In Luxemburg wurde das Reisen per Flugzeug der Zukunft getestet

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Immer mehr Menschen reisen mit dem Flugzeug. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Sicherheit und der Wunsch nach Komfort. „Flysec“ ist vielleicht ein Meilenstein, um das Reisen per Flugzeug in der Zukunft zu erleichtern. Das „smarte“ System hat gerade die Generalprobe in der Praxis am LuxAirport hinter sich.

Lesen Sie auch den Kommentar der Autorin zu dem Thema.

In der Zukunft könnte der Beginn einer Reise am Flughafen so ablaufen: Ein kleiner Tower im Eingangsbereich der Flughafenhalle liest den Pass ein. Ein zweiter Scan liest den Boarding Pass ein. Mit diesen Daten werden vorherige Buchungen und Destinationen zusammengeführt. Das „Reiseprofil“ weist den Passagier als „vertrauenswürdig“ oder nicht aus. Ein Blick auf die zuvor installierte App im Smartphone weist den Weg zum Gate und für das Gepäck und informiert gleichzeitig über die Situation an der Sicherheitskontrolle. Gibt es Schlangen? Welche ist die kürzeste? Reicht es noch für einen Kaffee?

Die „Real Time Navigation“ soll den Komfort erhöhen. Der anschließende „Streaptease“ mit Jacke-, Gürtel- und Schmuck-Ablegen und eventuell, wenn es piept, auch Schuhe-Ausziehen, bleibt allerdings nicht erspart. Das gilt auch für das „Umpacken“ von Laptop, Smartphone und Handgepäck in die bekannten Plastikschalen, deren Inhalt gescannt wird. Hier enden die Vorteile des „smarten“ Fliegens von morgen. Vorläufig.

Aurel Machalek, Forscher am „Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust“ an der Universität Luxemburg, hat an dem hochkomplexen IT-basierten System mitgearbeitet. 39 Monate hat sich ein Konsortium unter Beteiligung der Universität Luxemburg und des Luxemburg Airport zusammen mit neun weiteren Partnern der Aufgabe gewidmet, „Flysec“ mit Soft- und Hardware zu entwickeln. Den Auftrag dazu hat die Europäische Kommission gegeben und sich das rund 4,2 Millionen Euro kosten lassen.

Zwei Generalproben

Ein höherer Komfort ist aber nur die eine Seite. Die andere ist die Sicherheit. Sensoren und Kameras übermitteln in Sekundenschnelle verlassene Gepäckstücke und klassifizieren anhand der „Reiseprofile“ die Passagiere für das Sicherheitspersonal. Das soll die Entscheidung, eventuell einen Alarm auslösen zu müssen, erleichtern. Wie genau „verdächtiges“ Verhalten am Flughafen aussieht oder wie jemand durch seine vorherigen Buchungen „auffällt“ und ins Visier der Sicherheitsleute gerät, die ebenfalls mit eigens dafür entwickelten mobilen Apps ausgestattet sind, verrät Machalek nicht. Dieser Wissensvorsprung ist dem Sicherheitspersonal vorbehalten, sonst ist es keiner mehr.


The „Big Four“

Londons Heathrow-Airport benutzten 2017 knapp 78 Millionen Passagiere. Das Pariser Drehkreuz Charles de Gaulle rangierte im selben Jahr mit 69,5 Millionen auf Platz zwei, dicht gefolgt vom Amsterdamer Flughafen Schiphol mit rund 68,5Millionen Passagieren. Das berichtet die von auf Reiserecht spezialisierten Anwälten betriebene Plattform V-Claim. Auf dem vierten Platz, gemessen an der Zahl der Passagiere, liegt Frankfurt am Main.


Zwei Generalproben hat das System hinter sich, eine am Privatflughafen Schönhagen in Berlin und eine unter „Real-Time“-Bedingungen am LuxAirport. 100 Schauspieler haben das System zwischen 6 und 24 Uhr erstmals bei laufendem Betrieb in Luxemburg nach sieben Monaten der Vorbereitung getestet. Ein Erfolg. Wie viel Zeit ein Passagier nun real dadurch spart, vermag Machalek nicht zu sagen. Er hat selbst an dem Test teilgenommen und weiß: „Die am Flughafen verbrachte Zeit vor der Sicherheitskontrolle ist mit Flysec kürzer und die Sicherheit ist höher.“ Hätte dadurch ein Bombenattentat wie das von Brüssel-Zaventem vor zwei Jahren verhindert werden können? „Das ist eine gute Frage“, sagt Machalek, „aber so weit ist das System noch nicht“. „Flysec“ ist eine erste „Rohversion“ dessen, was „smart“ möglich ist.

„Noch ein langer Weg“

Und was sagt LuxAirport zu „Flysec“? Das Unternehmen bestätigt die Wissenschaftler. „Das ist Forschung und bis zu einer Einführung des Systems ist es noch ein langer Weg“, sagt René Steinhaus, der CEO von LuxAirport. Sein Unternehmen ist nicht umsonst Partner des Entwicklungskonsortiums. „Wir wollen das unterstützen, das ist bei steigenden Passagierzahlen langfristig von Vorteil für uns“, so Steinhaus, „wir wollen für die Passagiere Stress reduzieren.“

2018 wird der Findel nach eigenen Angaben bei knapp vier Millionen abgefertigten Passagieren landen. 800 Flugbewegungen pro Woche gehören ebenso in die Bilanz wie die Tatsache, dass zurzeit 95 Prozent der Passagiere in einem Zeitraum von maximal 10 Minuten abgefertigt sind. Obwohl das System noch nicht auf dem Markt eingeführt ist, melden sich jedoch schon jetzt Kritiker zu Wort. Sie befürchten durch „Flysec“ ein deutliches Mehr an „Big Brother is watching you“. „Das werden wir unter allen Umständen vermeiden“, sagt Forscher Machalek, „zumal diese Angst unbegründet ist. Die Daten werden nicht gespeichert“.


Passagiere am Findel

2017 wurden am Findel 3,6 Millionen Passagiere abgefertigt. Tendenz steigend. Für 2018 rechnet LuxAirport mit knapp vier Millionen Passagieren. 50 Prozent davon sind Businessreisende und die Passagiere kommen aus der Großregion in einem Radius von 200 Kilometern rund um den Flughafen. Sie kommen nach Luxemburg, um zu bleiben oder das Land auf diesem Weg zu verlassen.

Findel ist kein Umsteigeflughafen wie Frankfurt oder London. Spitzentage sind Montag, Donnerstag und Freitag sowie die Zeiten der Schulferien. Der „langweiligste“ Tag am Flughafen ist nach eigenen Angaben der Mittwoch. Und noch eine Besonderheit gibt es: Während auf europäischer Ebene 40 Prozent der Passagiere Billigflieger benutzen, sind es am Findel nur 20 Prozent.

Pierre Wollscheid
20. November 2018 - 11.33

Hallo Erbitte um Erklärung Im Handgepäck eine Zahnpasta 125 ml Parfum 125ml eine Deo 125ml alles für den Müll dasselbe im Koffer geht durch! Wie soll ich das einem normalen Mensch erklären. Ist das wieder so etwas das unsere Politiker erfunden haben aber sich sehr wenig Gedanken machen das die 2 Sachen ja im selben Flugzeug sind. Gruß