Ein Luxemburger, ein rotes Klavier und der Kampf gegen Blutkrebs

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David Ianni gehört zu den bekanntesten luxemburgischen Musikern. Geprägt von dem Tod seiner Kollegin und guten Freundin Lisa Berg, hat er sich nun dem Kampf gegen den Blutkrebs verschrieben. Mit dem Projekt „Train of Hope“ will er – gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) – mit Konzerten an verschiedenen deutschen Bahnhöfen Erkrankten Hoffnung geben und die Öffentlichkeit für das Thema Blutkrebs sensibilisieren. Seine Zugreise haben er und sein Klavier der Hoffnung aber in Luxemburg angetreten. Wir haben mit dem Musiker und Komponisten über „Train of Hope“, sein soziales Engagement und die Erinnerung an Lisa Berg gesprochen.

Tageblatt: Wie ist die Idee zum „Train of Hope“ entstanden?

David Ianni: Ich bin mit Lisa Berg gut befreundet gewesen und wir sollten 2015 gemeinsam ein Konzert geben. Doch sie musste zwei Wochen vorher absagen, weil sie die Diagnose Blutkrebs bekommen hat. Damals habe ich mich zum ersten Mal intensiv mit dem Thema Blutkrebs auseinandergesetzt und mich bei der DKMS als Stammzellenspender registrieren lassen. Als ich eine Episode von meinem Projekt „My Urban Piano“ dem Thema Krebs widmen wollte, hat die DKMS mich intensiv dabei unterstützt.

So kam es, dass Episode sieben, die eigentlich Berlin als Fokus haben sollte, ganz im Zeichen des Kampfs gegen Blutkrebs stand. Kinder aus Berlin haben für das Video gemeinsam mit dem Luxemburger Künstler Raphael Gindt das rote „Hoffnungsklavier“ bemalt. Diese Farbe haben wir ganz bewusst ausgesucht, da sie die Farbe des Blutes ist, aber gleichzeitig auch für Lebensfreude steht. Das Klavier wurde von Steinway & Sons zur Verfügung gestellt. Als ich ihnen von meiner Idee erzählte, waren sie begeistert und sicherten sofort ihre Unterstützung zu.

Als mich dann die DKMS informierte, dass sie zum Weltblutkrebstag am 28. Mai eine besondere Aktion planen würde – nämlich vorher eine Woche lang per Zug in alle großen Städte reisen und dort an den jeweiligen Bahnhöfen über Blutkrebs informieren –, war mir klar, dass ich das unterstützen wollte. Ich bot ihnen an, gemeinsam mit dem Hoffnungsklavier mitzureisen, und sie fanden die Idee super. In Deutschland unterstützt RailAdventure die DKMS-Aktion, doch ich wollte von Luxemburg aus aufbrechen. Also habe ich bei der CFL angefragt und diese hat – gemeinsam mit der Organisation „Don de Moelle du Luxembourg“ – ohne zu zögern zugestimmt.

Mit Auftritten beim Relais pour la Vie, dem Télévie oder dem Konzert im Funiculaire scheinen Sie sich ganz besonders im Kampf gegen den Krebs zu engagieren. Ist es der Tod von Lisa Berg, der Sie dabei antreibt?

Mich prägen auf jeden Fall die Erkrankung und schließlich der Tod von Lisa. Zwar ist auch mein Großvater vor mehr als zehn Jahren an Leukämie gestorben, doch obwohl er mir eigentlich näherstand, hat mich sein Tod nicht so getroffen wie der von Lisa. Wir haben viel gemeinsam unternommen und noch geplant gehabt, sodass mich ihre Erkrankung stark geprägt hat.

Wird Sie Ihr Engagement für den Kampf gegen Krebs und andere soziale Projekte ein Leben lang begleiten?

Ja. Ich glaube, dass Musik eine wichtige Rolle spielen kann und muss. Ich möchte die Leute nicht nur oberflächlich unterhalten, sondern sie tiefer berühren. Musik kann etwas bewegen und „Train of Hope“ ist eine fantastische Gelegenheit dafür.

Der „Train of Hope“ macht in München (23. Mai), Stuttgart (24. Mai), Köln (25. Mai), Leipzig (26. Mai) und Hamburg (27. Mai) halt. Überall werden Sie Konzerte geben. Wo werden diese stattfinden?

In den Bahnhöfen selbst. Es sind ja keine klassischen Konzerte. Ich werde einfach am Hoffnungsklavier sitzen und spielen, während die DKMS über Blutkrebs informiert und die Menschen motivieren möchte, sich gleich als Spender registrieren zu lassen. Wie bei vielen meiner Auftritte versuche ich, auf ungewöhnlichen Plätzen zu spielen. So kann ich vielleicht manche etwas aus dem Alltagstrott herausreißen. Die Zuschauer bleiben kurz stehen, hören zu und ich habe mein Ziel erreicht, wenn sie danach ein Lächeln auf den Lippen tragen.

Sie werden dabei eigene Kompositionen spielen?

Ja, es ist ein Querschnitt aus den Liedern, die ich in den letzten Jahren komponiert habe. Natürlich keine langen, klassischen Sonaten, sondern kurze Stücke mit einer ganz eignen Sprache. Beispielsweise „Friends“ oder „Train of Dreams“.

Gibt es einen großen Unterschied, wenn man lange klassische Musik oder kurze unterhaltsame Stücke komponiert?

Der Prozess ist nicht viel anders. Aber ich habe den Anspruch, dass auch meine kurzen Stücke eine gewisse musikalische Tiefe und Qualität haben. Ich arbeite dabei mit klassischen Techniken, die ich aber komprimiere.

Beim Antritt der Reise in Luxemburg haben Sie unter anderem das Lied „Friends“ gespielt. Haben Sie mit dem Stück die Krankheit von Lisa Berg verarbeitet?

Nein, das habe ich damals gleich getan, als ich von ihrer Diagnose erfahren habe. Dabei entstand „Lisa“. Zu „Friends“ hat mich eine andere liebe Freundin inspiriert. Doch es ist für mich eng mit dem Thema Blutkrebs verbunden, weil ich gelernt habe, dass neben der Behandlung die Unterstützung von Familie und Freunden nach einer Diagnose das Allerwichtigste ist.

Was wird nach „Train of Hope“ mit dem roten Hoffnungsklavier passieren?

Es wird für den guten Zweck versteigert. Die Auktion läuft vom 5. Mai bis zum 10. Juni. Das Hoffnungsklavier ist wirklich exzellent und ich könnte mir wirklich vorstellen, es bei mir zu Hause stehen zu haben (lacht). Aber ich werde nicht mitbieten. Steinway & Sons lädt den Käufer dann auch zu einem Besuch seiner Manufaktur in Hamburg ein. Wer mitbieten will, kann das auf der Internetseite von United Charity tun.

Und was steht für Sie auf dem Plan?

Ich mache mit „My Urban Piano“ weiter. Am 13. Juni werde ich wieder ein Konzert geben und die Episode aus Wien vorstellen. Dieses Mal versuche ich, Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung zu unterstützen. Das Konzert wird im Lyzeum von Grevenmacher stattfinden. Die Städte Grevenmacher und Wien, insbesondere der „Päiperleksgaart Grevenmacher“ und das „Schmetterlinghaus“ in Wien, haben mich bei dem Projekt tatkräftig unterstützt.

Wer David Ianni und seine Reise auf dem „Train of Hope“ verfolgen möchte, kann dies über die Facebook-Seite, den Instagram-Account oder die Internetseite des Musikers tun.