Darts-Urgestein Andy Hamilton über das Spiel: „Pure Unterhaltung und Spektakel“

Darts-Urgestein Andy Hamilton über das Spiel: „Pure Unterhaltung und Spektakel“
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Andy Hamilton gehört zu den Urgesteinen der Darts-Szene. Am Wochenende war er in Luxemburg unterwegs und ging bei den One80 Luxembourg Open sowie den Masters Open an den Start. Auch wenn es nicht mit einem Top-Ergebnis geklappt hat, freut sich Hamilton einfach nur, seiner Passion, dem Darts, nachgehen zu können. Während des Turniers sprach der frühere Vizeweltmeister mit dem Tageblatt über besondere Erlebnisse, die Entwicklung des Darts und seinen Trainingspartner Phil Taylor.

Von Pol Daix

Tageblatt: Wie hat bei Ihnen alles mit dem Darts angefangen?
Andy Hamilton: Ich spiele Darts schon seit einer geraumen Zeit, mittlerweile über 33 Jahre. Die Leidenschaft, die ich zu jeder Zeit fürs Dartsspielen habe, hat mich nach schlechteren Phasen auch besseres Darts spielen lassen, was sich dann auch positiv auf die Turniere auswirkte. Es ist einfach meine Leidenschaft, die ausschlaggebend war und immer noch ist, dass ich schon mein ganzes Leben lang Darts spiele.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Darts-Sports in den letzten Jahren?
Darts wird größer und größer und auch die Spieler werden immer besser. Mittlerweile kommen auch immer mehr junge Spieler dazu. Jedoch ist noch eine größere Entwicklung der jungen Generation nötig, um konstant gute Darts zu werfen. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Prozess, der Jahre andauern kann. Die alte Generation wird einmal wegfallen, dann sollen es die jungen Spieler sein, die sich in den Vordergrund spielen und zeigen können, dass sie da sind.

Überrascht es Sie, welche Begeisterung bei den Leuten auf den Darts-Events entsteht?
Absolut nicht. Darts ist mittlerweile so populär und eine der größten Profilierungssportarten der Welt. Es ist pure Unterhaltung und Spektakel zugleich, weswegen auch so viele Leute Darts schauen, um einfachen einen unvergesslichen Tag zu erleben. Nirgendwo kannst du eine bessere Atmosphäre erleben wie beim Darts, ohne Sorgen zu haben. Dazu kannst du noch essen und ein paar Getränke konsumieren.

Haben Sie spezielle Rituale, bevor Sie in ein Match gehen?
Ich bin sehr abergläubig, so ist der Ablauf meines Tages vor einem Turniertag immer der gleiche. So muss mein „Dresscode“ immer der gleiche sein, ebenso wie das Frühstück oder wenn ich mir sogar die Hände wasche, muss alles nach einem strikten Ablauf ausgeführt werden. Dieser Prozess muss stets respektiert werden. Läuft im Spiel was schief, denke ich darüber nach, was in meinem Ablauf nicht korrekt ausgeführt wurde.

Sie haben den Spitznamen „The Hammer“. Wie sind Sie darauf gekommen?
Ich hatte nie einen Spitznamen. Ich hatte ein Stammlokal, wo ich jeden Tag hinging, um Pfeile zu werfen. Alle Spiele, die ich dort gegen meine Freunde bestritten habe, habe ich gewonnen. Als ich dann anfing, Turniere zu spielen, ging ich zu meiner Bar und fragte meine Freunde, welchen Spitznamen ich haben könnte. Sie antworteten: „The Hammer, you always hammered us.“

Wie fühlt es sich an, vor Tausenden grölenden Leuten zu spielen? Kann man sich da überhaupt noch konzentrieren?
Natürlich. Ich sehe das so, dass dich die Zuschauer unterstützen wollen. Das beste Gefühl ist, wenn du all diese Unterstützung von den Menschenmassen bekommst. Dieser Druck, der daraus entsteht, strebt dich als Dartsspieler an. Diese mentale Belastung kann dich zu einem besseren Spieler machen. Doch das trifft nicht auf jeden zu. Für mich ist der Druck das beste Gefühl der Welt, wenn du auf der Bühne stehst und hinter dir springen alle Leute auf. Du spürst diesen Beistand der Fans. Das gibt dir einfach ein besonderes Gefühl.

Was war Ihr Karriere-Highlight?
Die Weltmeisterschaft 2012. Auch wenn ich das Finale gegen Adrian Lewis verloren habe, war es ein überragender Weg bis dorthin. Ein Premier-League-Halbfinale zu spielen, war auch großartig. Ich hatte einfach so viele tolle Momente in meiner bisherigen Darts-Karriere, die ich nie vergessen werde.

Ist es schwierig, nur vom Dartssport zu leben?
Es ist schwierig, aber wenn du gut genug bist, kannst du dir ein schönes Leben gestalten. Es geht um deinen Glauben an dich selbst, wie stark du wirklich bist und dass du wirklich die Leidenschaft hast, nur Darts spielen zu wollen. Wenn du ein guter Spieler bist, kannst du ausreichend Geld in der BDO („British Darts Organisation“) oder der PDC („Professional Darts Corporation“) verdienen.

Sie haben mit Phil Taylor trainiert. Wie besonders ist es, mit der Legende vom Darts zu trainieren?
Das Training mit Phil Taylor hat sich irreal und speziell für mich angefühlt. Er ist der Beste der Welt. Er hat mein Spiel besser gemacht, aber auch meine Psyche und das Verständnis für das Spiel.

Wie ist Phil Taylor als Person?
Er ist ein immer gut gelaunter Typ. Er lacht sehr viel, egal was passiert. Phil ist nicht nur ein wahrer Champion, sondern auch ein Gentleman. Egal, gegen wen er spielt, er hat das ultimative „Winner-Gen“ in sich und will jeden besiegen, der gegen ihn spielt. Er ist so zielstrebig wie ein Roboter. Er lebt und liebt Darts einfach so sehr. Ohne Phil wäre Darts nicht das, was es heute ist. Jeder von uns muss ihm auf die Schulter klopfen und danken, dass er diese Sportart so populär gemacht hat.

Sie waren die Nummer sieben der PDC. Ist es schwierig für Sie, jetzt an den BDO Open teilzunehmen, anstatt beispielsweise das World Matchplay (fand letzte Woche statt) zu spielen?
Natürlich würde ich gerne an größeren Turnieren teilnehmen, aber es ist für mich kein Schritt zurück, jetzt in der BDO zu spielen. Ich will mir hier wieder mein Selbstvertrauen aufbauen. Ich fühlte mich nicht mehr wohl in der PDC, da ist der Druck um vieles größer und ich verlor den Instinkt, absolut gewinnen zu wollen. Jetzt hier in der BDO bin ich wieder glücklicher und habe Spaß am Darts, was sehr wichtig für mich ist.

Haben Sie einen Standort, wo Sie am liebsten Ihre Darts werfen?
Ja, es gibt viele außergewöhnliche Plätze, aber für mich ist das Nonplusultra, in Blackpool in den „Winter Gardens“ zu spielen, wo das „World Matchplay“ stattfindet. Da sind die wirklichen Darts-Fans unterwegs, die jeden gleich unterstützen, egal wer an der Scheibe steht. Die Fans wollen einfach gute und spannende Duelle sehen und geben dir die ganze Zeit unglaubliche Unterstützung.

Gibt es einen besonderen Moment, den Sie in Ihrer Karriere nie vergessen werden?
Ja, da gehe ich wieder ins Jahr 2012 zurück, als ich gegen Simon Whitlock in Blackpool im „World Matchplay“ antrat. Ich war 8:15 hinten und hatte nichts mehr zu verlieren und spielte einfach frei auf, da Simon (Whitlock) nur noch ein Leg gewinnen musste. Ich kam Leg für Leg wieder heran und bekam wieder Selbstbewusstsein. Ich gewann das Spiel noch 17:15, gewann neun Legs in Folge und beendete das Spiel mit dem „Bullseye“. Für mich das beste Gefühl in meinem Leben.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Ich will weiter Spaß am Darts haben und an den BDO-Turnieren teilnehmen. Aber gewinnen möchte ich auch. Jedoch will ich auch das Spiel genießen, denn ohne diese Lust am Spiel kannst du nicht gewinnen. So ist die BDO perfekt für mein Leben. Ich bin nicht mehr auf einem hohen Level, aber ich kann mich immer noch mit anderen Spielern messen. Das ist das Wichtigste.