„Die Moral stirbt am Regal“

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Luxemburg mag Fairtrade-Produkte. Doch es könnte mehr sein. Ein Gespräch mit Fairtrade- Lëtzebuerg-Präsident Jean-Louis Zeien.

Luxemburg mag Fairtrade-Produkte. Doch es könnte mehr sein. Seit 25 Jahren setzt sich Transfair-Minka für fairen Handel zwischen Konsumenten und Produzenten ein. Insbesondere vom Staat müsse mehr kommen. Ein Gespräch mit Fairtrade- Lëtzebuerg-Präsident Jean-Louis Zeien.

Der Handelsumsatz mit Fairtrade-Produkten ist 2016 um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Haben Sie eine Erklärung für diesen Sprung?

Jean-Louis Zeien: Es gibt da mehrere Elemente. Das Wachstum beim wichtigsten Fairtrade-Produkt, der Banane, hat sich bestätigt. Auch beim Kaffee haben wir eine bedeutende Steigerung festgestellt. Und drittens das Fairtrade-Gold. Es geht dabei um das Projekt mit der Staatsbank und -sparkasse BCEE mit Goldbarren à 5 und 10 Gramm. Das Produkt hatte einen enormen Erfolg. Eine Neuauflage der Aktion ist nicht ausgeschlossen. Des Weiteren sind mehrere Akteure aus dem Einzelhandel und der Restauration zu 100 Prozent auf Fairtrade umgestiegen. Das heißt, sie verarbeiten bzw. bieten nur noch Fairtrade-Waren an.

Trotz dieses Erfolgs ist das Handelsvolumen mit 15 Millionen Euro doch recht bescheiden …

In Luxemburg geben die Konsumenten durchschnittlich 26 Euro pro Einwohner für Fairtrade-Produkte aus. Damit platzieren wir uns weltweit unter den Top 5. Die Schweiz ist mit 66,8 Euro Weltbeste. Mit 26 Euro liegt Luxemburg jedoch zweimal so hoch wie Deutschland, Frankreich und Belgien. Es gibt demnach noch einen breiten Graben zwischen der Überzeugung, dass der Handel fair sein muss, und der tatsächlichen Kaufentscheidung. Ich sage immer: „Die Moral stirbt am Regal.“ Hinzu kommt, dass im fairen Handel im Textilbereich noch erheblicher Nachholbedarf besteht. Wir sind noch weit entfernt von existenzsichernden Löhnen in der Textilindustrie.

 

Wie ist der große Vorsprung der Schweiz im Fairtrade-Handel zu erklären?

Die zwei größten Einzelhandelsketten des Landes sind vollständig in den Fairtrade-Handel eingestiegen. In der Schweiz stammen 50 Prozent der verkauften Bananen aus fairem und biologischem Handel. In Luxemburg ist es jede dritte Banane. Das Produkt ist damit aus seinem Nischendasein herausgetreten.

Es gibt demnach noch einen erheblichen Nachholbedarf. Wie soll er behoben werden?

Wir möchten, dass der Staat in diesem Bereich eine Politik betreibt, die nicht im Widerspruch zu seiner Kooperationspolitik steht. Der Staat gibt ja hierfür rund ein Prozent des BIP aus, was wir ausdrücklich begrüßen. Im Bereich staatlicher Kantinen wird bereits viel getan. 25 Prozent der Gemeinden tragen die Auszeichnung Fairtrade-Gemeinden. Drei Viertel jedoch nicht. Es fehlt eine voluntaristische Einkaufspolitik der Regierung. Sie muss sämtliche Ministerien und Verwaltungen erfassen. Wir können keine Kooperationspolitik betreiben, die den Menschen helfen soll, auf die Beine zu kommen, und dann Waren kaufen, in denen Kinderarbeit steckt.

Können Sie da präziser werden?

Zum Beispiel der Kakao-Bereich. Die Kinderarbeit ist in westafrikanischen Ländern sehr verbreitet. Oder Konfliktmineralien, an denen Blut klebt.

Was kann denn eine Luxemburger Regierung da konkret tun?

Na, wenn der Staat neue Handys kauft, dann könnte er solche Modelle vorziehen, in denen keine dieser Konfliktmineralien* verarbeitet wurden. Es gibt Alternativen. Eine neue EU-Verordnung verpflichtet die Importeure von Mineralien zur Sorgfaltsprüfung der Lieferanten. Die Verordnung muss bis 2021 umgesetzt werden. Warum übernimmt Luxemburg nicht eine Vorreiterrolle und setzt die Regelung gleich um? Durch seine Einkaufspolitik könnte es positive Akzente setzen.

*Konfliktmineralien (Gold, Tantal, Wolfram, Zinn) sind Rohstoffe, die in Konfliktregionen gefördert werden. Mit den Einnahmen aus dem oftmals illegalen Handel werden blutige Auseinandersetzungen finanziert. Konfliktgebiete sind etwa die Demokratische Republik Kongo und die Region der Großen Seen. Die Rohstoffe werden u.a. in elektronischen Geräten verbaut.

Hinweis der Natur und Freunde der Natur
10. November 2017 - 20.19

Ja , es bedarf auch nur , eine zu 20 / 30 % Bio-konforme Herstellung , damit Produkte als " Bio-Produkte " verkauft werden können ( Da muss die Politik eingreifen und handeln / reformieren ) Und denn noch , müssen wir den Arbeitern , bisschen mehr Respekt entgegenbringen , in dem wir , ein bisschen mehr bezahlen , damit auch die , von ihrer " Arbeit leben und nicht nur überleben können ! Und , wir müssten auch , ein bisschen weniger von , dem und das konsumieren , punkto " Wegwerfgesellschaft " Und auch , müsste mehr recykliert werden , da ist noch , Luft nach oben ! Es , wäre wirklich besser für , uns-selbst und für die Natur und , die nächsten Generationen ! Muss , es denn wirklich , jedes 2. Jahr , ein neues Auto / Motorrad / Smartphone usw sein ? Nein , muss es nicht ! Zumals nicht , wenn das ältere noch , gut funktioniert ! Jeden Tag , eine Packung Zigaretten oder ein Steak usw , muss auch nicht sein ! Jeden Tag , mit dem Statussymbol , durch die Gegend fahren und , weiterhin die luft verpesten , muss auch nicht sein ! Ja Ja , gleich dürfen wir , nur noch arbeiten und atmen , atmen und arbeiten ! So sehr begrenzen , muss man sich natürlich nicht ! Und dennoch , mit ein wenig Verzicht , haben wir bessere Luft zum atmen und , die Natur kann auch wiedermal , ein bisschen aufatmen !

Peter Mutschke
10. November 2017 - 13.11

Stimmt auch leider

Nëckel
10. November 2017 - 10.00

Aber an das neuste I-Phone mit zumindest einem 50€ Abo pro Monat.

Nicole
10. November 2017 - 9.09

@hase. Richtig. Ich habe heute morgen in einem Supermarkt 4 Bananen gekauft. Normale: 0,99€/kg, Fairtrade: 1,99€ / kg. 4 Bananen sind wahrscheinlich in 1 Sekunde gepflückt, dafür 1€/kg mehr ???? Wieviel macht das mehr pro Stunde ? Ein paar 100 € ??? Nee merci ! Da ich nicht blond bin, habe ich die normalen gekauft.

Peter Mutschke
9. November 2017 - 19.44

Die Moral stirbt am Regal.Klar. Wenn bei vielen nach Abzug der Wohnkosten- sei es Miete oder Eigenheimkredit-,Kosten für Energie,Heizung,Versicherungen, Kosten zur Arbeitsstelle zu kommen trotz hoher Löhne gerade mal soviel übrigbleibt um im Discounter die Dinge des täglichen Bedarfs zu erstehen soll sich niemand wundern daß die Leute sparen wo Sie können.Ich kann meine Miete nicht senken.Wohl aber überlegen wo ich wieviel beim Einkaufen einsparen kann.Welcher Normalverdiener denkt da noch an Fairtrade

Hase
9. November 2017 - 12.11

dan erklären sie mal dem Kunden, warum die Fairtrade Produkte teurer sein müssen als die gleichen anderen Produkte,wenn der Arbeiter in Afrika oder Südamerika nur 2 Euro pro Tag verdient.

fluppes
9. November 2017 - 11.40

Damit ein Produkt etwa das TransFair-Logo erhält, muss es lediglich 20% Zutaten aus fairem Handel enthalten. Das ist eine Schande und sicherlich auch nur den wenigsten bekannt.

Luss
9. November 2017 - 10.51

Die Moral stirbt an der Supermarktkasse ! Wie wir es weiland in der Schule gelernt hatten, setzt sich ein Verkaufspreis zusammen aus A)Einkaufspreis + B) Gestehungskosten (Transport-Lagerung-Personal-Bürokosten) mal Gewinnspanne XY = C= Verkaufspreis. Umso höher die Punkte A) + B) sind, desto höher wird auch der Endverkaufspreis (C) Nutzniesser sind also nur die Endverkäufer denn eine Erhöhung des Einkaufspreises erhöht den Verkaufspreis um ein Vielfaches.Ob der Bauer 1 Cent pro kg Bananen mehr bekommt oder nicht interessiert dann keinen mehr.