Katerstimmung an Tag zwei nach der Katastrophe

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Im Müllerthal herrscht am Samstag Katerstimmung. Immer noch wird aufgeräumt und die Spuren der Naturkatastrophe sind auch jetzt noch zu sehen. Am härtesten trifft es wohl die, die damit auch ihren Broterwerb verloren haben. Susanna Spauss und ihr Mann gehören in diese Kategorie. Das Camping „Cascade“ wird dieses Jahr nicht mehr öffnen. 

Schon auf der Anreise auf dem schmalen CR356 sowie auf dem CR121 liegen überall abgebrochene Baumstämme und große Äste herum. Zwar rollt der Verkehr wieder, aber teilweise nur einspurig und er wird an manchen Stellen mit Ampeln vor oder hinter dem Unrat geregelt. Auf dem Campingplatz selbst packt gerade die Feuerwehr zusammen. „Das Gröbste ist geräumt“, sagt Jonathan Thill von der Feuerwehr Waldbillig.

Nach einer 20-Stunden-Schicht am Freitag haben er und seine Mannschaft am Samstag noch einmal acht Stunden mit angepackt. Bei einer der letzten Touren mit den schweren Lkw ist schließlich die kleine Brücke, die die beiden Campingplatzteile miteinander verbindet, zusammengebrochen. Es galt vor allem, den angeschwemmten Sand abzutragen, der die frühere Camperwiese nur noch erahnen ließ. „Wir helfen, wo wir können“, sagt Thill, „aber den Rest müssen jetzt die Eigentümer machen.“ Waldbillig, Christnach und Haller seien so weit geräumt. Zeit, abzurücken.

„Wir haben unseren Broterwerb verloren“

Für Susanna Spauss und ihren Mann, der das Camping bereits in dritter Generation betreibt, ist noch lange nicht Schluss. Für sie geht es weiter. Für beide ist die Saison 2018 gelaufen, das Camping muss geschlossen bleiben. Vor dem Hintergrund, dass sie letztes Jahr erst das 60-jährige Jubiläum des vor allem bei Wanderern beliebten Campings gefeiert haben, ist das besonders bitter. „Im 61. Jahr kam dann der Weltuntergang“, sagt sie.

Es muss sehr viel repariert und instand gesetzt werden auf dem Gelände, das 100 Plätze hat. 40 davon sind mit Dauercampern belegt, der Rest ist der Laufkundschaft vorbehalten. „In acht Wochen fängt der ‚Congé collectif‘ an“, sagt sie, „das, was hier zu machen ist, müssen Firmen machen, das klappt bis dahin nicht.“ Außerdem ist die Brücke gebrochen und damit nur ein Teil des Campings – wenn überhaupt – zugänglich. „Das geht nicht“, sagt sie.

In der ersten Not ist das ORT sofort zur Stelle gewesen. Es koordiniert die Unterbringung der Urlauber, die das „Cascade“ schon gebucht hatten, auf benachbarte Campings. „Das war eine schöne Geste“, sagt Spauss. Eine solche erhofft sie sich auch von der luxemburgischen Regierung, die den Unwetteropfern Gelder zur Verfügung gestellt hat. „Ich hoffe, dass für uns auch was da ist“, sagt sie, „wir haben unseren Wohnraum zwar noch, dafür aber unseren Broterwerb verloren.“