In Luxemburg sind immer mehr Akademiker auf Arbeitssuche

In Luxemburg sind immer mehr Akademiker auf Arbeitssuche

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Immer mehr Akademiker auf der Suche nach Arbeit schreiben sich beim Arbeitsamt ADEM ein. Innerhalb des vergangenen Jahres ist ihre Zahl um 15 Prozent gestiegen. Bei den hochqualifizierten Frauen liegt der Zuwachs sogar bei 20 Prozent. Die Gründe für diesen rasanten Anstieg sind unklar. Laut ADEM könnte es damit zusammenhängen, dass der Anteil der Einwohner mit Uni-Abschlüssen an der Gesamtbevölkerung in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen ist.

Keine Arbeit trotz hohem Bildungsabschluss

Die Zahl der Arbeitssuchenden, die am 31. Juli 2019 bei der „Agence pour le développement de l’emploi“ (ADEM) eingeschrieben waren, sei gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent gestiegen, teilte die Arbeitsagentur am Dienstag mit. Eigentlich eine eher unspektakuläre Meldung. Der Anstieg ist nicht besonders hoch, die Konjunktur ist weiter gut, die saisonal bereinigte Arbeitslosenquote hat sich bei 5,5 Prozent eingependelt und die Angst vor einer Rezession, die bisweilen im Exportland Deutschland herrscht, hat Luxemburg noch nicht erreicht.

Bei näherer Betrachtung der Zahlen fällt jedoch auf, dass in der Kategorie der Einwohner Luxemburgs mit hohem Bildungsabschluss die Zahl der Arbeitssuchenden innerhalb eines Jahres rasant gestiegen ist. Waren am 31. Juli 2018 noch 2.977 in Luxemburg lebende Akademiker auf der Suche nach einer Anstellung bei der ADEM eingeschrieben, waren es vor drei Wochen 3.422. Das ist ein Zuwachs von rund 15 Prozent.

Noch höher fällt der Anstieg bei den hochqualifizierten Frauen aus. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der bei der ADEM registrierten Arbeitssuchenden in dieser Gruppe um rund 20 Prozent von 1.579 auf 1.894 gestiegen.

Experten offenbar ratlos

Ebenfalls überdurchschnittlich, wenn auch weniger signifikant, ist der Anstieg bei Frauen mit Sekundarschulausbildung. In dieser Kategorie liegt der Zuwachs gegenüber dem 31. Juli 2018 bei immerhin noch 9 Prozent. Sowohl bei den Akademikerinnen als auch bei den Frauen mit Sekundarschulabschluss sind vor allem über 30-Jährige betroffen. In der Gruppe unter 30 Jahren ist der Anstieg nur gering.

Allgemein ist der Anteil der Hochqualifizierten an der Gesamtzahl der Luxemburger Einwohner, die bei der ADEM eingeschrieben sind, mit rund 22 Prozent noch recht gering. Doch bei den Einwohnern mit niedrigem Bildungsabschluss, die rund die Hälfte aller Arbeitssuchenden ausmachen, ist ein positiver Trend zu beobachten. Bei den niedrig qualifizierten Frauen ist die Zahl der Arbeitssuchenden um 1,4 Prozent, bei den niedrig qualifizierten Männern sogar um 7,1 Prozent gegenüber Juli 2018 zurückgegangen.

Der hohe Anstieg der arbeitssuchenden Akademiker und insbesondere Akademikerinnen lässt die Experten offenbar ratlos. Das Statec habe nicht wirklich eine Erklärung dafür, meinte ein Mitarbeiter am Mittwoch auf Nachfrage.

Bei der ADEM führt man diesen Anstieg auf einen allgemeinen Zuwachs höherer Bildungsabschlüsse in der Gesellschaft zurück. Der Anteil der Bürger mit Universitätsabschlüssen an der Gesamtbevölkerung sei in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen, erklärte Jean Ries, Chefstatistiker der Arbeitsagentur. Zwischen den Schuljahren 2009/2010 und 2017/2018 ist die Zahl der in Luxemburg ansässigen Studenten, die einen Antrag auf finanzielle Unterstützung beim Hochschulministerium eingereicht haben, von 8.887 auf 18.853 gestiegen.

Allgemeiner Zuwachs

Laut Eurostat hatten im Jahr 2016 52,7% der Männer und 56,5% der Frauen im Alter von 30 bis 34 Jahren einen tertiären Bildungsgang erfolgreich abgeschlossen. Einen Vergleichswert zu 2002 kann Luxemburg, anders als die meisten anderen EU-Staaten, in der Eurostat-Studie jedoch nicht liefern.

Gleichzeitig ist die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Akademiker innerhalb von nur vier Jahren um fast ein Drittel (30,5%) gestiegen. Seit 2010 hat sich ihr Anteil sogar fast verdoppelt. Alleine bei den Akademikerinnen ist gegenüber 2015 ein Zuwachs von fast 39 Prozent festzustellen. Doch so hoch wie innerhalb der vergangenen zwölf Monate war der proportionale Anstieg noch nie.

Eine weitere Ursache könnte die Reform des garantierten Mindesteinkommens sein, mutmaßt Jean Ries. Die Einführung des „Revenu d’inclusion sociale“ (Revis) am 1. Januar dieses Jahres habe dazu geführt, dass Menschen sich bei der ADEM einschreiben, die vorher nicht die Möglichkeit dazu hatten.

Beim nationalen statistischen Amt Statec bezweifelt man hingegen, dass das Revis eine Auswirkung auf die Zahl der arbeitssuchenden Akademiker habe. Eher würden niedrig qualifizierte Arbeitnehmer von der Reform dieser sozialen Maßnahme profitieren.

de Schmatt
28. August 2019 - 10.17

Wat versti Dir ënner Beruff? Avekot, Professer, Schoulmeeschter, Dokter, Banker sinn dat keng Beruffer? Dir mengt wuel Handwierk.

jane
28. August 2019 - 10.14

Was ist das denn für ein Ausdruck " Sex-Trophäe " ? So manchen Menschen fehlt es an der Kompetenz Eltern zu sein.

minikeks
28. August 2019 - 10.10

Richteg @ jeff! Awer anscheinend ginn ët Leit, déi mengen, nëmmen hier Meenung géif zielen!

de Prolet
28. August 2019 - 8.45

Was heisst hier Akademiker? Es gibt eine Akademikerschemme, weil die Diplome, im Vergleich zu früher, unwahrscheinlich an Wert verloren haben. Es gibt ein Sprichwort: " Handwerk hat goldenen Boden " und da ist was Wahres dran. Das Problem ist, dass sich immer mehr zu Schade sind, manuell zu arbeiten. Leider sind immer weniger noch imstande einen Nagel gerade in die Wand zu hämmern. Es ist keine Schande mit körperlicher Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Loin de là!

Romain K
27. August 2019 - 8.45

Tjo - An weivill kanner gin doheem vun den Elteren gedirengelt fier een Diplom ze machen - Oh nee, mein Kand kann dach net Vendeuse oder Elektriker gin - daat wellen mir ons awer net soen loossen. Weivill Kanner / Jugendlicher wieren dann mei frouh wann se een technischen Beruff haetten? An dann natiirlech och den Louhn. Do misst eppes gemacht gin. Anstatt den Gratis Transport soll den Staat eppes bei den technischen / manuellen Beruffer eppes beileen datt dei mei attraktiev gin. Net dem patron eppes gin, daat kennt souwiesou net bei den Arbechter un. Mee einfach een gestaffelten Montan. Z.B.: Een Elektriker kritt 2250 Euro netto, dann soll den Staat all Mount 800 Euro bei all dei Pay'en beileen. An genau sou fier eng Vendeuse, een Installateur asw.....daat wier sozial......

jeff
25. August 2019 - 19.17

a wann se hieren bachelor hun,krei'en se keng Aarbecht...........

jeff
25. August 2019 - 19.16

jidereen huet Recht op seng Meenung...........

Erny
24. August 2019 - 13.18

Herr Wester, DIir hutt lang genuch RTL zougetrollt mat Ärem "Universitäre"-Bashing, Diir braucht lo net d'Tageblatt zou ze müllen.

Jang
24. August 2019 - 8.22

Déi mengen si wiren ze schéin fir een Beruf. Komesch Mentalitéit eis super Gesellschaft.

KTG
24. August 2019 - 0.37

Nunja, das ist aber auch durchaus die Schuld der Eltern und der Jugendlichen selbst. Unzählige Leute wollen heutzutage, dass ihre Sex-Trophäen unbedingt ins Lycée Classique kommen, wo eine Orientierung Richtung Général/Technique weitaus besser wäre, aber meist wollen die Leute davon noch nicht mal etwas hören. Bekommen sie ihren Willen nicht, klagen sich die Eltern dann durch die Sache. Diese Tyrannei der Eltern ist der Grund, wieso die Orientierung im 6. Schuljahr vom Ministerium komplett pervertiert wurde und jetzt die Eltern schlichtweg die Entscheidung treffen, obwohl sie dafür nicht auch nur ansatzweise die notwendigen Kompetenzen haben.

Jemp
23. August 2019 - 19.55

Es war aber schon vor 20 Jahren gewusst und bekannt, dass man mit einem Psychologie- Philosophie oder Germanistikstudium hierzulande keine Chance hat. Vielleicht hat sie eine Chance als Quereinsteigerin in der Grundschule. Dort sucht man händeringend nach Personal.

Grober J-P.
23. August 2019 - 18.32

Akademiker auf Arbeitssuche, kein Wunder wenn ab Gymnasium bereits falsch orientiert wird. Beispiel: Tochter hat Master in Germanistik, 4 Stellen ausgeschrieben, 54 Kandidaten, 4 angenommen. Der Rest kann zusehen wo noch "Deutschlehrer" gebraucht werden. Damals haben wir nachgefragt ob die Entscheidung so richtig wäre, alles in Ordnung, hat man gemeint.

Mill REIFF
23. August 2019 - 17.45

Unser Herr Minister MEISCH hat vor einiger Zeit gemeint, die formierten Masters würden fortlaufen, ist eigentlich normal. Die Ausländer haben viel geschuftet (gearbeitet haben um das Geld von Garantien aufzuweisen) um hier an der Uni den Master zu machen. Jetzt haben Sie Schwierigkeiten um eine Arbeitsgenehmigung respektiv eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. DAS finde ich nicht normal. Es ist an der Zeit , dass unsere Ministerien zusammen arbeiten. Wiie kommt es, dass alle Flüchtlinge und Migranten eine Wohnmöglichkeit bekommen ( ich spreche mal nicht vom Geld) und die Akademiker, weil Sie nur Englisch sprechen (aber andere Sprachen lernen) kein Zimmer, Studio oder Appartement bekommen, nur weil Sie Ausländer sind.

Cornichon
23. August 2019 - 12.35

Glauben sie mir, es gibt viele Menschen (mich inklusive) die die Arbeit der "untersten Kaste" (Handwerker, Bauarbeiter, Automechaniker, Putzfrau, Kellner, Koch, Kassierer, etc.) sehr zu schätzen wissen. Verzeihen sie mir aber wenn ich kein Trinkgeld gebe (ausser im Restaurant), weil die Preise sind trotzdem gesalzen. Nur leider kommt bei den gesalzenen Preisen nicht viel bei den Handwerkern an.

jeff
23. August 2019 - 12.21

dat ass richteg.Ech hun awer emmer mei Achtung virun emgem Handwierk.Och meng Kanner gin keng Akademiker,well se leiwer manuell Berufer auswielen.Handwierker gin emmer mei gebraucht an ech gesi mei e groussen Senn an sou engem Beruff,wei irgend een obskuren Bachelor,deen eigentleich neischt oder net vill opzeweisen huet.Wann ech elo un dei Tornadokatastrof am Süden vum land denken,kann ech soen,dass do Handwierker drengend gebraucht goufen an sie konnten vill machen.Een Philosophie-Professor ass do eigentlech net vun Notzen

rene reichling
23. August 2019 - 8.02

yep traurig aber wahr.

Wester Gust
23. August 2019 - 7.38

Wer heute über kein Universitätsdiplom verfügt zählt gesellschaftlich nicht, und wird der untersten Kaste der Gesellschaft zugeordnet. Dabei hätten manche dieser Universitäre sehr brauchbare und gute Handwerker werden können. Nur weil der manuell arbeitende Mensch auf der sozialen Skala an unterster Stelle steht,, zog man es vor, ein Unidiplom zu haben.