Gambia ist klinisch tot!

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Ein Standpunkt von Robert Goebbels.

Bei Kommunalwahlen geht es eigentlich um Lokalpolitik. Die Wähler sollen die Arbeit der Bürgermeister bewerten, sie bestätigen oder abstrafen. Das war am Sonntag in vielen Gemeinden der Fall. Gute Bürgermeister wurden bestätigt, andere mussten ihren Hut nehmen. Das erklärt auch, weshalb alle Parteien hier und dort zu feiern hatten, und alle Parteien dort und hier Niederlagen einstecken mussten.

Trotz der verschiedensten Ausgangslagen und der Diversität der Ergebnisse in allen Proporzgemeinden ist ein nationaler Trend zu erkennen. Die CSV hat neuen Rückenwind. Viele Wähler machten die Christlichen zur stärksten Kraft in den Kommunen. Sie verdrängten die LSAP auf Rang zwei, die DP auf Rang drei und die Grünen auf Rang vier.

Die Versuchung des Premierpostens

Was für die Dreierkoalition von Xavier Bettel nichts Gutes für die kommende Parlamentswahl bedeutet. „Gambia“ kam 2013 unangemeldet an die Macht. Damals wollten offensichtlich manche traditionelle CSV-Wähler den grantigen Jean-Claude Juncker wegen seiner laschen Handhabung der „Affären“ bestrafen. Sie wählten die DP in der irrigen Annahme, es würde damit zu einer CSV-DP-Koalition kommen.

Die CSV schrumpfte um drei Mandate, die Grünen fielen von sieben auf sechs Sitze. Die Sozialisten konnten sich mühselig auf 13 Sitzen behaupten. Die DP steigerte sich um vier Mandate, und kam mit ebenfalls 13 Sitzen auf Augenhöhe mit der LSAP.
Xavier Bettel, der vor der Wahl beteuert hatte, er wolle auf jeden Fall Bürgermeister in der Hauptstadt bleiben, konnte der Versuchung nicht widerstehen, Premierminister zu werden.

Renaissance der Rechten

Doch schon die ersten Meinungsumfragen zeigten, dass manche neue DP-Wähler sich durch diese Zufallskoalition hintergangen fühlten. Sie bekundeten ihren Missmut durch fallende Sympathie-Werte für die Regierungsparteien, wobei besonders die DP bei den „Sonntagsfragen“ Federn lassen musste.

Die solide Stärkung der Wiseler-Truppe bei den Kommunalwahlen zeigt, dass „Gambia“ keine Mehrheit mehr besitzt und eigentlich klinisch tot ist. Diese Feststellung beinhaltet keine Bewertung der eher guten Arbeit der Regierung, sondern reflektiert die unaufhaltsame Renaissance der Rechten. Die erste Partei, die dies am Wahlabend verstand, war die nicht mit zu vielen Prinzipien behaftete DP. In der Hauptstadt ließ die zwar um einen Sitz geschwächte DP ihren grünen Partner nach zwölfjähriger „Ehe“ wie eine faule Frucht fallen. Obwohl der abtretende Schöffenrat noch immer eine Mehrheit hätte. Doch Frau Polfer zieht es vor, mit der gestärkten CSV eine Koalition einzugehen.

Der Mief der Hauptstadt

Herr Bettel segnet dies ab, weil er verstanden hat, dass die Machterhaltung der DP bestenfalls in der Rolle des Junior-Partners der CSV in der nächsten Regierung zu gewährleisten ist. Die DP beeilt sich auch in anderen Gemeinden, etwa in Bettemburg oder in Monnerich, der CSV die Steigbügel zu halten, ohne sich um den lokalen „Wählerwillen“ zu kümmern.

Auch die Grünen haben begriffen, dass eine weitere Regierungsbeteiligung vom Gutdünken der CSV abhängt. Deshalb will der grüne Bürgermeister von Differdingen die CSV an sich binden und sind die Grünen in Esch bereit, der CSV zum Bürgermeisterposten in der ehemals roten Hochburg zu verhelfen.

Der vielzitierte Wählerwille ist eine reine Frage der Arithmetik. Mehrheit ist Mehrheit. Das war so bei „Gambia“. Das ist laut dem jetzigen politischen Kräfteverhältnis die Trumpfkarte der CSV. Dumme Frage: Weshalb will Serge Wilmes nicht Bürgermeister werden? Eine CSV-Grüne-LSAP-Koalition würde mit Sicherheit frische Luft in den 50 Jahre alten blauen Mief der Hauptstadt bringen.

*Der Autor, Journalist vor dem Wechsel in die Politik, war unter anderem Wirtschaftsminister und zuletzt Abgeordneter im Europaparlament (LSAP).

Lucas
17. Oktober 2017 - 18.29

Hätten "Rot" und "Grün" eine andere Migrationspolitik auf Lager, was müssten sie eigentlich befürchten, bei so einer momentan klaren und aussichtstarken Wirtschaftslage? Vielleicht ist die Lage deshalb noch weniger schlimm - in der aktuellen Gunst der Wähler - weil der Premier aus der DP kommt? Was wäre wenn... Auch eine Überlegung wert! Zeigt sich eine Tendenz (bei den Wählern) hin zur CSV ab, etwa weil die DP in der Regierung sitzt? Durch eine rote Brille hindurch sieht man alles rot. In der Natur ist aber sehr wenig rot verteilt! In der Natur der Dinge, gar nichts!

KTG
12. Oktober 2017 - 10.17

En effet. Déi pechschwaarz wëllt wuel kaum een erëm un der Muecht. Scho guer net mat enger Équipe, déi nach ëmmer näischt aus der fir dëst Land katastrophaler Juncker-Zäit geléiert huet.

KTG
12. Oktober 2017 - 10.15

Machtergreifung?! Bitte... was? Netter Nazi-Vergleich. Vom äußerst rassistischen Begriff "Gambia" mal ganz abgesehen. "O.J." zeigt in einem einzigen Beitrag gleich mal sein wahres Gesicht. "bisher nie CSV gewählt"... Ja ne, ist klar.

Vun näischt kënnt näischt...
11. Oktober 2017 - 16.10

10/10 Ech mengen zwar dass vill leit DP gewielt hunn well se déi als Juniorpartner vun der CSV gesinn hunn. Op den Coup vum Xavier Bettel faalen déi Wieler awer net nach eng Kéier eran. Awer DP ass elo erëm am gaangen sech nei ze positionéieren, vu dass d'LSAP virun engem groussen nationalen Fiasko steet. Wann se sech net nei erfannen geet et hinnen wéi an Frankräich. Wat di Gréng ubelaangt déi sech elo nach behaapten kennen, geet et deenen wéi bei eisen Noperen an Däitschland. Et ass just eng Saach vun der Zäit bis keen méi vun hinnen eppes wëssen well. Mä dass deenen Gréngen hier Politik vun Ufank un, exklusiv op d'Käschten vun den Koalitiounspartner geet, an déi net reagéieren ass fir mech onverständlech...

marek
11. Oktober 2017 - 15.46

der einzige kompetente in dieser Koalition Gambia ist E.SCHNEIDER. Wirtschaftsminister par exellence. Als Verteidigung/ Polizeiminister eine null. Wäre doch der Ego nicht so groß! Konstellation 2018: CSV 27/ 28 Sitze,.. LSAP 11 Sitze,.. DP 10 Sitze,...ADR 4 Sitze,..KP 1 Sitz,..Linke 3 Sitze,..Grüne 4 Sitze..

O.J.
11. Oktober 2017 - 15.42

Seit der "Machtergreifung" seitens Gambia war es doch wohl klar dass sich die Bürger nicht veräppeln lassen wollen (siehe Referendum welches stark gegen die Regierung ausfiel). Hätten die Bürger geahnt dass diese Koaltion eine realistische Option ist, dann hätte das Resultat wohl anders ausgesehen. Deshalb werde ich, auch wenn ich bisher nie CSV gewählt habe, das nächstes mal mit Sicherheit genau das machen - nur um sicher zu gehen dass diese Koalition nicht noch einmmal zustande kommt. Gambia scheint zu ahnen dass sehr viele Bürger ähnlich denken und wollen versuchen zu retten was zu retten ist.

otto
11. Oktober 2017 - 15.34

komplett richtig Hr Goebbels, wi emer, dir sidd een vun den eenzegen rouden wou ech als objektiv, intelligent an eierlech anschaetzen.....

Christian Bremer
11. Oktober 2017 - 15.11

Merci Här Goebbels, dir brengt et op den Punkt. Mat deem ganzen Gespills do hunn mer um Enn Schwarz-Gréng.......