Der Balkan träumt: Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien wollen WM ausrichten

Der Balkan träumt: Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien wollen WM ausrichten

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Der von einem Staaten-Trio ausgerichteten WM 2026 in Mittel- und Nordamerika soll ein Gastgeberquartett folgen: Gemeinsam buhlen Europas schwächelnde Balkanbrüder Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien um die WM 2030 und möglicherweise auch um die EM 2028. Von einer WM-Tauglichkeit sind die vier Staaten allerdings weit entfernt.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser

Wenn schon kaum Brot, dann wenigstens Spiele: Kurz vor Weihnachten warteten die Würdenträger des Staatenquartetts mit der hoffnungsfrohen Kunde einer nahenden Fußballbescherung auf. Bei ihrem Vierergipfel im bulgarischen Warna haben sich die Regierungs- und Staatschefs am 22. Dezember auf die Gründung eines Organisationskomitees, das erstmals bereits im Februar tagen solle, geinigt.

Die WM-Kandidatur werde den vier Staaten bei der Modernisierung der Infrastruktur und Stadien helfen, schlägt Serbiens Präsident Aleksandar Vucic bereits eifrig die Werbetrommel: Da mit Mexiko ein lateinamerikanischer Staat schon Mitausrichter der WM 2026 sei, habe die Balkankandidatur zumindest gegenüber dem Konkurrenztrio Argentinien, Paraguay und Uruguay durchaus Chancen: „Egal wo sie steigen wird, es wird eine gute WM.“

Doch nicht nur, weil auch England eine Machbarkeitsstudie für die Ausrichtung der WM 2030 mit den anderen britischen Fußballverbänden in Auftrag gegeben hat und auch Spanien eine WM-Kandidatur mit Portugal und Marokko erwägt, sind die Chancen auf eine Balkan-WM gering: Das Quartett scheint von einer WM-Tauglichkeit noch weiter entfernt zu sein als Serbien vom anvisierten EU-Beitritt.

Viele Neubauten erforderlich

Zwar hatte das frühere Jugoslawien 1976 schon einmal eine EM ausgerichtet. Aber diese beschränkte sich damals auf vier Spiele in zwei Stadien. Im sich ständig vergrößernden Turnierformat sind für eine WM inzwischen 16 und für eine EM immerhin zehn hochmoderne Stadien erforderlich.

Zumindest Griechenland beherbergt dank der Olympischen Spiele von 2004 über vier potenzielle WM-Stadien, die allerdings überholt und zum Teil kräftig erweitert werden müssten. Rumänien verfügt in Bukarest und Cluj immerhin über zwei moderne Fußballtempel. Bulgarien und Serbien müssten alle Stadien neu errichten.

Problem Fan-Transport

Ein großes Problem wäre der Fan-Transport, der wegen des desolaten Zustands vor allem der serbischen und bulgarischen Eisenbahnen über die holprigen Balkanpisten erfolgen müsste. Doch das mit Bulgarien und Serbien sehr schlecht verbundene Rumänien verfügt nicht einmal über ein landesweites Autobahnnetz. Zu allem Übel würde zumindest die Endphase der WM in den Beginn der Ferienzeit fallen, in der Touristen und Gastarbeiter auf dem Weg nach Süden für stundenlange Staus an Maut- und Grenzstationen zu sorgen pflegen.

Die Erfolgschancen sind gering. Aber wohl auch aus politischen Gründen will das Balkanquartett den Bewerbungshandschuh dennoch in den Ring werfen. In allen vier Staaten ist in diesem Jahr mit Wahlen zu rechnen – und lässt sich mit der frohen WM-Kunde im Stimmenstreit immer punkten. „Wenn Politiker projektieren, ist alles möglich – selbst ein Stadionbau in wenigen Monaten“, ätzt der serbische Architekt Dragoslav Bakic.

Mephisto
17. Januar 2019 - 13.27

Positiv zu sehen ist, dass keines dieser 4 Länder an Korruption leidet. Das würde nämlich die FIFA nicht akzeptieren.

roger wohlfart
16. Januar 2019 - 20.00

Ausgerechnet die 4 ärmsten Länder der EU bwerben sich um die Fussball WM. Denen fehlt die Infrastruktur hinten und vorne, nicht zu reden von den grossen Entfernungen zwischen den Austragungsorten. Und das sollen verantwortungsvolle Politiker sein, die sich so etwas Unrealistisches ausdenken?