Brauerei Stuff: Wir besuchten die Mitorganisatoren des „Kirchbéier“-Festivals

Brauerei Stuff: Wir besuchten die Mitorganisatoren des „Kirchbéier“-Festivals

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Ihr Unternehmen nennen sie zwar „Brauerei Stuff“, doch die Anlage befindet sich im Untergeschoss eines Steinseler Wohnhauses. Mittlerweile besteht die Brauerei drei Jahre und ist Mitorganisator des  dritten „Luxembourg Craft Beer Festival  Kirchbéier 2019″* dieses Wochenende. Ein Ortsbesuch bei zwei Bierfreunden.

Manchmal hört man von großen Unternehmen, die ganz klein in einer Garage begonnen haben. Die „Brauerei Stuff“ ist eine solche. Wortwörtlich. Mit Brauen angefangen haben die beiden Gründer Antoine Biasino und Joseph Hallack-Wolff mit einem 50-Liter-Kessel in der Garage bei Biasinos Mutter. Mittlerweile arbeiten  sie mit zwei 300-Liter-Kesseln und besetzen das gesamte Untergeschoss des Hauses.

Begonnen hat das Abenteuer „selbst gemachtes Bier“ für die beiden vor ein paar Jahren im belgischen Gent, als sie sich dort in einer Bar kennenlernten und dank ihres gemeinsamen Interesses – gutes Bier – sympathisierten. Monate später trafen sie sich zufällig in Luxemburg wieder. Antoine hatte die Nase voll von seiner Arbeit bei einer Bank und Joseph hatte gerade sein Diplom als Bierbrauer in der Tasche.

Belgische Wurzeln

Antoine ist in Luxemburg aufgewachsen und hat in Brüssel Kommunikationswissenschaft studiert. Zurück im Großherzogtum arbeitete er acht Jahre bei einer Bank.  Aber befriedigt habe ihn das nicht. „Ich sprach jeden Tag mit irgendwelchen Leuten am Telefon und am Ende des Monats war das Gehalt auf meinem Konto. Doch das war alles nur virtuell, nichts Konkretes“, sagt der 39-jährige Biasino.

Nach seinen Gründen gefragt, warum er gerade den Bereich Bier für seinen Neuanfang wählte, weist er lachend auf seine belgischen Wurzeln hin, gibt aber auch zu, dass es eine verrückte Idee gewesen sei. Nachdem er ein paar Wochen in Holland in einer Brauerei ausgeholfen hatte, habe er sich sehr schnell dazu entschieden.

Anfang mit 50 Litern

Bei dem 28-jährigen Joseph war der Weg zur Brauerei geradliniger: In Arlon machte der aus London stammende Hallack beim IFAPME („Institut wallon de formation en alternance et des indépendants et petites et moyennes entreprises“) eine zweijährige Ausbildung zum Braumeister. In Antoine fand er den perfekten „Bierfreund“, der bereit war, mit ihm eine Brauerei zu gründen. Das war 2015; 2017 erhielten sie die Genehmigung zum Brauen.

Wie bei jeder neuer Firma, so klein sie auch sein mag, stellt sich die Frage „Wo?“. Die beiden hatten Glück, dass Antoine eine verständnisvolle Mutter hat, und richteten sich erst mal mit einem kleinen Kessel in der Garage ihres Hauses ein. Mit den ersten 50 Litern feierten sie 2016 zusammen mit einem anderen Start-up-Unternehmen (ein kleines Radio namens „Studio Lux FM“) ihren Anfang in der Decibel Bar in Hollerich.

500 Liter Bier bei jedem Brauvorgang

Das Bier gefiel und einige Kneipen erklärten sich bereit, ihr Bier zu verkaufen. Der 50-Liter-Kessel wurde bald schon durch zwei 300-Liter-Kessel ersetzt, die bei jedem Brauvorgang 500 Liter Bier ergeben. Obwohl sie mengenmäßig meilenweit davon entfernt sind, den großen Brauereien Konkurrenz zu machen, würden sie doch von diesen ausgebremst. 90 Prozent der Kneipen in Luxemburg funktionieren nach einem Lizenzsystem, wo die Brauereien bestimmen, welches Bier in „ihren“ Kneipen gezapft werden darf – meistens natürlich nur das eigene. Eine Kneipe musste ihr Einverständnis, das „Stuff-Béier“ zu vertreiben, sogar zurückziehen.

Mittlerweile ist das Bier aus Steinsel aber auch in einigen Supermärkten zu finden. Aufgrund mangelnder Produktionskapazitäten wurde bereits ein Teil ihrer Produktion in eine Brauerei ins belgische Hasselt verlagert. Wenn die Möglichkeit besteht, wird dort produziert. Allerdings erlauben die dortigen Anlagen lediglich vier der sechs Stuff-Biere zu brauen, zwei sind so spezifisch, dass nur die Anlage in Steinsel dafür geeignet ist.

Sechs verschiedene Sorten

Sechs verschiedene Sorten umfasst das Angebot bereits: vom hellen „Zingy Béier“ mit 4,1 Prozent Alkoholgehalt über „Knights in White Satin“ (eine Art Blanche mit 5,2 Prozent) bis zum „Black Widow“ (Schwarze Witwe) mit 6,5 Prozent. Das Angebot hätten sie relativ schnell erweitert – und werde sogar noch vergrößert –, um ein so breites Publikum wie möglich anzusprechen. Zur Herstellung sei so viel gesagt, dass bei „Brauerei Stuff“ kein CO2 in die Biere hinzugefügt wird – alle Biere erhalten ihren natürlichen Kohlendioxidgehalt durch das Reifen in der Flaschen oder in den Fässern. Alles in allem braucht ein Stuff-Bier vom Brauen bis zu dem Zeitpunkt, an dem es getrunken werden kann,  fast zwei Monate Zeit.

* Als „Craft Beer“ werden Biere von kleinen Brauereien bezeichnet, die von einer unabhängigen Brauerei produziert werden („craft“ bedeutet handwerklich). Da sie in kleinen Mengen produziert werden, unterscheiden sie sich im Geschmack wesentlich von den Massenprodukten der großen Brauereien. Laut „Brauerei Stuff“ besteht das Konzept einer kleinen lokalen Brauerei darin, aufregend unterschiedliche Biere anzubieten, die den Gaumen jedes Einzelnen erfreuen. Dies stehe im krassen Gegensatz zu den großen Brauereien, die sich im „Mittelmaß der Mittelmäßigkeit  drängen“.

Kirchbéier 2019

Zusammen mit Nowhere Brewing,  JM Craft Beer and Trade und Craig Mcleod organisiert  die „Brauerei Stuff“ bereits das dritte Kirchbéier-Festival. Waren bei der ersten Ausgabe fünf Mikrobrauereien mit von der Partie und bei der zweiten elf, werden es dieses Wochenende Biere aus 19 Brauereien sein, die im Park neben der Coque präsentiert werden, darunter sogar Produkte aus Japan, Schottland und Estland.
Aus Luxemburg sind außer den bereits erwähnten mit dabei:  Humulus et Fermentum, Schmaacht et, Bare Brewing, Totenhopfen , Artisan’Ale , Hoppylicious und Ramborn (Cider). Weitere Biere kommen aus Belgien und Frankreich.  
Der Eintritt zum Festival ist frei, lediglich sein Glas muss man kaufen, um die verschiedenen Biere zu kosten.
Wo & Wann? Kyosk, 10, rue Léon Hengen Kirchberg, im Central Park neben der Coque, Samstag, 31.8., von 13.00 bis 22.00 Uhr, und Sonntag, 1.9.,  von 13.00 bis 21.00 Uhr.