Ein Jahr nach Olympia: Luxemburger Alpinfahrer Matthieu Osch spricht über seine Pläne

Ein Jahr nach Olympia: Luxemburger Alpinfahrer Matthieu Osch spricht über seine Pläne

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für viele ist dabei sein schon alles. Matthieu Osch feierte 2018 – mit gerade einmal 18 Jahren – seine olympische Premiere, doch er hat noch Größeres vor. Die nächsten paar Jahre sollen nun zeigen, ob er im Skizirkus mehr als nur auf hinteren Positionen mitfahren kann.

Von Chrëscht Beneké

2018 war ein großartiges Jahr für den jungen Alpinfahrer Matthieu Osch. Nachdem der Schüler des Ski-Gymnasiums im österreichischen Saalfelden gleich zu Saisonbeginn mit zweimal weniger als 45 FIS-Punkten die Qualifikation zu den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang geschafft hatte, widmete er sich erst einmal seinem bisherigen Karrierehöhepunkt.

Dort fuhr er als einziger luxemburgischer Sportler – und bekanntlich auch als erster Alpinfahrer seit Marc Girardelli sowie natürlich als Fahnenträger – am 18. Februar im Riesenslalom mit und kam als 62. ins Ziel. In seiner Lieblingsdisziplin Slalom schied er vier Tage später aus.

STECKBRIEF: Matthieu Osch
Geboren am: 4. April 1999 in Luxemburg
Größe/Gewicht: 1,85 Meter, 88 kg
Disziplinen: Riesenslalom, Slalom
Größte Erfolge: Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2018 und Fahnenträger Luxemburgs (Platz 65 im Riesenslalom, DNF im Slalom), Teilnahme an der Jugend-Olympiade 2016 in Lillehammer und am „Festival olympique de la jeunesse européenne“ im Jahr 2017

 

Zeit fürs Feiern oder für eine Pause hatte er aber auch danach nicht: „Gleich nach den Spielen habe ich im Sommer meine ‚Première‘ abgeschlossen. Es ist eine Erleichterung und super, dass beides klappte: Olympische Spiele und der Schulabschluss“, erzählt Osch. „Im Sommer brauchte ich dann allerdings erst einmal Pause und habe mir ein wenig Entspannung gegönnt.“ Womit er allerdings keine normale Pause, sondern eher konsequentes physisches Training meint.

Mit seinem Vater Gilles Osch, selbst ehemaliger WM-Fahrer und gelegentlicher Trainingspartner von Marc Girardelli, ging es dann doch immer wieder zum Training in Skihallen oder im August auf den Gletscher. Für den Rest stand viel Zeit mit der absolut skibegeisterten Familie an. Bereits vor den Spielen stellte sich Osch allerdings die Frage nach der Zukunft, also die Weichenstellung Studium und daneben weiter Ski oder Konzentration auf den Skisport.

„Die Saison startete ich mit Fokus auf Skifahren. Also abwechselnd eine Woche intensives Training auf dem Gletscher und dann wieder eine Woche Vorbereitungs- und Trockentraining. Mit nur zwei, drei Stunden Training pro Tag kam ich mir in der Zeit ohne Skifahren aber extrem blöd vor. Ich muss da etwas machen“, verriet der reflektierte Sportler, der Mitte November ein Fernstudium angefangen hat, in das er sich vor dem wirklichen Saisonstart richtig reinhängte. Mit dem aktuellen Zeitaufwand für Trainingseinheiten, Rennen und Reisen, dem Vorbereiten des Materials und dem Ausgleichtraining muss dieses Studium jetzt etwas zurückstehen.

„Ich will weiter Ski fahren“, lautet jedenfalls seine resolute Ansage. Wobei erst die nahe Zukunft zahlreiche seiner offenen Fragen beantworten wird: „Wie läuft diese Saison? Wie weit kann ich innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre kommen? Schaffe ich in der Zeit den Anschluss an die Weltspitze? Wie geht es weiter mit dem Studium, klappt die Aufteilung? Und was mache ich nach meiner Skikarriere? Das will ich auch mit meinen Eltern abklären.“ Für die aktuelle Saison konnte Matthieu Osch jedenfalls eine optimale Lösung finden. Nachdem er zunächst mit drei anderen Schulabgängern in ähnlicher Lage und einem Personal Coach weitertrainierte, betreibt er nun noch Training zu zweit – und zwar im Rahmen des Ski-Gymnasiums. „Das ist ziemlich optimal, denn seit zwei Jahren habe ich im Winter in derselben Straße eine Wohnung“, so der junge Luxemburger.

Noch keine Sorgen

Diese Saison fing im November nach seiner Einschätzung dann auch richtig gut an: „Das CIT-Slalomrennen in Pass Thurn führte ich nach dem ersten Lauf sogar an. Die extrem vereisten Bedingungen kamen mir entgegen, doch schied ich im zweiten Lauf leider aus“, erzählt er. Nur im italienischen „Plan de Corones“ erreichte er mit jeweils rund 62 FIS-Punkten einen 31. bzw. 35. Rang in FIS-Slalomrennen.

Wie schon in allen anderen Rennen schied er beim zweiten und dritten Weltcuprennen im Slalom und Riesenslalom kurz vor Weihnachten in Saalbach-Hinterglemm aus – was mit ein wenig Risiko in den technischen Disziplinen mit hohen Startnummern auf ausgefahrener Piste allerdings auch leicht passiert. Und was dem hohen Favoriten selbst mit niedriger Startnummer beim geplanten Start an diesem Wochenende bei den nationalen Meisterschaften im schweizerischen Adelboden unterlaufen kann …

Matthieu Osch führt jedoch noch einen weiteren Grund an: „Den Elan konnte ich nicht richtig in die Saison mitnehmen. Ich bin einfach noch nicht stabil in meinen Rennen, was vielleicht auch auf Probleme im mentalen Bereich zurückzuführen ist. Doch ich mache mir keine Sorgen. Die Saison ist lang.“ Sein Saisonhöhepunkt steht bereits in einem Monat bei der 45. Weltmeisterschaft im schwedischen Åre an: „Mit einer hohen Startnummer wird auch das nicht leicht, aber ich will das Beste rausholen und gut Ski fahren“, lauten erst einmal seine Pläne.

Diese Saison soll sein Punkteschnitt noch einmal um 20, 30 Zähler sinken, damit er nächste Saison mit passabler Startnummer im Europacup starten kann. Das Qualifikationssystem wird sich ändern und die Rennen werden unter Weltcup-Rang ab nächster Saison mit mehr Strafpunkten gewertet, was die Situation im alpinen Rennzirkus für junge Fahrer noch einmal schwieriger machen wird.

Doch Matthieu Osch lässt sich dadurch nicht von seinen Zielen abbringen: „Die Olympischen Spiele waren eine hervorragende Erfahrung. Ich würde alles geben, um noch einmal teilzunehmen, die Spiele in Peking 2022 sind sicher ein großes Ziel. Aber ich will auch wirklich den Anschluss an die Spitze schaffen, das heißt, gerne mal in den Top 30 der Welt mitfahren. Ob sich dieses riesige Ziel realisieren lässt, hängt sehr stark vom nächsten Jahr ab.“