Drei Schwestern müssen sich wegen Misshandlung eines Renters vor Gericht verantworten

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Seit Mittwoch müssen sich drei Schwestern rumänischer Herkunft vor der 13.
Kammer des Tribunals in Luxemburg-Stadt wegen versuchten Totschlags an einem 76-jährigen Mann verantworten. Larisia B. sowie Claudia und Marinela S., die zwischen 39 und 42 Jahre alt sind, wird unter anderem vorgeworfen, sich bei dem unter Vormundschaft stehenden älteren Herrn eingeschlichen und ihn bedrängt zu haben.

Von unserem Korrespondenten Carlo Kass

Gegen 4.30 Uhr in der Nacht zum 12. Mai 2016 sollen die Angeklagten den Mann in betrunkenem Zustand schwer verletzt haben. Laut dem deutschen Gerichtsmediziner sollen sie versucht haben, ihm den Schädel einzuschlagen. Das Opfer habe zahlreiche Blutergüsse und mehrere gebrochene Rippen davongetragen. Zudem soll der Gerichtsmediziner Verbrennungsmerkmale sowie Spuren von Strangulation und Waterboarding am Opfer nachgewiesen haben.

Am Mittwoch sagte Larisia B., die der Mann bei sich wohnen ließ, im Zeugenstand aus, sie habe ihn in einem Lokal am hauptstädtischen Bahnhof kennengelernt. Trotz des Altersunterschieds von 35 Jahren sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen, so die Mutter von drei Kindern, die inzwischen geschieden ist. Ihr Ex-Mann wohnt mittlerweile in England. Das Opfer habe sie mit Geschenken überhäuft, so ihre Version.

Der deutschsprachige Mann habe anscheinend auch ein Kind von ihr gewollt – und zwar mittels künstlicher Befruchtung, so die Beschuldigte, an deren Aussage die Richter allerdings zweifelten. Sie habe nicht durchgehend bei ihm gewohnt, sondern nur temporär – und das auch nur deshalb, weil der Mann sich ein Bein gebrochen und Hilfe benötigt habe. Ihre zwei Schwestern Claudia und Marinela S. seien anschließend ebenfalls mietfrei beim Opfer eingezogen, und das angeblich, um ihr bei der Krankenpflege zu helfen. Die Schwestern sollen zu dem Zeitpunkt in derselben Gaststätte tätig gewesen sein, so die Hauptangeklagte weiter. Jedes Mal, wenn sie ihn habe verlassen wollen, habe er sie auf Knien angebettelt, in der Hoffnung, dass sie bei ihm bleibe.

Märchenstunde vor Gericht

Am Tatabend sei sie mit ihrer betrunkenen Schwester Marinela nach Hause gekommen. Nachdem sie diese ins Bett gebracht hatte, habe sie mit ihrer anderen Schwester Claudia noch ein Glas Whisky getrunken. Das Opfer soll dazugestoßen sein, sich aufgrund von Eifersucht aufgeregt und zweimal auf die Hauptangeklagte eingeschlagen haben. Anschließend soll der 76-Jährige die Treppe hinuntergefallen sein.

Als die Vorsitzende daraufhin der Hauptbeschuldigten die Bilder des schwer verletzten Mannes zeigte und sie fragte, wer ihn so zugerichtet habe, lenkte diese ab – und fuhr mit ihrer Version der Geschichte fort. Die Tatsache, dass der Mann aus einem eingeschlagenen Fenster mehrere Meter in die Tiefe sprang und dann bei der Nachbarin Hilfe ersuchte, konnte sich Larisia B. eigenen Aussagen zufolge nicht erklären. Sie verstrickte sich immer mehr in Widersprüche.

Der öffentliche Ankläger Laurent Seck wollte sich anschließend darüber erkundigen, warum die drei Schwestern beim Eintreffen der Polizei am Tatort in Panik ihre Koffer packten und fliehen wollten, statt ihren Rausch auszuschlafen, wenn sie doch davon ausgingen, das Opfer habe zu dem Zeitpunkt unverletzt in seinem Bett gelegen – so zumindest schilderte es die Hauptangeklagte. Lediglich mit der Frage, warum sie nicht den Notarzt gerufen habe, wenn sie nichts mit den Verletzungen des Mannes zu tun gehabt habe, konnte man der Hauptbeschuldigten so etwas wie eine Entschuldigung entlocken.

Claudia S. trat anschließend in den Zeugenstand. Man habe sich mit dem Opfer so gut verstanden, dass schon fast ein familiäres Verhältnis geherrscht habe. Entgegen der Aussagen des Mannes vor Gericht und seiner augenscheinlichen Verletzungen bestätigte sie die Version von Larisia B., was zumindest den Verdacht auf eine abgesprochene Schilderung des Tathergangs der Schwestern aufkommen lässt. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.