat einer Familiengeschichte, die vor genau 39 Jahren begann.

1980 lernte die gebürtige „Staterin“ den damals 22-jährigen Claude kennen, nur knappe drei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken. Vielleicht war es das italienische Blut, das zum Kinderglück der Defendis führte, denn an eigener Erfahrung kann es nicht gelegen haben. „Wir waren zu Hause zu dritt, mein Mann nur zu zweit. Bei uns hat sich das einfach so ergeben“, meint Mama Andrée. Eigentlich wollte der Herr des Hauses vier Kinder: zwei Jungen und zwei Mädchen. Das Schicksal hatte scheinbar andere Pläne für das junge Paar und so wurden aus vier Mini-Defendis elf.

Ältester der Runde ist Sohnemann Luca, Jahrgang 86, nach ihm folgten Bruder Marco, Schwester Laura, Fabio, Alessandro, Lisa, Alessio, Manila, Sabrina, Ilenia und Küken Ilaria, die 2009 zur Welt kam. Ganz schön viel geballte Italo-Power. „Die Namen durfte ich auswählen, allerdings mussten sie Italienisch klingen“, sagt Mama Andrée und rollt dabei ironisch mit den Augen.

Ähnlich erging es ihr bei der Wahl des Autos: Nur die Farbe durfte die heute 55-Jährige aussuchen, das Modell bestimmte ihr Mann.

Beim Gespräch mit den Defendis wird schnell klar: Hier nimmt sich keiner zu ernst. Und wie auch, ertönt doch während des Interviews stetig ein Kinderlachen aus dem Zimmer nebenan, wirft eines der Mädchen eine lustige Ferien-Story ein oder entscheidet Enkeltochter Adriana kurzfristig, die Wände des Wohnzimmers mit hausgemachtem Eis neu zu dekorieren. Ein kleines bisschen alltäglicher Wahnsinn eben, doch vor allem versprüht das Haus – oder besser gesagt, die Häuser – mit der Nummer 80 viel Verbundenheit und Familienzusammenhalt.

Zwei Häuser, neun Zimmer und viel Chaos

Ein Durchgang auf drei Etagen ermöglicht ein räumliches Zusammenleben, ohne sich dabei gegenseitig auf die Füße zu treten. Denn mit elf Kindern kann es schon mal eng werden. Gleich neun Zimmer braucht es, um die Rasselbande von Mama Andrée und Papa Claude unter Dach und Fach zu bringen. Dabei kann die Bettverteilung aber schon mal variieren, wie die 55-Jährige verrät: „Manchmal kommt man am Wochenende ins Zimmer und es liegt niemand da. Dann haben wieder ein paar der Mädels unter einer Decke geschlafen.“

Und auch sonst macht Familie Defendi quasi alles zusammen. Vor allem die gemeinsamen Urlaube sind den älteren Kindern heilig. „Einmal im Jahr fahren die Jungs mit dem Fahrrad nach Italien und wir treffen sie dann dort mit dem Auto. Dann sind wir wenigstens ein paar Tage alle beisammen“, erzählt uns Mama Andrée. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man die großen Altersunterschiede der Kinder.

Doch egal ob Unternehmens besitzer, Staatsanwalt, Lehrerin, Bachelor-Student oder Drittklässlerin – Zeit für die Familie muss sein. Bei anderen Urlaubern kann das etwas ungewöhnliche Einkaufsverhalten der Defendis schon mal für Staunen sorgen. „Einmal kam mein Mann mit einem Einkaufswagen voller Marmelade aus dem Supermarkt. Ich glaube, er hatte um die 40 Gläser gekauft. Die Leute haben uns angestarrt, als wären wir verrückt geworden“, erinnert sich Mama Andrée.

Auch im Alltag gibt es bei der Familie aus Zolver alles nur im XXL-Format: Waschladungen (natürlich aufgeteilt auf zwei Maschinen), Abendessen – und Geschenke. Zu Muttertag bleibt das Selbstgebastelte von Tochter Ilaria diesmal wohl leider aus, doch den Kids der Defendis mangelt es garantiert nicht an Ideen.

„Meistens legen wir alle zusammen oder schenken in Gruppen von zwei oder drei etwas. Oder es wird morgens noch schnell etwas von der Tankstelle besorgt“, meint Tochter Lisa und lacht. Im Trend liegen seit einigen Jahren Gutscheine – für Reisen, denn dann sind die Eltern aus dem Haus.

Von Tollpatschigkeit und kleinen Kleckereien

„Ja, ja, sturmfreie Bude, das wollt ihr. Kommt, wir schicken die Alten mal eben husch, dann haben wir unsere Ruhe“, erklärt die elffache Mutter den Plan ihrer Bande. Entstehen tun dabei allerdings immer unvergessliche Momente zu zweit, zu ihren bisherigen Lieblingsgeschenken gehört ein Musical-Trip nach Hamburg mit Mann Claude.

Die größte Freude für Andrée sind und bleiben aber ihre Kinder. „Wir sind nie alleine, stets haben wir jemanden um uns herum und es wird definitiv nie langweilig“, meint die 55-Jährige. Und auch wenn der vierte in der Runde gerade im Vietnam Entwicklungshilfe leistet, Tochter Laura mit ihrer kleinen Familie als Einzige bereits offiziell ausgezogen ist und der ein oder andere mal eine Nacht bei der Freundin verbringt: Ruhig ist es bei den Defendis ganz sicher nie. Zu verdanken hat die Großfamilie dies nicht zuletzt den teilweise unterhaltsamen Charakteren ihrer Mitglieder. „Fabio ist unser Tollpatsch. Wenn irgendwo ein Loch ist, wer fällt hinein? Fabio. Ilenia hat dies etwas von ihm geerbt, obwohl sie eher für Kleckereien zuständig ist und Sabrina ist der Chaot des Hauses. Liegt irgendwo etwas im Weg, gehört es ganz sicher Sabrina“, verrät Mama Andrée lachend.

Feste im  Großformat

Aber auch die 55-Jährige selbst bekommt von ihrem Nachwuchs ihr Fett weg. „Wenn ich mich über zu viel Hausarbeit beschwere, bekomme ich von meinen Ältesten oft den Satz zu hören ’Du wolltest ja schließlich so viele Kinder‘“, erzählt Andrée. An Humor mangelt es im Hause Defendi also definitiv nicht. Trotz viel Wirrwarr und auch wenn oftmals alle durcheinander reden, scheint vor allem die Mutter der hauseigenen Elf tiefenentspannt. „Ich weiß ja nicht, wie es in anderen Familien ist, aber wir sind es so gewöhnt“, sagt Andrée. Ihr kleines (großes) Familienglück würde die 55-Jährige gegen nichts in der Welt tauschen wollen, denn nicht nur an Muttertag wird ihr von ihren Kindern gezeigt, wie sehr sie die Familie zusammenhält.

Apropos Muttertag: Gefeiert wird in der rue de Differdange ganz normal zu Hause – im Großformat natürlich. Nur ins Restaurant schaffen es Mama Andrée, Papa Claude, die elf Kinder inklusive Partner, Enkelin Adriana, die 92-jährige Nonna und die „halbe Katze“ vom Nachbarn am Sonntag nicht. „Das würde mit so vielen Leuten dann vielleicht doch etwas chaotisch werden“, meint Tochter Lisa. Typisch Defendi eben, denn so und nicht anders will die Familie aus Zolver sein.