Die Bienenkönige im „Déierepark“

Die Bienenkönige im „Déierepark“
Die beiden Macher: Jean Morettoni (l.) und Mike Duarte

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Im Escher „Déierepark“ können Besucher Bienenhonig direkt an der Quelle kaufen. Wir haben uns mit den beiden Tierpflegern und Imkern Mike Duarte und
Jean Morettoni unterhalten.

Von unserem Korrespondenten Misch Pautsch

Wenn in den letzten Jahren das Thema Bienen aufgegriffen wurde, passierte dies meist vor einem Hintergrund, der mulmig stimmt. Das viel diskutierte weltweite Bienensterben, seine potenziellen Gründe, Folgen und insbesondere dringend gesuchte Lösungen sind Themen, um die sich nicht nur Naturfreunde sorgen sollten. Weil circa 80 Prozent aller Pflanzen der Welt von Bienen bestäubt werden, sind gesunde Bienenbestände für Flora und Fauna überlebenswichtig.

Mike Duarte ist seit 20 Jahren als Imker aktiv, von denen er die letzten fünf Jahre auf dem Galgenberg im Escher „Déierepark“ verbracht hat: „Wir haben bei unseren Völkern davon eher nichts bemerkt. Das kann mehrere Gründe haben, aber wie man sich als Imker um die Tiere kümmert, hat offensichtlich einen großen Einfluss darauf, wie gut es ihnen geht. Natürlich haben wir hier auch fast perfekte Bedingungen für unsere Völker. Für den Erhalt der Bienen sind besonders Hobbyimker wichtig.“ Diese seien in der Lage, weit größere Flächen abzudecken, als das auf dem „Gaalgebierg“ möglich ist.

Honig als Nebenprodukt

Dass bei der Bienenhaltung im „Déierepark“ auch Honig hergestellt wird, ist eher Nebensache, sagt Mike Duarte: „Der Honig, der hier verkauft wird, ist also ein Nebenprodukt der Bienenhaltung. Der Escher ’Déierepark‘ hat sich nicht entschieden, Bienen aufzunehmen, um Honig herzustellen. Vielmehr ist der Honig für uns eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Leute auf die Bienen zu lenken, die wir hier vor fünf Jahren aufgenommen haben.“

Die Produktion beträgt zwischen 200 und 600 Gläser (Foto: Misch Pautsch)

„Miel de mille fleurs“ wird der Honig, der hier hergestellt wird, oft genannt, da er von den Bienen aus unzähligen unterschiedlichen Pflanzen hergestellt wird. Um andere, spezifischere Honigsorten herzustellen, müssen bis circa 80 Prozent der Pollen von der gleichen Pflanzenart kommen, was in Luxemburg durch seine Fläche und Diversität der Blumen kaum möglich ist. Für Monokulturen und den Honig, den Bienen aus ihm herstellen, ist hier schlichtweg nicht genug Platz. Unterschiedliche Pollen geben so jedem Honig eine eigene Geschmacksnote, Konsistenz und Farbe, die sich teilweise sehr stark von denen anderer Sorten unterscheidet.

Insbesondere der feste, helle Honig, der früher im Jahr vor allem aus Raps und Löwenzahn hergestellt wird, sei bei den Luxemburgern sehr beliebt, hat Mike über die Jahre festgestellt. Die Bienen auf dem Galgenberg finden alleine hier Zwetschgen, Birnen und Kastanien, um ihr flüssiges Gold herzustellen. Das wird dann geschleudert, gefiltert und abgefüllt.

Die 200 bis 600 Gläser Honig, die jedes Jahr über den Tresen gehen, sind für dieses Jahr dann auch schon fast alle ausverkauft. Mit viel Nachschub sei auch nicht mehr zu rechnen, erzählt der erfahrene Imker: „Hauptsaison für die Honigproduktion ist im Juni oder Juli. Im August ist eigentlich Schluss für die Bienen. Dieses Jahr ist die Honigmenge wegen der Hitze etwas weniger ergiebig ausgefallen. Den Leuten mag das gefallen, sich bei 40 Grad ins Schwimmbad zu legen, die Bienen leiden sehr darunter.“

Acht Völker mit 50.000 Bienen

Dennoch geht es den Bienen hier gut. Insgesamt acht Bienenvölker, allesamt ungefähr 50.000 Bienen stark, sind auf dem Escher Galgenberg finden. Jedes produziert pro Jahr etwa 40 Kilogramm Honig. Umgeben sind die dabei nicht nur von einer „natürlichen Idylle“, wie sie von den beiden Imkern beschrieben wird, sondern auch von Poitou-Eseln, deren Stall direkt neben den Bienenstöcken steht. Eine Kombination, die den Tieren sichtlich nicht unangenehm ist.

Fleißig: In den sechs Wochen, die eine Biene lebt, stellt sie etwa einen Teelöffel Honig her. (Foto: Misch Pautsch)

Während alle Tierpfleger des Tierparks sich mit den Bienen auskennen, erhält Mike dennoch seit zwei Jahren insbesondere Unterstützung von Jean Morettoni: „Es ist tatsächlich eine Kunst, Bienen zu halten. Ich bin zugegebenermaßen mit der Vorstellung hierhergekommen, dass man einige Dinge lernen muss und es ab dann ziemlich einfach wird. Tatsächlich lerne ich, wie die Besucher auch, ständig neue Dinge.“

Zum Beispiel, dass die Bienenvölker hier gegen die Varroamilbe geimpft werden, die momentan in Europa vielen Bienenvölkern zusetzt. Diese Art der Impfung hat mit jener, wie sie beim Menschen eingesetzt wird, recht wenig zu tun, ist aber genauso effizient. Modifizierte Ameisensäure, die gegen die Milbe hilft, wird in den Stöcken verdampfen gelassen. Eine Prozedur, die den Bienen nicht schadet. Für die Bienen ist das Arbeitsjahr also fast vorbei. Über den Herbst und Winter werden die einzelnen Völker auf 15.000 Individuen schrumpfen und sich von den Honigreserven des Stockes ernähren, bevor die Königin im Frühjahr wieder täglich 2.000 Eier legt. Insgesamt 200.000 Eier pro Jahr wird sie produzieren und dabei die Zusammensetzung des Volkes selbst festlegen: Ob eine männliche oder weibliche Bienenlarve geboren wird, kann die Königin durch gezielte Besamung selbst bestimmen.

So werden die Schwärme des „Gaalgebierg“ und Tausende andere kommendes Jahr dann wieder mit dem Sprießen der ersten Blüten, Blumen und Knospen des Frühjahres aus ihren Stöcken fliegen, ihren Schwestern den Weg vortanzen und tun, wofür Bienen bekannt sind: fleißig arbeiten.