Esch und die grüne Wunderpflanze: Wie Geschäftsleute mit legalen Hanfprodukten handeln

Esch und die grüne Wunderpflanze: Wie Geschäftsleute mit legalen Hanfprodukten handeln

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Seit Februar 2019 können Ärzte in Luxemburg medizinisches Marihuana verschreiben. CBD-Produkte, also Marihuana-Produkte ohne psychoaktive Wirkung, dürfen schon länger verkauft werden. Allein in Esch gibt es inzwischen vier Geschäfte, in denen man diese Hanfprodukte kaufen kann.

Von unserem Korrespondenten Pit Beffort

Früher wurde sie verteufelt und stand als Symbol für das Drogenmilieu, doch spätestens seit die luxemburgische Regierung ihre Pläne zur Entkriminalisierung von Cannabis veröffentlicht hat, ist die Hanfpflanze im Mainstream angekommen. Bereits seit einiger Zeit dürfen Ärzte Cannabis zu medizinischen Zwecken verschreiben und Hanfläden Produkte der berüchtigten Pflanze – unter der Bedingung, dass der THC-Gehalt unter 0,2% liegt – verkaufen.

Vier Hanf-Geschäfte

In Esch gibt es mittlerweile vier Geschäfte, die Hanfprodukte anbieten, und auch einen Automaten, an dem die Blüten rund um die Uhr erworben werden können. „Wir wollen den Menschen die Pflanze näherbringen und ihnen die vielfältigen Produkte zeigen. Diese reichen vom Tierfutter über Kosmetikartikel, Schokolade und Kleider bis hin zur allseits bekannten Blüte“, erklärt Sacha Mariacher, Inhaber von „Hanf – der etwas andere Bioladen“. Sein Geschäft hat Ende August seine Türen geöffnet. Ein Neuling in der Szene ist er deswegen aber nicht, denn seine Eltern betreiben sechs Läden derselben Kette im Großraum München.

Auch „Relax King“ bietet Produkte mit CBD-Cannabis an. Allerdings hat man sich hier auf die E-Zigarette spezialisiert. „Wir wollen, dass unsere Kunden die Cannabispflanze möglichst gesund konsumieren. Dadurch, dass man die Blüte verdampft und nicht raucht, schadet man seinem Körper viel weniger“, erklärt Olivier Schmit, der selbst eine spezielle Ausbildung in diesem Themenbereich absolviert hat.

Immer mehr Cannabis-Produkte

Am längsten im Geschäft ist „Greenplace“, das bereits vor zwei Jahren seinen ersten Laden eröffnet hat – mittlerweile gibt es vier „Greenplace“-Läden an drei Standorten. Von Anfang an mit dabei ist Joe Buchler. Er begrüßt, dass immer mehr Cannabis-Produkte angeboten werden. „Dass es gleich mehrere Cannabis-Geschäfte gibt, zeigt, dass die Industrie sich positiv entwickelt. Auch ist mir aufgefallen, dass ältere Menschen sich immer mehr für die Kosmetikprodukte interessieren, weil die Hanfpflanze mit deren entzündungshemmender Wirkung oft besser gegen Beschwerden hilft als andere Produkte.“ Dem stimmt auch Mariacher zu. Er sei überrascht darüber gewesen, wie viele Erwachsene sich in Luxemburg ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen und auf natürliche Hanfprodukte anstelle von chemisch hergestellten Medikamenten entscheiden.

Für alle, die den menschlichen Kontakt lieber vermeiden und anonym bleiben wollen, gibt es in Esch sogar einen Automaten. Insgesamt stehen davon 12 Stück im Großherzogtum. Im Gegensatz zu den richtigen Läden gibt es aber hier nur Blüten zu kaufen.
Einen Konkurrenzkampf gibt es nicht wirklich, da man sich untereinander doch unterscheidet und die positiven Aspekte des Miteinanders überwiegen. Einig ist man sich auch darüber, dass immer mehr Cannabis auf legalem Weg von Personen verkauft wird, die nicht die nötigen Vorkenntnisse haben.

Was passiert nach der Legalisierung?

Unter anderem deswegen wurden wohl auch Anfang Juni in 34 CBD-Läden Kontrollen durchgeführt und Stichproben genommen. „Die Kontrollen sind bei einem solch heiklen Thema notwendig“, findet Buchler. „Der Einsatz ist sehr korrekt verlaufen. Es wurden Stichproben von allen Produktarten genommen, das war aber keineswegs existenzgefährdend für uns.“ In Esch hat einzig „Icigvape“ Konsequenzen aus der Kontrolle gezogen: Das Geschäft vertreibt keine Cannabis-Produkte mehr. Zu „Oxygen“, einem Tattoo- und Piercingladen, der nebenbei auch Hanfwaren verkauft, konnte man wegen Abwesenheit des Verantwortlichen keine Angaben machen.

Wenn Cannabis in Luxemburg legalisiert wird, planen die Geschäfte auch, auf THC-haltiges Cannabis umzusteigen. Allerdings wird man erst abwarten müssen, unter welchen Bedingungen das möglich sein wird. „Bisher laufen die Verhandlungen ja noch hinter geschlossenen Türen. Wir geben unser Bestes und machen unsere Arbeit so sauber wie es geht. Ich denke, dann wird das schon klappen“, gibt sich Mariacher hoffnungsvoll.

Auch bei „Relax King“ und „Greenplace“ hat man schon darüber nachgedacht, jedoch wird die Lizenz wohl nicht zum Nulltarif vergeben, sodass sich die Geschäftsführer erst in Geduld üben und abwarten müssen. Bis dahin werden in Esch weiterhin nur Hanfprodukte verkauft, die keine psychotropen Effekte haben.